Handballtraining Handballübungen


25. März 2016

Verknüpfung von Koordinations- und Techniktraining I

Kategorie: Koordination – Autor: KaiDittrich – 10:30

Die Verknüpfung von Koordinations- und Techniktraining gilt allgemeinhin als sehr sinnvoll, insbesondere im Jugendtraining. Die koordinativen Fähigkeiten Differenzierungs-, Gleichgewichts, Umstellungs-, Kopplungs-, Rhythmisierungs- und Reaktionsfähigkeit bilden die Grundlage und damit die Ausgangsvoraussetzungen für das Erlernen verschiedener Techniken.

So muss einer Körpertäuschung z.B. eine hohe Kopplungsfähigkeit zu Grunde liegen, um mehrere Teilbewegungen gleichzeitig ausführen zu können. Zudem können koordinative Zusatzelemente einen größeren Trainingseffekt im Techniktraining bewirken, da sie das Übungsniveau anheben und für stärkere Trainingsreize sorgen.

Ein einfaches Beispiel für Rückraumspieler

203 Verknüpfung von Koordination und Technik_1 Abb. 1

Ein einfaches Beispiel für die Verknüpfung von Koordinations- und Techniktraining ist die folgende Übung:

Ein Rückraumspieler steht mit Ball hinter einer Turnmatte bei ca. 12 Metern Torentfernung. Ein Zuspieler/Abwehrspieler steht ebenfalls mit einem Ball bei etwa 7 Metern als Verteidiger. Die Übung beginnt, indem der Rückraumspieler eine Rolle vorwärts auf der Matte ausführt. Diese soll mit so viel Schwung ausgeführt werden, dass der Spieler direkt nach der Rolle in den Stand kommt. Noch während der Übende aus der Rolle nach oben kommt entscheidet der Zuspieler, ob er ihm seinen Ball zuspielt oder diesen behält. Der Ball wird dabei locker als Aufsetzer oder sogar als „Roller“ zugespielt.

Erfolgt ein Pass, muss der Rückraumspieler seinen eigenen Ball zum Zuspieler zurückpassen und den neuen Ball erfolgreich aufnehmen. Gibt es kein Zuspiel verwendet der Rückraumspieler seinen Ball für den Rest der Übung. Der Übende läuft nun mit Ball in Richtung Tor. Der Zuspieler soll nun entweder defensiv bei 7 Metern bleiben oder bis auf 9 Meter aktiv heraustreten.

Bleibt der Zuspieler defensiv, versucht der Übende einen erfolgreichen Rückraumwurf gegen den Ein-Mann-Block anzusetzen. Kommt der Zuspieler aktiv heraus, ist hingegen eine erfolgreiche Körpertäuschung anzusetzen, um den Abwehrspieler zu überwinden und anschließend den Ball im Tor unterzubringen.

Trainingsziel

Ziel dieser einfachen Basisübung ist es, die Entscheidungsfindung der Rückraumspieler anhand des Abwehrverhaltens zu schulen. Zudem sollen die Grundtechniken des Sprungwurfs und der Körpertäuschung verstärkt geübt werden. Zu guter Letzt entstehen zusätzliche Anforderungen an die Umstellungsfähigkeit, durch immer neue Kombinationen von Szenarien, sowie z.B. dem schnellen Abspielen des eigenen Balles direkt nach der Rolle. Hier werden zudem die Reaktionsfähigkeit und Kopplungsfähigkeit additiv mit trainiert.

Variationen und Erweiterungen

Variationen können z.B. an der Auftaktaufgabe erfolgen (Rückwärtsrolle, Rad oder andere koordinative Aufgabe statt Vorwärtsrolle). Der Pass kann von einem neutralen Zuspieler von der Seite erfolgen und die Wurfart kann variiert werden. Zudem kann die Richtung des Torwurfes z.B. durch einen Signalgeber hinter dem Tor erst kurz vor dem Wurf angezeigt werden (mit Fahnen oder leuchtenden Leibchen geht dies am Besten). Hierdurch wird eine zusätzliche Drucksituation erzeugt und die Spieler werden davor bewahrt in allzu deutliche Wurfmuster zu verfallen.

