Handballtraining Handballübungen


6. September 2023

Abwehrsystem 5:1 – Übungen für das Verteidigen gegen einen Übergang aus dem Rückraum

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 16:47

Ziel der Übung:

  • Mögliche Lösung der Abwehr gegen Übergang aus dem Rückraum

Wie im ersten Artikel dieser Serie bereits beschrieben, soll bei dieser Variante der 5:1 Abwehr bei einem Übergang aus dem Rückraum die Formation gehalten werden und der VM nicht in den Abwehrverband zurückfallen. Der Vorgezogene orientiert sich zu einem der beiden Rückraumspieler und nimmt diesen aus dem Angriffsspiel, in dem er möglichst dessen weitere Ballannahmen verhindert. Ziel ist die Isolierung einer Angriffsseite.

Gleiches gilt bei einem zweiten Kreisläufer, der als Einläufer von LA/RA in das Spiel gebracht wird. Der jeweilige Abwehrspieler orientiert sich in Richtung des Rückraumspielers, um hier den weiteren Spielfluss zu unterbrechen und das Angriffsspiel fortan komprimiert auf einer Seite zu halten.

Die folgenden Übungen führen an diese Abwehrvariante heran.

Ausgangssituation:

RM passt zu RR (1) und geht an den Kreis über (2). VM orientiert sich direkt auf die ballferne Seite zum RL (2).

Übung 1:

Aufstellung:

Zwei Abwehrspieler, HM und HL, nehmen ihre Position ein. KM agiert zwischen ihnen. Der Angriff ist auf RR besetzt. Ein Anspieler auf RM. Bälle sind auf RR.

Ablauf:

Es wird ein 2:2 gespielt. RR passt den Ball zu RM (1) und erhält diesen wieder zurück. RM und KM spielen zusammen gegen HM und HL (2). RR wird zum Anspieler auf RM.

Coaching-Tipps:

Im Kleingruppenspiel soll zunächst das Verteidigen gegen den Kreis geübt werden. Nach dem Auflösen des VM ist im Idealfall eine Angriffsseite isoliert und die Abwehr wird vor genau dieser Aufgabenstellung stehen. Der Trainer kann hier die Schwierigkeit und Intensität steuern, in dem er das Spielfeld verkleinert/ vergrößert, das Prellen erlaubt/ nicht erlaubt oder die Anzahl der Pässe zum Anspieler auf RM einschränkt.

KM versucht durch Sperren den Raum für RR zu schaffen, die Abwehrspieler dürfen die Sperre nicht zulassen und sich um den KM herumbewegen (3).

Übung 2:

Aufstellung:

Die Angreifer besetzen RR, RA und KM sowie RM. Die Abwehrspieler nehmen die Positionen HM, HL und AL ein. Bälle sind auf RR.

Ablauf:

Das vorherige 2:2 wird nun erweitert auf ein 3:3 bzw. 4:3. RR bringt den Ball ins Spiel (1) und hat nun zwei Anspielstationen (2) bzw. mit RA einen weiteren Mitspieler (3).

Coaching-Tipps:

Je nach Leistungsstand wir die Abwehr nun vor die Aufgabe gestellt, gegen Gleichzahl oder Überzahl zu verteidigen. Die Überzahlsituation sollte jedoch Bestandteil dieser Übung sein, da hier die Abwehr noch deutlichere Absprachen treffen und eine intensivere Arbeit rund um den KM leisten muss. Der Angriff wird möglicherweise durch die Überzahl regelmäßiger zum Abschluss kommen, doch ist es die Aufgabe der Abwehr durch Verschieben und weiterhin aktiver Abwehrarbeit, dies so schwer wie möglich zu gestalten. Der Trainer kann bei einem zu großen Ungleichgewicht das Spielfeld verkleinern oder verschärfte Regeln zum Prellen oder der Passhäufigkeit einführen.

Übung 3:

Aufstellung:

Der Angriff wird nun erweitert um RM als vollwertigen Mitspieler, die Abwehr spielt in Gleichzahl ein 4:4. Somit werden im Angriff die Positionen RM, RR, RA und KM und in der Abwehr die Positionen AL, HL, HM und HR eingenommen.

Ablauf:

Es beginnt mit der Ausgangssituation von oben. RM spielt den Ball zu RR (1) und geht dann an Kreis über (2). RM arbeitet als Kreisläufer (3), der KM ist auf der Gegenseite positioniert. RR kann mit RA spielen (3) und den Angriff mit Druck auf die Abwehr fortsetzen (4).

Coaching-Tipps:

Aktuell fehlt noch VM. Es wird davon ausgegangen, dass es gelingt, die linke Angriffsseite zu isolieren, so dass RR nun mit zwei Kreisläufern und dem RA spielen muss. HR muss aufpassen, dass der Abstand zum HM nicht zu groß wird und es dem Angriff bzw. RM als Kreisläufer gelingt, eine zu große Lücke zu reißen (3). Die Absprachen zwischen HR, HM und HL müssen klar geregelt sein, wie die Kreisläufer übergeben werden und wer für den RR zuständig ist.

Übung 4:

Aufstellung:

Abschluss der Übung ist ein 6:6.

Ablauf:

Es beginnt wieder mit der Ausgangssituation von oben. RM spielt den Ball zu RR (1) und geht dann an Kreis über (2). RM arbeitet als Kreisläufer (3), der KM ist auf der Gegenseite positioniert. RR kann mit RA spielen (3) und den Angriff mit Druck auf die Abwehr fortsetzen (4).

VM hat nun die Aufgabe, die linke Abwehrseite, und hier vorrangig RL zu isolieren (5). AR muss auf LA achten, dass dieser nicht als Anspielstation dienen kann (5).

