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24. November 2022

Schnelligkeitstraining für ein erfolgreiches Umschaltspiel

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Das Handballspiel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig in seiner Geschwindigkeit weiterentwickelt. Vor allem nach den Regeländerungen 1997 und 2001 zur Einführung der schnellen Mitte wurde der Anstieg von Tempo und Schnelligkeit und die Anzahl der abgeschlossenen Angriffe innerhalb eines Spiels deutlich. In der Saison 2019/20 ergaben sich so in der 1. Handball-Bundesliga im Schnitt 48,9 Angriffe innerhalb von 60 Minuten pro Mannschaft (1972 bei den Olympischen Spielen waren es im Schnitt 38,8).

Die mit Beginn der Saison 2022/23 in Kraft getretenen Regeländerungen beim Zeitspiel (nach passivem Vorwarnzeichen der Schiedsrichter sind nur noch vier Pässe der angreifenden Mannschaft erlaubt) und beim Anwurf (der Anwurf muss nicht mehr mit dem Fuß auf der Mittellinie, sondern darf innerhalb einer Anwurfzone ausgeführt werden) setzen diesen Trend weiter fort.

Daher möchten wir in einer kleinen Serie in den nächsten Artikeln den Schwerpunkt auf das Training des Tempospiels legen – mit Übungen zum Tempospiel in der 1. Welle und 2. Welle, der schnellen Mitte aber auch, wie das Tempospiel des Gegners verteidigt werden kann.

Theoretische Überlegungen vorweg

Im Handballsport verbinden sich die beiden Komponenten der Bewegungs- und Reaktionsschnelligkeit.

Die Reaktionsschnelligkeit, und somit die kognitive Fähigkeit der Wahrnehmung auf ein Signal oder einen Reiz wird z.B. beim Umschalten von der Abwehr auf den Angriff benötigt, beim Ausführen eines schnellen Anwurfes nach dem Pfiff des Schiedsrichters oder aber auch beim Reagieren auf eine veränderte Situation wie z.B. ein plötzlich freier Ball, welcher gerettet werden muss. Er erfolgt somit visuell oder akustisch oder z.B. auch gekoppelt, z.B. durch Pfiff und gleichzeitiges Handzeichen des Schiedsrichters.

Die Bewegungsschnelligkeit – und somit die motorische Fähigkeit bestimmte Bewegungen in hoher Intensität bzw. hohem Tempo auszuführen – benötigt der Spieler auf dem Handballfeld bei jedem Antritt in Angriff und Abwehr, dem Tempogegenstoß oder dem Absprung und Torwurf.

Bedeutung für das Tempospiel

Grundlegende Voraussetzungen, wie z.B. eine gute Wahrnehmung und somit eine schnelle Reaktion oder die Fähigkeit eines schnellen Antritts und eines Sprints, müssen vorhanden sein oder im Training aufgebaut bzw. weiterentwickelt werden.

Einige isolierte Möglichkeiten die Antrittsschnelligkeit zu verbessern, wurden hier vor längerer Zeit schon einmal vorgestellt: Die Antrittsschnelligkeit verbessern oder Maximalschnelligkeitstraining mit Bergsprints. Ergänzungen dazu sind z.B. auch das Lauf- oder Sprint ABC, wo es vor allem um die Technik des Laufens und die Verbesserung ihrer Ausführung geht. Ein spezielles Krafttraining zur Ausbildung der benötigten Muskulatur kann ebenfalls Fortschritte erbringen.

Spielerisch lässt sich der Antritt z.B. mit den ebenfalls hier schon einmal gezeigten Übung trainieren: Verbesserung der Beinarbeit oder Antrittsschnelligkeit. Grundsätzlich dienen Wettkampfspiele zwischen zwei Mannschaften oder zwei Spielern immer als gute Möglichkeit, die Sprintfähigkeiten zu testen und zu trainieren.

Die Reaktionsschnelligkeit lässt sich in spielerischer Form z.B. trainieren, indem sich zwei Mannschaften an der Mittellinie gegenüberstehen (oder noch besser auf dem Bauch liegen). Der Übungsleiter ruft eine Zahl (komplexer: eine kleine Rechenaufgabe). Bei gerader Menge wird jeweils die eine bzw. bei ungerader Menge die andere Mannschaft zum Jäger/Gejagten ist, wobei der Gejagte hinter die eigene Grundlinie kommen muss ohne abgeschlagen zu werden.

Im Trainingsalltag ist es vor allem sinnvoll eine Kombination des Trainings von Wahrnehmungs- und Antrittsgeschwindigkeit gepaart mit wettkampfnahen Übungen zu forcieren. Beispiele dazu findet ihr hier: Schneller Balltransport oder Schulung der Handlungsschnelligkeit.

In unserem nächsten Artikel wird es darum gehen, Schnelligkeit effizient in der ersten Angriffswelle einzusetzen.

Trainingsübung zum Tempospiel

Umschaltspiel 4 vs. 3 nach Vorbelastung

Material:

2 Koordinationsleiter

Leibchen

Handbälle

Organisation:

Die Rückraumspieler stellen sich auf RL und RR an – die Außen- und Kreisspieler stehen hinter der jeweiligen Koordinationsleiter. Die 3 Abwehrspieler stehen gestaffelt in der anderen Hälfte.

Übungsablauf:

Der Trainer spielt einen Pass in die Vorwärtsbewegung zu RL (1), der diesen zu RR (2) weiterleitet, wo mit Torwurf abgeschlossen wird (3). Danach starten sowohl die Rückraumspieler, als auch die Außenspieler (durch die Koordinationsleiter) zum Gegenstoß. Der Torhüter passt zum vorherigen Torschützen (alles 4). Die Abwehrspieler durften ihre Position bisher nur in der Breite, nicht jedoch in der Tiefe verändern. Mit dem Pass vom Torhüter zum Rückraumspieler ändert sich das und sie dürfen frei verteidigen. Die 3 Angriffsspieler versuchen nun 3 vs. 2 ein Tor zu erzielen.

Variationen:

Die Abwehrspieler dürfen ihre Position sofort nach dem Torwurf des Rückraumspielers (3) verändern. Der Torhüter entscheidet nun, ob er den Ball trotzdem zum Rückraumspieler oder direkt zu den Außen spielt.

Coaching Tipps:

Die Außenspieler sollten schnellstmöglich in die Nahwurfzone kommen, um bei den Abwehrspielern eine Entscheidung zu provozieren.

Die Außenspieler müssen beobachten, ob sie das Spiel nach dem Erreichen der Nahwurfzone, besser breit halten oder die Abwehr hinterlaufen.

Diese Übung ist Teil der Trainingssammlung „Komplexes Tempospiel in der ersten und zweiten Welle“, die hier heruntergeladen werden kann.

Quellen:

https://handballytics.de/spielgeschwindigkeit/

Luig, P.: „Verletzungen im deutschen Profihandball der Männer – Epidemiologische Aspekte von Wettkampfverletzungen bei Erst- und Zweitligaspielern (2010 – 2013) unter Berücksichtigung systematischer Videoanalysen“. Diplomarbeit Ruhr-Universität Bochum, 2015.

Steinhöfer, D.: „Athletiktraining im Sportspiel“. Philippka Sportverlag, 2008

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