Autor: Robert Nowacki

18. März 2016

Auslösehandlung gegen offensive Außenverteidiger – Halb holt Außen

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 15:32

Um die Druckentwicklung von den Außenpositionen zu unterbinden, agieren manche Abwehrreihen mit sehr offensiven Außenabwehrspielern, welche verhindern sollen, dass die Außenangreifer den Ball vom Halbspieler erhalten und eine Anzugsbewegung starten können. Hierdurch ist häufig der Rückraum dazu gezwungen noch mehr Druck auf die Abwehr auszuüben, was besonders bei Eins-Gegen-Eins-Schwächen dazu führen kann, dass die Abwehr nicht in Bewegung gebracht wird.

Im folgenden Video zeigen wir euch eine Möglichkeit sich das offensive Agieren der Abwehr zu Nutze zu machen, um eine Auslösehandlung durch eine Kreuzung zwischen Halb- und Außenangreifer zu starten sowie etwaige Folgehandlungen.

Halb holt Außen

201 Einpassen mit zwei Bällen Abb. 1




Nach einer Anzugsbewegung des gegenüberliegenden Halbspielers gibt Rückraum Mitte den Druck weiter zu Halblinks, welcher auf die Nahtstelle zwischen 1 und 2 geht. Bereits während Rückraum Mitte noch den Ball hat, sollte der Außenangreifer in Vorbereitung auf das Kreuz anlaufen. Der Kreisläufer positioniert sich zu Beginn zwischen Halb- und Innenabwehrspieler auf der ballfernen Seite.

Rückraum Links sollte bereits in Vorbereitung auf die Sperre in Richtung Außenverteidiger ziehen und direkt nach dem Pass zum kreuzenden Linksaußen den jeweiligen Außenverteidiger vom Zentrum wegsperren. Der Außenverteidiger zieht mit hohem Tempo torgefährlich um die Sperre herum auf die Lücke zwischen 2 und 3.

Option 1: Sperre absetzen auf Außen

Gelingt es dem Halbangreifer seinen Außenverteidiger zu sperren und kann der kreuzende Außen den zweiten Abwehrspieler an sich binden, entsteht bereits Raum für ein einfaches Sperre absetzen auf der Außenposition. Gerade wenn ein körperlich starker Halbangreifer auf einen kleineren Außenabwehrspieler trifft, ist diese Option sehr vielversprechend.

Option 2: Kreisanspiel

Aufgrund des kurzzeitigen Spielens mit zwei Kreisläufern auf der linken Angriffsseite, muss der Mittelblock theoretisch weit auf die Ballseite verschieben. Gelingt dies nicht und ist der kreuzende Außen in der Lage den Halbabwehrspieler herauszulocken, entsteht hinter diesem gegebenenfalls auch Raum für ein zentrales Kreisanspiel.

Option 3: Parallelstoß

Die dritte Option ist die wahrscheinlichste von allen. Im Normalfall wird sich die Abwehrreihe bereits sehr früh auf die Ballseite orientieren und versuchen die beiden Sperren zu Umlaufen. Hier bietet sich die Möglichkeit über das schnelle Spielen des Balles auf die andere Seite, große Lücken auszunutzen.

Wird der Kreisläufer vom Innenblockspieler zur Ballseite überlaufen und abgedeckt, so stellt er die Sperre auf der ballfernen Seite. Der kreuzende Außen sollte dies umgehend erkennen und den Ball direkt zu Rückraum Mitte weiterspielen. Dieser kann anhand der Reaktion der Abwehr nun entweder das Kreisanspiel suchen, eine Eins-Eins-Bewegung mit viel Raum oder einen weiteren Pass zu Rückraum Rechts ansetzen.