Coaching-Tipps:

Im abschließenden 6:6 werden die zuvor im Kleingruppenspiel geübten Abläufe übertragen. VM als Verteidiger gegen RL sowie AR müssen darauf gefasst sein, dass ihre Gegenspieler aktiv ins Spiel eingreifen und als Anspielstation RR unterstützen möchten. Auch im 6:6 gilt für die Abwehr, dass die Räume zwischen den Spielern nicht zu groß werden dürfen. Ziel ist es hier, eine kompakte und enge Situation für den Angriff zu schaffen, da nun nicht mehr das ganze Spielfeld zur Verfügung steht. Der Trainer muss darauf achten, dass die Abwehr eine geordnete Spielweise beibehält.

von Jens R.

22. August 2023

Übungen zur Reaktionsschnelligkeit

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 15:08

In den letzten beiden Artikeln ging es um mögliche Grundprinzipien für eine 5:1 Deckung. Der hier folgende Artikel unterbricht diese Reihe und fügt sich dennoch mit ein. Denn im Handball stehen oft nur kurze Momente zur Verfügung, um die gerade entstandene Situation richtig zu deuten und eine Entscheidung zu treffen. Sei es z.B. in der Abwehr beim Antizipieren von Bällen oder dem rechtzeitigen Heraustreten gegen einen Gegenspieler oder im Angriff z.B. beim Ballvortrag in der schnellen Mitte oder dem Tempogenstoß.


Mit einfachen Ansätzen lassen sich in einem ersten Schritt im Training die Reaktionsschnelligkeit und kognitiven Fähigkeiten weiter ausbauen. So sollen die hier aufgezeigten Übungen einige Beispiele dafür sein, wie mit visuellen, akustischen oder taktilen Reizen unterschiedliche Situationen geschaffen werden können auf welche die Spieler reagieren müssen. 

Ziel der Übung:

  • Reaktionsschnelligkeit verbessern
  • Konditionelle Grundlagen
Übungsparcours Training der Reaktionsschnelligkeit

Übung 1:

Aufstellung:

Es wird ein Viereck mit Hütchen aufgebaut. Jedes Hütchen hat eine andere Farbe. Ein Spieler steht in der Mitte des Vierecks, der zweite Spieler außerhalb.

Ablauf:

Der außerhalb stehende Spieler nennt eine oder mehrere Farben, die der Spieler dann nacheinander anlaufen muss. Hat er die Farben erreicht, kehrt er wieder in die Mitte zurück und der Spieler außerhalb nennt die nächste(n) Farbe(n).

Coaching-Tipps:

Je nach Leistungsstand kann der Spieler bis zu sechs Farben nennen. Es können Vorgaben gemacht werden, wie die Hütchen anzulaufen sind z.B. nur vorwärts/ rückwärts, mit Sidesteps, hüpfend usw.

Übung 2:

Aufstellung:

An der Wand befinden sich sechs Zettel mit jeweils einer Zahl von 1-6. Davor befinden sich zwei Spieler. Ein Spieler hat einen Würfelbecher mit 1-6 Würfeln in der Hand.

Ablauf:

Der Spieler mit dem Würfelbecher würfelt die Zahlen, der zweite Spieler muss dann zur Wand laufen und diese Zahlen mit der Hand berühren. Danach kehrt er zum Anfang zurück und es geht von vorne los.

Coaching-Tipps:

Je nach Leistungsstand können 1-6 Würfel benutzt werden. Es können weitere Vorgaben gemacht werden, wie z.B. die Zahlen in aufsteigender oder absteigender Reihenfolge zu berühren oder eine doppelte Zahl nicht direkt hintereinander berühren zu dürfen. Falls farbige Würfel vorhanden sind, können die Farben die Reihenfolge vorgeben.

Übung 3:

Aufstellung:

Ein Spieler sitzt auf der Erde, ein zweiter Spieler steht hinter ihm. Der stehende Spieler hat zwei Bälle.

Ablauf:

Auf ein Signal des stehenden Spielers dreht sich der sitzende Spieler um und steht auf. Der stehende Spieler hat zuvor seine zwei Bälle auf Hände/ Füße verteilt, was der nun aktive Spieler erkennen und diese so schnell wie möglich berühren soll.

Coaching-Tipps:

Der stehende Spieler mit den zwei Bällen soll diese bei jedem neuem Versuch an einer anderen Position halten. Mal weit vom Körper ausgestreckt, mal vor dem Bauch, am Fuß, zwischen den Knien oder auch hinter dem Rücken. Der sich umdrehende Spieler soll bei jeder Aktion vor eine neue Situation gestellt werden, diese erkennen und die Bälle schließlich berühren.

Übung 4:

Aufstellung:

Ein Spieler steht innerhalb eines mit Hütchen gebauten Kreises. Ein zweiter Spieler steht außerhalb des Kreises mit Leibchen in der Hand.

Ablauf:

Der außerhalb des Kreises stehende Spieler wirft die Leibchen in den Kreis, welche der Spieler innerhalb fangen muss, bevor diese auf den Boden fallen.

Coaching-Tipps:

Der Spieler außerhalb muss hier die richtige Geschwindigkeit, in der er die Leibchen in den Kreis wirft, abschätzen können, so dass es für den Spieler im Kreis nicht zu einfach ist, die Leibchen zu erreichen.

Übung 5:

Aufstellung:

Zwei Spieler stehen oder liegen sich an der Mittellinie gegenüber, Gesichter zueinander.

Ablauf:

Die Spieler spielen Schere/Stein/Papier. Es wird zuvor festgelegt, ob ein einzelner Punkt reicht oder z.B. zwei Siege notwendig sind, um zu gewinnen. Der Gewinner aus diesem Spiel muss im Anschluss versuchen, so schnell er kann hinter eine zuvor gezogene Linie zu gelangen. Der Verlierer soll dies verhindern, indem er ihn vor Erreichen dieser Linie berührt.

Coaching-Tipps:

Der Abstand zwischen den beiden Spielern muss so gewählt werden, dass diese sich nicht direkt nach Ende von Schere/Stein/Papier berühren können, sondern es zum Laufduell kommen muss. Durch die Lage der Ziellinie kann die Länge des Laufes verändert werden.

Übung 6:

Aufstellung:

Ein Spieler steht innerhalb eines mit Hütchen gebildeten Vierecks. Ein zweiter Spieler steht davor.

Ablauf:

Der Spieler außerhalb des Vierecks zeigt mit den Fingern die Laufrichtung des Spielers innerhalb des Vierecks an. Der Spieler innerhalb des Vierecks muss auf diese Zeichen reagieren und entsprechend die Richtung ändern.

Coaching-Tipps:

Der Spieler außerhalb des Vierecks gibt die Richtung und somit auch die Intensität vor. Er bestimmt die Bewegungen seines Mitspielers, in alle Richtungen aber z.B. auch eine schnelle Lage auf den Bauch/ Rücken etc. Die Signale müssen im Vorfeld klar kommuniziert werden, damit es während des Ablaufes keine offenen Fragen gibt. Es können zudem weitere Vorgaben gemacht werden, wie z.B. die Art der Bewegungen (Sidesteps, Laufen, Hüpfen etc.).

von Jens R.

8. August 2023

Abwehrsystem 5:1 – Übungen im 1:1 und 2:2

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 14:49

Ziel der Übung:

  • Konditionelle Grundlagen
  • 1:1 Verhalten
  • Antizipieren
  • Körperkontakt
  • Verteidigen des KM

Für die im letzten Artikel dargestellte Variante der 5:1 Deckung werden hier nun drei beispielhafte Übungen gezeigt, um an die hierfür notwendige Abwehrarbeit heranzuführen.

Übung 1:

Aufstellung:

Ein Abwehrspieler steht auf 7m auf der Position HR. Ein Angreifer steht ihm bei 8m gegenüber. Weitere Angreifer haben sich, ebenfalls auf 8m, entlang des 9m-Kreises positioniert. Jeder Spieler hat einen Ball.

Ablauf:

Jeder Angreifer spielt ein 1:1 gegen den Abwehrspieler. Der Abwehrspieler verteidigt in einer Runde nach und nach gegen alle Angreifer. Die Angreifer spielen zum Auftakt einen Pass mit Rückpass zum Abwehrspieler. Sie dürfen nicht prellen, sondern müssen mit einer schnellen Bewegung/ Täuschung den Ball im 6m-Kreis ablegen. Als Variante kann nach erfolgreichem Durchbruch der Torwurf erfolgen. Der Abwehrspieler spielt eine Runde, danach wird gewechselt.

Coaching-Tipps:

Ziel der Übung ist ein intensives 1:1-Verteidigen in kurzen Abständen hintereinander und gegen verschiedene Angreifer. Der Trainer kann die Intensität steuern, indem eine erfolgreiche Abwehraktion ein erneutes Angreifen des Gegenspielers zur Folge hat und der Abwehrspieler somit nicht zum nächsten Gegenspieler wechselt. Es kann vereinbart werden, dass der Angriff jeweils drei Versuche erhält, um einen Durchbruch zu schaffen. Für eine noch deutlich stärkere konditionelle Belastung ist eine Vorbelastung der beiden Spieler vor jeder Aktion denkbar, z.B. Liegestütze oder Hocksprünge etc. Dies muss der Trainer aber anhand der Voraussetzungen und des Leistungsstand steuern.

Übung 2:

Aufstellung:

Die Angreifer besetzen RM und KM, die Abwehr VM und HM. Ein Anspieler auf RL und ein Anspieler auf RR. Bälle liegen bei RM.

Ablauf:

Auftaktpass mit Rückpass vom RM zum RL (1 + 2). RM startet das 1:1 gegen VM (3). KM stellt eine Sperre (4). HM begleitet KM bis zur Sperrstellung (5). RM muss mit KM eine Lösung für die Spielsituation suchen, die Abwehrspieler verteidigen diese. RM kann RL oder RR als Anspielstation nutzen, es bleibt aber beim 2:2 (6 + 7).

Coaching-Tipps:

Hier wird eine mögliche Variante des Verteidigens einer Sperre bei VM trainiert. HM begleitet KM bis in die Sperre und macht dadurch die Räume eng. Es muss jedoch darauf geachtet werden, den Raum hinter den beiden Abwehrspielern zu verteidigen. Die Absprachen zwischen den Abwehrspielern müssen klar kommuniziert sein, z.B. was passiert, wenn sich KM wieder in den freien Raum absetzt.

Der Trainer kann Vorgaben für den Angriff machen, in dem die Sperre z.B. nur an einer Seite gesetzt werden oder nur eine bestimmte Anzahl an Pässen gespielt werden darf. Eine Erweiterung auf ein 3:3 ist möglich, um eine neue Spielsituation darzustellen, wie z.B. einem Einläufer des Angriffs von Außen. Hier gilt es für den entsprechenden Abwehrspieler HR oder HL das aktive Verteidigen gegen den Einläufer im Abwehrverband abzusprechen, den Raum hinter VM zu verteidigen und ein Anspiel an den Außen zu verhindern.

Der Trainer kann außerdem die Intensität und Schwierigkeit durch ein Verbot des Prellens, den erlaubten Radius des KM oder die Spielfeldbreite steuern.

Übung 3:

Aufstellung:

Der Angriff besetzt den Rückraum, ein Abwehrspieler steht auf HL. Die Bälle befinden sich bei einem Anspieler auf der Position LA.

Ablauf:

Der Ball wird von LA ins Spiel gebracht (1) und im Rückraum gepasst (2 – 4). RM kreuzt RL (5 + 6), RL spielt den Pass zu RR (7). HL hat die Aufgabe, diesen gespielten Ball abzufangen und einen Tempogegenstoß zu laufen (7). Sollte der Pass gelingen, wird der nächste Abwehrspieler zu HR und die Abfolge wiederholt sich mit dem Pass von RR zu RL.