Spielübersicht und individuelle Klasse des Außenangreifers entscheidend

In jedem Fall kann diese Auslösehandlung helfen, um sich das Agieren gegen Abwehrreihen mit aggressiven Außenverteidigern zu erleichtern. Wichtig ist zudem, dass der kreuzende Außen in der Lage ist, auf die vielfältigen möglichen Szenarien des Abwehrverhaltens richtig zu reagieren. Außenspieler, welche sowohl stark im Eins-Gegen-Eins, als auch in der Lage sind aus dem Rückraum zu werfen besitzen hier große Vorteile.

Eine weitere Variante dieser Auslösehandlung wäre zudem, dass der Halbangreifer nach dem Kreuz nicht in die Sperre geht, sondern direkt neu Anlauf von seiner Position nimmt, während der Außenangreifer auf der gegenüberliegenden Seite als zweiter Kreisläufer auflöst.

Autor: Robert Nowacki

19. Februar 2016

Angriffstaktik gegen 5:1-Abwehr – Sperren von VM

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 12:17

5:1 Abwehrreihen stellen häufig eine besondere Herausforderung insbesondere im Amateurbereich dar. Da nur sehr selten gegen 5:1 Abwehrreihen agiert werden muss, ist die ungewohnte Deckungsvariante ein gutes Mittel um dem gegnerischen den Spielfluss zu nehmen. Durch einen vorgezogenen Abwehrspieler in der Spielfeldmitte werden Halbspieler zu Überpässen gezwungen und es ist oft nur das Spiel in der Kleingruppe möglich.

Eine Variante, um eine solche Deckung auszuhebeln ist die Möglichkeit, den vorgezogenen Abwehrspieler zu sperren und somit Überzahlsituationen zu erzeugen. Im Folgenden stellen wir hierzu eine Variante vor.

Sperre durch Kreisläufer und Überlaufen durch Rückraum Mitte

198 Taktig gegen 5_1_Abwehr Abb. 1

Der beschriebene Ablauf ist in Abbildung 1 dargestellt. Der Ball wird zunächst von der linken Angriffsseite ohne Druck bis zu RM gepasst. KM steht am zentralen hinteren Abwehrspieler. Während des Zuspiels von RL zu RM löst sich KM vom Kreis und sperrt den vorgezogenen Verteidiger nach links, sodass RM diesen auf der rechten Seite Überlaufen kann.

RM kommt nun in eine Eins-Eins-Situation mit dem Hinten-Mitte-Abwehrspieler. Direkt nachdem VM von RM überlaufen wurde, setzt sich der Kreisspieler wieder nach hinten an den Kreis ab und zwar in den Raum, der durch das Verschieben des HM-Abwehrspielers auf die rechte Seite entstanden ist.

RM hat im Anschluss mehrere Optionen. Sollte der HM-Abwehrspieler wieder Richtung KM verschieben, kann RM entweder selbst zum Durchbruch gelangen, oder bei Nachrutschen der linken Abwehrseite des Gegners parallel auf RR abspielen, welcher ebenfalls situationsgebunden reagieren muss.
Orientiert sich HM nicht zum Kreisläufer und rückt die rechte Abwehrseite des Gegners nicht nach, kann RM den freien KM im Zentrum anspielen.

Eine einfache Grundübung (Abbildung 2)

198 Taktig gegen 5_1_Abwehr Abb. 2

Zum Üben der Auslösehandlung werden ein HM-Abwehrspieler (graues Trikot), ein Anspieler (ebenfalls grau) auf einer Halbposition sowie KM (rot) und RM (weiss) als Angreifer benötigt. Der Spielbereich am Kreis wird auf ca. 3 Meter begrenzt. Der vorgezogene Abwehrspieler wird durch ein passives Hindernis (Dummy) symbolisiert.
Nach dem Pass des Zuspielers zu RM stellt KM die Sperre am vorgezogenen Hindernis. RM überläuft dieses und zieht den HM-Abwehrspieler auf sich. Währenddessen setzt sich KM wieder an den Kreis ab und versucht sich als Anspielstation im freien Raum anzubieten.