Coaching-Tipps:

Eine zunächst einfach scheinende Aufgabe, die das Antizipieren und Abfangen eines Passes trainieren soll. Dennoch muss der Abwehrspieler selber entscheiden, wann er heraustritt um sich in den Passweg zu stellen und eine Möglichkeit sieht, den Ball abzufangen. Der Angriff soll zunächst das Kreuzen als Auftaktbewegung benutzen. Die Schwierigkeit kann stetig gesteigert werden. Der Gekreuzte RL kann einen direkten Pass spielen, eine Wurftäuschung ansetzen und somit den Pass verzögern oder auch eine Passtäuschung vollziehen und zurück zu RM spielen. Ebenso kann auf der Position des VM ein Abwehrspieler den Spieler aus der Kreuzbewegung (hier: RL) annehmen und zunächst im 1:1 verteidigen, so dass HL genau beobachten muss, um im richtigen Moment nach vorne zu treten.

Der Trainer sollte dies je nach Leistungsstand steuern, um Erfolgserlebnisse für HL zu gewährleisten, gleichzeitig aber auch möglichst spielnahe Situationen herbeizuführen.

von Jens R.

29. März 2023

Die schnelle Mitte 3: Vom ersten Pass zum Torabschluss

Kategorie: Allgemein,Tempospiel – Autor: KaiDittrich – 18:06

Ziel der Übung:

  • Ablauf eines einfachen Konzeptes zur schnellen Mitte
  • Torabschluss

Im ersten Teil der Übungsreihe wurden zunächst die Abläufe für einen schnellen Anwurf nach einem erhaltenen Tor geübt. Im zweiten Teil der Übungsreihe lag der Fokus auf den Rückraumspielern, welche nach der erfolgten schnellen Mitte eine Überzahl auf einer Außenseite herausspielen sollen.
Im hier nun abschließenden dritten Teil wird das Konzept zusammengefügt und der gesamte Ablauf erklärt.

Aufstellung:

Die Übung erfolgt in der spielnahen Situation und somit im 6:6 mit zwei Torhütern. Die Mannschaft, welche die schnelle Mitte ausführen wird, befindet sich in der Abwehr. Für die zunächst angreifende Mannschaft können die Vorgaben individuell bestimmt werden (Angriffskonzepte üben, freies Spiel etc.) – wichtig ist der zu erfolgende Torabschluss. Sollte es für die Abwehr zu lange dauern ist auch das Eingreifen des Trainers denkbar, so dass auf ein Kommando der Torwart ohne Torabschluss einen neuen Ball ins Spiel bringt und die schnelle Mitte ausgeführt wird.

Ablauf:

Es erfolgt als Auftakt ein 6:6 in einer spielnahen Situation. Der Angriff schließt mit einem Torwurf ab (1). Im Anschluss starten als erstes KM und LA zum Angriff. KM in Richtung Mittellinie, um den Anwurf auszuführen. LA um bereits die ersten Meter zurückzulegen und somit nach dem Anpfiff mit dem richtigen Timing den Ball von KM zu erhalten (2).

Der Torwart bringt den Ball ins Spiel und passt zum bereits an der Mittellinie wartenden KM (3). LA kennt seinen Laufweg und muss unmittelbar nach Anpfiff auf Höhe vom KM sein um den Ball entgegenzunehmen. Die restlichen Mitspieler ziehen nach. Vor allem RA muss zügig in die Richtung seiner Position im Angriff, da er nach dem Anpfiff den ersten Pass von LA erhält. RM muss den Laufweg von LA beachten und darf nicht zu schnell nach vorne starten.

LA erhält nach dem Anpfiff den Pass von KM (4) und trägt ihn in die gegnerische Hälfte in den Bereich zwischen IL und HL (5). Die Mitspieler ziehen nach: RA in Richtung der hohen Rechtsaußen-Position, RR und RM noch etwas zurückhaltend, um nicht am Anfang zu nah an der Abwehr zu sein und RL in Richtung der hohen Linksaußen-Position (alle 5).

LA spielt den Pass zu RA, währenddessen zieht auch RR nach (6). LA positioniert sich nach seinem Pass als zweiter Kreisläufer zwischen HL und AL (7).

RA startet die Passfolge zu RR (7), von RR zu RM (8) und von RM zu RL (9). RA, RR und RM stoßen vor dem Pass zur passfernen Seite um die (möglicherweise noch nicht sortierte) Abwehr weiter in Bewegung zu halten. RL startet mit einem weiten Bogen auf die Abwehr zwischen HR und IR in den Pass von RM.

RL stößt weit über die Mitte bis zum IR. KM stellt zeitgleich die Sperre auf der Innenseite von HR (10). Pass zu RM, dieser stößt auf die Abwehr zwischen IL und HL (11/12). Pass zu RR, welcher zwischen HL und AL stößt. LA stellt die Sperre auf der Außenseite von HL (13). Pass zum RA und Torabschluss (14).

Coaching-Tipps:

Der hier dargestellte Ablauf ist zunächst einmal der Idealfall. Bereits mit der Ballannahme des LA von KM sollten aber alle Spieler die Abwehr beobachten und schauen, wie gut diese bereits in ihre Formation gefunden hat. Eventuell hat schon der LA die Möglichkeit eines schnellen Torabschlusses. Das Ziel ist am Ende die Überzahl auf Außen (hier: RA), doch nach dem Abspiel von LA zu RA muss im Anschluss jeder Spieler seine jeweilige Situation selber einschätzen können, ob sich bereits eine Lücke bietet oder weitergespielt werden muss. Auch beim Rückstoß, wo RL vielleicht die Chance eines Zusammenspiels mit dem KM bekommt – oder mit dem entsprechenden Druck auf den Innenblock zu RM passt.