Nachdem die Grundabläufe (Timing, Umschalten vom KM) verinnerlicht sind, kann der HM-Abwehrspieler in seinem Verhalten variieren und auch RM den eigenhändigen Durchbruch anbieten. Zudem kann der passive VM-Abwehrspieler durch einen aktiven Verteidiger ersetzt werden.

Die Übung kann des Weiteren um die gesamte Angriffsseite mit RR/RL und RA/LA und den zugehörigen Abwehrspielern erweitert werden, um eine umfassende Entscheidungsfindung von RM zu schulen.

Autor: Robert Nowacki

10. Februar 2016

Leeres Kreuzen – Basiswissen

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 09:38

Das leere Kreuzen (wahlweise auch Kreuzen ohne oder Jugokreuz genannt) gehört zumindest im Leistungshandball zu den Standardauslösehandlungen, hat allerdings auch eine Daseinsberechtigung im Amateurbereich.

Besonders mit wurfstarken Spielern auf der Halbposition lohnt es sich das leere Kreuzen zu üben. Im Folgenden gibt es von uns einige Erläuterungen sowie eine Grundübung, welche insbesondere das Erlernen der Abläufe und Laufwege beim leeren Kreuzen fördern sollen.

Worum geht es

Beim Jugokreuz geht es im Grundlegenden darum, durch den Positionswechsel zweier Rückraumspieler ohne Ball einen wurfstarken Halbangreifer mit viel Anlauf auf das Deckungszentrum zu schicken.

In unserem Abbildungsbeispiel 1 spielt Rückraum Mitte (im weißen Trikot) den Ball zunächst parallel zu Rückraum rechts (blauer Passweg).
Bereits während dieses Passes läuft Rückraum links (im roten Trikot) einen Bogen Richtung Spielfeldmitte, um anschließend mit Schwung über die Rückraum Mitte Position stoßen zu können (roter Laufweg).

Gleichzeitig schafft Rückraum Mitte Platz, indem er auf die unbesetzte Rückraum-Links-Position wechselt. Rückraum Rechts spielt den Ball nach kurzer Verzögerung, z.B. durch eine Passtäuschung zur Außenposition, zu Rückraum Links (roter Passweg), welcher in hohem Tempo auf das Deckungszentrum stößt.

Am wichtigsten ist dabei, dass der Halbangreifer, welcher durch das leere Kreuzen in Position gebracht werden soll torgefährlich agiert, d.h. den Ball nicht in der Querbewegung, sondern in einer parallelen Stoßbewegung über die Mitte erhält. Hierfür ist das rechtzeitige Loslaufen erforderlich, da zunächst im Halbbogen nach hinten bzw. quer gelaufen werden muss um mit genügend Abstand zur Deckung über die Mitte anlaufen zu können (roter Laufweg).

Grundübung: Permanentes Leerkreuzen zwischen RM und RL

Aus Abbildung 1 lässt sich direkt eine kleine Basisübung zum Einführen des leeren Kreuzens ableiten. RR ist in diesem Fall An- bzw. Zuspieler. RM und RL üben das leere Kreuzen, indem sie permanent die Position wechseln.

Im Klartext bedeutet das, RM und RL laufen nach dem Pass von RM zu RR das Leerkreuz und RL erhält den Ball in vollem Lauf von RR. Anschließend prellt RL einmal, was das Auftaktsignal für das nächste Leerkreuz mit vertauschten Aufgaben ist.

Die Übung kann z.B. mit einem Sprungwurf aus dem Rückraum erweitert werden. Hier wirft RL nach Erhalt des Balles gegen einen Einerblock auf das Tor. Anschließend bleibt er auf der RM-Position und erhält einen neuen Ball vom Zuspieler. Daraufhin wird ein neues Leerkreuz mit vertauschten Rollen gespielt.
Diese Grundübung kann um zahlreiche Elemente wie z.B. Kreisanspiel, Entscheidungstraining oder Parallelstoßen für RM erweitert werden.