Außerdem zu beachten:

  • LA kommt mit einer hohen Geschwindigkeit zur Mitte, muss aber in der Lage sein, nach dem Erhalt des Ballls noch einmal zu beschleunigen. Zudem muss KM den Pass so spielen, dass LA das Tempo nicht abbrechen muss.
  • RA muss für sich die richtige Geschwindigkeit finden, damit er nicht vor dem Anpfiff über die Mittellinie läuft – aber danach dann anspielbereit für LA ist.
  • RR und RM müssen ihre Laufwege und ihre Geschwindigkeit so gestalten, dass sie zunächst LA und RA nicht behindern, dennoch aber rechtzeitig für die Anspiele in der gegnerischen Hälfte sind.
  • RL nimmt die Position auf der hohen Linksaußen-Position ein um zunächst den Abwehrspieler AR zu beschäftigen und somit vielleicht eine korrekte Zuordnung der Abwehr zu verhindern.
  • Sollte AR eine Manndeckung gegen RL ausführen, um den Pass von RM zum anlaufenden RL verhindern zu wollen, könnte sich KM hinter AR oder als LA positionieren. In diesem Fall sollte aber schon von RA nicht zur passfernen Seite sondern zwischen AL und HL gestoßen werden. LA stellt dann die Sperre an der Innenseite von AL.

von Jens R.

24. November 2022

Schnelligkeitstraining für ein erfolgreiches Umschaltspiel

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 13:42

Das Handballspiel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig in seiner Geschwindigkeit weiterentwickelt. Vor allem nach den Regeländerungen 1997 und 2001 zur Einführung der schnellen Mitte wurde der Anstieg von Tempo und Schnelligkeit und die Anzahl der abgeschlossenen Angriffe innerhalb eines Spiels deutlich. In der Saison 2019/20 ergaben sich so in der 1. Handball-Bundesliga im Schnitt 48,9 Angriffe innerhalb von 60 Minuten pro Mannschaft (1972 bei den Olympischen Spielen waren es im Schnitt 38,8).

Die mit Beginn der Saison 2022/23 in Kraft getretenen Regeländerungen beim Zeitspiel (nach passivem Vorwarnzeichen der Schiedsrichter sind nur noch vier Pässe der angreifenden Mannschaft erlaubt) und beim Anwurf (der Anwurf muss nicht mehr mit dem Fuß auf der Mittellinie, sondern darf innerhalb einer Anwurfzone ausgeführt werden) setzen diesen Trend weiter fort.

Daher möchten wir in einer kleinen Serie in den nächsten Artikeln den Schwerpunkt auf das Training des Tempospiels legen – mit Übungen zum Tempospiel in der 1. Welle und 2. Welle, der schnellen Mitte aber auch, wie das Tempospiel des Gegners verteidigt werden kann.

Theoretische Überlegungen vorweg

Im Handballsport verbinden sich die beiden Komponenten der Bewegungs- und Reaktionsschnelligkeit.

Die Reaktionsschnelligkeit, und somit die kognitive Fähigkeit der Wahrnehmung auf ein Signal oder einen Reiz wird z.B. beim Umschalten von der Abwehr auf den Angriff benötigt, beim Ausführen eines schnellen Anwurfes nach dem Pfiff des Schiedsrichters oder aber auch beim Reagieren auf eine veränderte Situation wie z.B. ein plötzlich freier Ball, welcher gerettet werden muss. Er erfolgt somit visuell oder akustisch oder z.B. auch gekoppelt, z.B. durch Pfiff und gleichzeitiges Handzeichen des Schiedsrichters.

Die Bewegungsschnelligkeit – und somit die motorische Fähigkeit bestimmte Bewegungen in hoher Intensität bzw. hohem Tempo auszuführen – benötigt der Spieler auf dem Handballfeld bei jedem Antritt in Angriff und Abwehr, dem Tempogegenstoß oder dem Absprung und Torwurf.

Bedeutung für das Tempospiel

Grundlegende Voraussetzungen, wie z.B. eine gute Wahrnehmung und somit eine schnelle Reaktion oder die Fähigkeit eines schnellen Antritts und eines Sprints, müssen vorhanden sein oder im Training aufgebaut bzw. weiterentwickelt werden.

Einige isolierte Möglichkeiten die Antrittsschnelligkeit zu verbessern, wurden hier vor längerer Zeit schon einmal vorgestellt: Die Antrittsschnelligkeit verbessern oder Maximalschnelligkeitstraining mit Bergsprints. Ergänzungen dazu sind z.B. auch das Lauf- oder Sprint ABC, wo es vor allem um die Technik des Laufens und die Verbesserung ihrer Ausführung geht. Ein spezielles Krafttraining zur Ausbildung der benötigten Muskulatur kann ebenfalls Fortschritte erbringen.

Spielerisch lässt sich der Antritt z.B. mit den ebenfalls hier schon einmal gezeigten Übung trainieren: Verbesserung der Beinarbeit oder Antrittsschnelligkeit. Grundsätzlich dienen Wettkampfspiele zwischen zwei Mannschaften oder zwei Spielern immer als gute Möglichkeit, die Sprintfähigkeiten zu testen und zu trainieren.

Die Reaktionsschnelligkeit lässt sich in spielerischer Form z.B. trainieren, indem sich zwei Mannschaften an der Mittellinie gegenüberstehen (oder noch besser auf dem Bauch liegen). Der Übungsleiter ruft eine Zahl (komplexer: eine kleine Rechenaufgabe). Bei gerader Menge wird jeweils die eine bzw. bei ungerader Menge die andere Mannschaft zum Jäger/Gejagten ist, wobei der Gejagte hinter die eigene Grundlinie kommen muss ohne abgeschlagen zu werden.

Im Trainingsalltag ist es vor allem sinnvoll eine Kombination des Trainings von Wahrnehmungs- und Antrittsgeschwindigkeit gepaart mit wettkampfnahen Übungen zu forcieren. Beispiele dazu findet ihr hier: Schneller Balltransport oder Schulung der Handlungsschnelligkeit.

In unserem nächsten Artikel wird es darum gehen, Schnelligkeit effizient in der ersten Angriffswelle einzusetzen.

Trainingsübung zum Tempospiel

Umschaltspiel 4 vs. 3 nach Vorbelastung

Material:

2 Koordinationsleiter

Leibchen

Handbälle

Organisation:

Die Rückraumspieler stellen sich auf RL und RR an – die Außen- und Kreisspieler stehen hinter der jeweiligen Koordinationsleiter. Die 3 Abwehrspieler stehen gestaffelt in der anderen Hälfte.

Übungsablauf:

Der Trainer spielt einen Pass in die Vorwärtsbewegung zu RL (1), der diesen zu RR (2) weiterleitet, wo mit Torwurf abgeschlossen wird (3). Danach starten sowohl die Rückraumspieler, als auch die Außenspieler (durch die Koordinationsleiter) zum Gegenstoß. Der Torhüter passt zum vorherigen Torschützen (alles 4). Die Abwehrspieler durften ihre Position bisher nur in der Breite, nicht jedoch in der Tiefe verändern. Mit dem Pass vom Torhüter zum Rückraumspieler ändert sich das und sie dürfen frei verteidigen. Die 3 Angriffsspieler versuchen nun 3 vs. 2 ein Tor zu erzielen.

Variationen:

Die Abwehrspieler dürfen ihre Position sofort nach dem Torwurf des Rückraumspielers (3) verändern. Der Torhüter entscheidet nun, ob er den Ball trotzdem zum Rückraumspieler oder direkt zu den Außen spielt.

Coaching Tipps:

Die Außenspieler sollten schnellstmöglich in die Nahwurfzone kommen, um bei den Abwehrspielern eine Entscheidung zu provozieren.

Die Außenspieler müssen beobachten, ob sie das Spiel nach dem Erreichen der Nahwurfzone, besser breit halten oder die Abwehr hinterlaufen.

Diese Übung ist Teil der Trainingssammlung „Komplexes Tempospiel in der ersten und zweiten Welle“, die hier heruntergeladen werden kann.

Quellen:

https://handballytics.de/spielgeschwindigkeit/

Luig, P.: „Verletzungen im deutschen Profihandball der Männer – Epidemiologische Aspekte von Wettkampfverletzungen bei Erst- und Zweitligaspielern (2010 – 2013) unter Berücksichtigung systematischer Videoanalysen“. Diplomarbeit Ruhr-Universität Bochum, 2015.

Steinhöfer, D.: „Athletiktraining im Sportspiel“. Philippka Sportverlag, 2008

30. Juni 2022

Handball meets Fußball

Für die folgende Spielform brauchen wir 2 Mannschaften und viel Platz. Am besten und spaßigsten lässt sich die Idee in der ganzen Halle (Zweifach- oder Dreifachturnhalle) umsetzen.

Dementsprechend solltet ihr ebenfalls eine hohe Teilnehmeranzahl zur Verfügung haben. Zwischen 10 und 20 Spieler sind empfehlenswert.

Ziel der Spielform ist das schnelle Umschalten zwischen Fußball und Handball.

Außerdem erlernen die Teilnehmenden die häufigen Angriff-/Abwehrwechsel schnell wahrzunehmen und anschließend sich gut an neue Situationen anzupassen.

Eine neue und spaßige Warm-Up Idee

Als Grundregel gilt, dass im 9-Meter-Raum Fußball gespielt und auf dem Rest des Handballfeldes Handball gespielt wird. Das Ziel ist es Tore zu schießen! Erzielte Tore außerhalb des 9-Meter-Kreises durch die Hand zählen nicht. Tore per Kopf sind erlaubt. Für die Grafik gilt folgendermaßen, der hellblaue Raum ist der Handballbereich und im weißen Raum ist der Fußballbereich.

Sorgt dafür, dass die Spieler eine Manndeckung spielen. So bekommt ihr als Trainer viel Bewegung in euer Warm-Up und das Spiel wird schneller und vor allem auch spaßiger. Feste Torhüter sind nicht erlaubt. Es dürfen alle Spieler den Ball abwehren, aber Handballspiel ist im 9-Meter-Raum für alle strikt verboten.

Tipp: Lasst die Teilnehmer einfach spielen. Mit der Zeit werden sie eigene Regeln aufstellen und Taktiken entwickeln. Hauptsache die obengenannten Grundregeln werden eingehalten.

Variationsmöglichkeiten

Durch ein Prellverbot für den Handballraum könnt ihr das Zusammenspiel innerhalb des Teams fördern.

Eigenvorlagen aus dem Handball-Teil in den Fußball-Teil werden verboten.

Unterschiedliche Bälle benutzen. Nach einem Torerfolg einer Mannschaft wird die Art des Balles gewechselt. Beispielsweise wird mit einem Handball gestartet und danach auf einen Tennisball gewechselt.

Eine bestimmte Anzahl an Ballkontakten pro Mannschaft muss durch lautes Mitzählen, vor dem Torerfolg, erzielt werden.

Der Torerfolg zählt nur, wenn alle Spieler der erfolgreichen Mannschaft in der gegnerischen Spielfeldhälfte sind.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

von Finn Wäsch

30. Mai 2022

Hindernisball

Beim Spiel „Hindernisball“ geht es um die spielerische Verbesserung der Fangbewegung. Gleichzeitig werden die Hand-Augen-Koordination und die Antizipation des Balles geschult. Für Handballanfänger im Grundschulalter ist die Spielform sehr geeignet und bringt eine Menge an Spaß und Herausforderung mit sich.