Autor: Robert Nowacki

28. Dezember 2015

Basisübung zum Übergang von der Halbposition

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 10:23

Nachdem wir uns in den letzten beiden Artikeln den taktischen Voraussetzungen und Gegebenheiten von Übergangshandlungen aus dem Rückraum gewidmet haben, dreht es sich im Folgenden um die Entwicklung der benötigten Grundmuster mit einem einfachen Übungsbeispiel.

Erlernen der Grundbewegung

Vor Übungsbeginn werden die beiden Verteidigungszonen für die Halbabwehrspielern markiert. Diese werden von je einem Verteidiger abgedeckt. Zudem wird in einem der Räume ein fester Kreisläufer platziert. Im Bereich zwischen den markierten Zonen wird ebenfalls ein Abwehrspieler benötigt.

Die Angriffsspieler besetzen die drei Rückraumpositionen. Drei Spieler passen sich den Ball im Rückraum zu (s. Abbildung 1). Der Kreisspieler (rotes Trikot) positioniert sich in einer der beiden Zonen. Je nachdem, welche der beiden Zonen noch nicht mit einem Kreisläufer besetzt ist, beginnt entweder RR oder RL nach einem Pass zu RM an den Kreis aufzulösen (blauer Laufweg).

Sobald der Übergang des Rückraumspielers erfolgt, darf der Abwehrspieler, welcher zu Beginn noch zwischen den beiden Zonen steht, auf eine Seite verschieben um dort Gleichzahl zu erstellen.

Nach dem Pass zum anderen Halbangreifer, gleicht Rückraum Mitte auf die frei gewordene Halbposition aus. Die beiden Rückraumspieler sollen nun versuchen auf ihrer jeweiligen Spielfeldseite eine klare Torchance im Verbund mit dem Kreisspieler zu kreieren. Dabei soll dies im Idealfall immer aus einer Überzahlsituation im Zwei-gegen-Eins geschehen, also auf der Seite, auf welcher nur ein Abwehrspieler verteidigt.

Erweiterungsmöglichkeiten

Die Übung kann je nach Ziel und Spielermaterial ausgebaut werden. Erster Schritt wäre hier, den freien Abwehrspieler kontinuierlich auf die Ballseite verschieben zu lassen, was gleichzeitig eine gute Übung für die Grundbewegung des Hinten-Mitte-Abwehrspielers im traditionellen 3:2:1 System ohne Libero darstellt.

Ebenso ist die Einbeziehung der Außenangreifer möglich, indem mit zwei festen Abwehrspielern in beiden Zonen (Halb und Außen) agiert wird. Dies ist insbesondere dann hilfreich, wenn man vorhat, im Spiel mit zwei Kreisläufern durch Wechsel zwischen Halb- und Außenspielern zusätzlichen Druck auf die Deckungsreihe auszuüben.

Autor: Robert Nowacki

18. Dezember 2015

Übergang auf zwei Kreisläufer Teil 2 – Kreisel

Kategorie: Kreisspieler – Autor: KaiDittrich – 10:11

Nachdem wir im letzten Artikel den Übergang von der Halbposition an den Kreis genauer beschrieben haben, wollen wir im Folgenden Artikel eine Auslösehandlung genauer betrachten, die in vielen Leistungsklassen schon zum Standardrepertoire gehört.
Es handelt sich um den umgangssprachlich als „Kreisel“ bezeichneten Spielzug, bei dem ein Wechsel zwischen Kreisläufer und Rückraum-Mitte-Spieler stattfindet.

Grundidee

Die Grundidee eines Kreisels mit dem Ziel auf zwei Kreisspieler umzustellen ist es unter anderem, die Deckungsreihe weit an den eigenen Kreis zu ziehen und mehr Entfaltungsmöglichkeiten für die zwei verbliebenen Rückraumspieler zu kreieren.

Der Kreisläufer steht zu Beginn der Auslösehandlung zwischen 1 und 2 während der gegenüberliegende Außenspieler (im Fall von Abbildung 1 der RA) mit einer Anzugsbewegung zum Initiator des Ablaufs wird. Der Laufweg des Kreisspieler ist bereits in Abbildung 1 mit rot vorgezeichnet.