Hand-Augen-Koordination und Antizipation des Balles

Zuerst wird die Gruppe in 2er Teams aufgeteilt. Je nachdem wie viele Spieler zur Verfügung stehen, muss die Anzahl der Spielfelder angepasst werden. Denn am besten lässt sich die Spielform im 2 gegen 2 auf dem Badmintonspielfeld der Turnhalle spielen. In die Mitte des Badmintonfeldes kommt ein Hindernis, welches die Sicht der Spieler auf das gegnerische Feld blockiert. Im obigen Bild ist mit Kästen gearbeitet worden, aber es kommen auch Weichbodenmatten in Frage. Der verwendete Sichtschutz sollte um einiges größer und höher sein als eure Teilnehmer. So sorgt ihr dafür, dass der Ball in einem hohen Bogen über das Hindernis geworfen werden kann.

Ein Team bekommt den Spielball und hat das Ziel den Handball so über das Hindernis zu werfen, dass er innerhalb des gegnerischen Feldes auf dem Boden aufkommt. Das Fängerteam muss die Flugbahn des Ball antizipieren und diesen vor dem Bodenkontakt auffangen. Im Anschluss hat das Fängerteam den Spielball und darf den Ball über das Hindernis werfen. Bei einer Bodenberührung des Balles gibt es einen Punkt für das Werfer-Team.

Variationsmöglichkeiten

Falls das Spiel für Anfänger zu schwer sein sollte, müssen die Werfer vor dem Abwurf des Balles ein akustisches Signal geben.
Es besteht die Möglichkeit, dass die Spieler sich sehr viel Zeit zwischen den Würfen lassen. Um dagegen vorzugehen, könnt ihr einen Countdown für die Werfer von 5 Sekunden einführen. So wird das Spiel schneller und die Teams müssen sich zügiger auf kommende Aktionen vorbereiten.
Außerdem können unterschiedliche Arten von Bällen genutzt werden. Neben den eigentlichen Handbällen sorgen Tischtennisbälle und Tennisbälle für abwechslungsreiche Verhältnisse und stellen die Spieler vor neue Herausforderungen.

Von Finn Wäsch

9. Mai 2022

Burgwächter

In „Burgwächter“ sollen erste Handballtechnikaspekte mit Spaß kombiniert werden. Wir wollen den Kindern ein erstes Ballgefühl, kooperatives Spiel, sowie das Erlaufen von Bällen beibringen. Im Fokus stehen Grundelemente der Wurf- und Passbewegung die spielerisch vermittelt werden. Es steht nicht das perfekte Wurfbild im Fokus, sondern Spaß an der Bewegung und Zielerreichen durch Ausprobieren. Zahlreiche Studien zeigen eine gute Entwicklung durch die Einführung von Themen durch Spielformen.

Technikentwicklung durch Spielformen

Aus 2 Bänken und aus 2 Kästen wird ein Viereck, mit der Größe von 4×4 Metern, gebildet. Die Ecken sollten möglichst geschlossen sein. In dieses Rechteck kommen möglichst viele Bälle aller Art. Dafür solltet ihr in erster Linie Softbälle nutzen. Anfangs könnt mehr Bälle nehmen als ihr vermutet, da das Rauswerfern schneller geht als man denkt. Mit einem Abstand von 1 Meter von diesem Rechteck aus Kästen und Bänken (Burg) steckt ihr mit Hütchen einen Kreis ab. Der Kreis sorgt dafür, dass die Kinder ihre Bälle aus kurzer Entfernung in die „Burg“ zurückwerfen. Es sind immer 2 Kinder Burgwächter und müssen die Bälle aus ihrer Kastenburg hinauswerfen (siehe Grafik). Die anderen Kids stehen um die Burg herum müssen die Bälle sammeln und zurückwerfen. Dabei dürfen die Ritter außerhalb der Burg immer nur einen Ball aufnehmen und zurückwerfen.

Der Spielablauf ist sehr simpel. Die Burgwächter müssen versuchen alle Bälle aus ihrer Burg herauszuwerfen. Die Ritter müssen die Bälle wieder hineinwerfen.

Schaffen es die Burgwächter alle Bälle aus ihrer Burg hinauszuwerfen haben sie gewonnen. Ebenso haben die Eroberer gewonnen, wenn sie alle Bälle aus dem Feld in die Burg geworfen haben. Versucht trotzdem kleine Technik Elemente anzusprechen und diese den Kids zu vermitteln. Ein wichtiger Aspekt ist die korrekte Wurfbewegung der Spieler. Außerdem könnt ihr in fortgeschrittenen Versionen den Kids die richtige Fangtechnik (Dreieck zwischen Daumen und Zeigefingern) zeigen.

Zusätzliche Variationen für fortgeschrittene Kids

Platziert 2 Kinder als Blockspieler zwischen Burg und Hütchen. Sie dürfen die geworfenen Bälle der Angreifer abblocken.

Bei Fortgeschrittenen können auch unterschiedliche Bälle genutzt werden, wie zum Beispiel Tennisbälle/Handbälle oder auch Tischtennisbälle.

Falls ihr das Spiel untereinander der Kids fördern möchtet, könnt ihr die Ritter ihn Sammler und Werfer unterteilen. Die Sammler dürfen nur die Bälle einsammeln und müssen zu einem Werfer passen. Diese Spieler dürfen dann einen Ball in die Burg hineinwerfen. Dadurch werden erste kooperative Ansätze des Handballspiels geschaffen.

Ihr könnt auch 2 Burgen gleichzeitig aufbauen und die Teams gleichzeitig gegeneinander spielen lassen. Zusätzlich können die wandnahen Bänke durch Handballtore ausgetauscht werden.

Von Finn Wäsch

24. April 2022

Den Garten freihalten

Kategorie: Allgemein,Jugendtraining,Spielformen,Technikschulung,Wurftraining – Autor: KaiDittrich – 20:47

In „Den Garten freihalten“ verpacken wir technische Elemente des Handballspiels in eine Spielform. Das Hauptaugenmerk des Spiels liegt auf der Wurftechnik. Besonders für die jungen Handballanfänger im Grundschulalter ist diese Spielform sinnvoll und spaßig zugleich.

Die Spielform eignet sich als Aufwärmspiel, aber auch als Zielspiel am Ende der Stunde.

Spaß und erste Technikaspekte stehen im Vordergrund

Als Spielfeld eignet sich ein Hallendrittel einer Sporthalle gut für die Umsetzung. Falls Trennvorhänge in der Sporthalle vorhanden sind, könnt ihr diese als seitliche Begrenzung nutzen. Mit Turnbänken wird das Spielfeld in zwei Hälften geteilt. Die Gruppe wird in zwei gleichgroße Mannschaften aufgeteilt und die Teams stellen sich in ihre Felder. Vor dem Start bekommt jedes Team dieselbe Anzahl an Bällen (Anzahl Bälle = Anzahl der Spieler).

Als Idee zur interaktiveren und metaphorischeren Gestaltung des Spiels ordnet ihr den Spielern bestimmte Rollen zu. So werden die Werferinnen und Werfer zu Gärtnern und die Spielfeldhälften sind die zugehörigen Gärten. Die Handbälle sind alte Äpfel oder Blätter, die in den anderen Garten geworfenen werden sollen.

Das Startkommando erfolgt und nun gilt es alle Bälle aus der eigenen Hälfte in den „Garten“ des gegnerischen Teams zu werfen. Das Team, das zuerst alle Bälle aus ihrer Hälfte rauswirft, gewinnt das Spiel. Falls nach einiger Zeit kein Gewinner feststeht, stoppt das Spiel und die Mannschaft mit weniger Bällen in ihrer Spielfeldhälfte gewinnt das Spiel.

Die Spieler dürfen immer nur einen Ball aufnehmen und werfen. Im Anschluss können sie einen neuen Ball holen. Das Schießen der Handbälle ist nicht erlaubt.

Ihr könnt für die Übung Handbälle nutzen. Aus persönlicher Erfahrung lässt sich allerdings sagen, dass eine hohe Anzahl von Spielern und kleine Sporthallen zu mehr Chaos und unkontrolliertem Ablauf führen können. Bei solchen Gegebenheiten könnt ihr die Kids mit Softbällen spielen lassen, um unangenehme Situationen zu vermeiden.

Weitere Ausbaumöglichkeiten der Spielform

Für Gruppen mit fortgeschrittenen Spielern könnt ihr einfache Zusatzregeln einbauen. So dürfen sie mit dem Ball in der Hand maximal drei Schritte gehen und ansonsten muss der Ball geprellt werden. Oder der Ball muss mit der Nicht-Wurfhand auf die andere Seite geworfen werden.

Von Finn Wäsch

31. März 2022

Piraten gegen Küstenwache

In „Piraten gegen Küstenwache“ geht es um die spielerische Vermittlung der Pass- und Wurfbewegung im Handballsport. Passgassen oder repetitive Würfe gegen die Hallenwand sind eher motivationshemmend für Handballanfängerinnen. Die Kids müssen Spaß beim Erlernen eines Bewegungsablaufs haben und das geht am einfachsten über eine Spielform mit metaphorischem Hintergrund. In unserem Falle verpacken wir die Werfer als „Küstenwache“ und die Läufer als „Piraten“.

Erste Spielerische Vermittlung der Pass-/Wurftechnik

Für einen reibungslosen Ablauf benötigen wir eine freie Hallenwand. Nutzt am besten die lange Seite der Sporthalle. Bevor es losgeht, müssen einige Verstecke und Schutzmöglichkeiten für die Läufer aufgebaut werden. Es eignen sich große Kästen, Weichbodenmatten, Bänke oder auch Kombinationen aus Turnmatten und kleinen Kästen dafür. Diese werden im Abstand von 4 Metern an der Hallenwand aufgebaut. Am Anfang und am Ende der „Bahn“ werden kleine umgedrehte Kästen gestellt. Der hintere Kasten beinhaltet Tennisbälle als „Schätze.“ Um die kleinen Kästen muss eine „Safe-Zone“ sein, um die Läufer bzw. die Piraten zu schützen.

Ablauf

Die Piraten müssen die Bahn hochlaufen. Am Ende angekommen, können sie einen Tennisball aus der Kiste nehmen. Anschließend müssen sie diesen in ihre eigene Basis bringen. Pro zurückgebrachten Ball gibt es einen Punkt.

Die Werfer/Küstenwache sollen dies verhindern, indem sie die Piraten mit Softbällen von der Seite aus abwerfen. Dabei stehen sie hinter einer mit Pylonen abgesteckten Linie.  Ein getroffener Pirat muss wieder von vorne starten. Falls er auf dem Rückweg getroffen wird, muss er vorher den Ball wieder in die Kiste am Ende der Halle bringen und am besten außenherum zur Startbasis zurücklaufen.

Als Coaches solltet Ihr einen Blick auf grobe Technikaspekte legen. Aufgrund des jungen Alters der Kids steht erstmal der Spaß und das Resultat im Fokus. Allerdings können erste kleine Fehler, wie zum Beispiel die Höhe des Wurfarmes oder die Beinstellung korrigiert werden. So sorgt ihr dafür, dass sich die Würfe der Jungen und Mädchen verbessern und der Spaß steigt automatisch mit dem Erfolg nach Treffern an.

Das Team mit den meisten gesammelten Tennisbällen gewinnt.

Variationen für Fortgeschrittene

Bei Fortgeschrittenen können folgende Variationen eingebaut werden: Das Abwerfen der Piraten durch die Küstenwache gibt ebenfalls einen Punkt und der Abwurf mit der Nicht-Wurfhand gibt 2 Punkte pro Treffer. Ihr könnt den Spielern weniger Bälle zur Verfügung stellen, damit die Werfer kooperativer spielen müssen.

Außerdem könnten die Kids ihre eigenen Verstecke aufbauen und eigene Taktiken als Werfer/Küstenwache und Läufer/Piraten entwickeln.

Von Finn Wäsch