Während RA und RR durch einfache Stoßbewegungen Druck auf die Deckungsreihe ausüben, muss RM bei Ballerhalt auf die Lücke zwischen Innenblock und Halbverteidiger ziehen. Dabei kreuzt der Kreisläufer hinter RM und erhält von diesem den Ball, sodass der Kreisspieler mit Zug zum Tor auf die gegenüberliegende Lücke zwischen IL und HL stoßen kann (s. Abbildung 2).

Gelingt es der Verteidigungsreihe diese Lücke zu zu scheiben, kann der Kreisspieler den Ball auf RR ablegen, welcher parallel auf die nächste Lücke zieht. Gleichzeitig läuft RL in großem Bogen mit viel Anlauf auf die Lücke zwischen den beiden Innenblockspielern.

Erhält RL den Ball, wie in Abbildung 3 dargestellt von RR (roter Ballweg) bieten sich ihm zahlreiche Möglichkeiten je nach Verhalten der gegnerischen Abwehr (blaue Ballwege). Wichtig dafür ist, dass RM und KL ihre jeweiligen Gegenspieler auf den Halbverteidigerpositionen nach Außen wegsperren. Ein wurfstarker Rückraumspieler hat anschließend die Möglichkeit bei einem defensiven Verhalten des Innenblocks aus guter Position auf das Tor zu werfen.

Tritt einer der Innenblockspieler heraus, entsteht hinter diesem Raum für den jeweiligen Kreisspieler. Umläuft der Halbverteidiger die Sperre auf der rechten Seite, entsteht Platz für einen Pass zu RR mit anschließendem Durchbruch oder Abräumen über Außen.

Worauf ist besonders zu achten

Der Kreisspieler sollt einen möglichst großen Bogen beim Wechsel mit Rückraum Mitte gehen, damit er die Bewegung auf seine Lücke auch torgefährlich in die Tiefe ausführen kann. Viele Kreisspieler sehen diese Möglichkeit gar nicht, sondern trennen sich enorm früh vom Ball und machen es der Deckung dadurch einfach die Abläufe vorherzusehen.

Auch die Bewegung des Rückraumspielers, welcher letztendlich durch seine frontale Bewegung auf den Innenblock die Entscheidung trifft, in welche Richtung sich der Spielzug entwickelt muss mit viel Schwung und Torgefahr erfolgen. Hier werden vielseitige Spieler mit guter Übersicht und gutem Torabschluss benötigt.

Autor: Robert Nowacki

11. Dezember 2015

Übergang auf zwei Kreisläufer

Kategorie: Kreisspieler – Autor: KaiDittrich – 10:28

Das Agieren mit zwei Kreisspielern zählt mittlerweile fast schon zum Standardrepertoire in allen Leistungsklassen. Besonders bei eigener Überzahl im Angriff oder um offensive Deckungsreihen auszuhebeln, hat sich das Spielen mit einem zweiten Kreisläufer als effektive Variante etabliert.

Dabei wird häufig nicht ansatzlos in das Spielsystem mit zwei Kreisspielern übergegangen, sondern der zweite Kreisläufer per Auslösehandlung aus dem Rückraum an den Kreis positioniert. Der sogenannte Übergang.

Im Folgenden stellen wir eine Variante des Übergangs etwas genauer vor, welche insbesondere gegen offensive Deckungsreihen wirksam ist.

Der Übergang mit Ball aus der Halbposition

Die Variante des Überganges mit Ball aus dem Rückraum ist besonders gegen offensive Abwehrreihen wie eine 3:2:1 oder 5:1 Deckung geeignet, da die oft mannbezogene Zuordnung solcher Deckungsformationen kurzzeitig verloren geht und sowohl Deckungs- als auch Angriffsspieler intuitiv handeln müssen.

Der Kreisspieler löst dabei aus einer der beiden Halbpositionen im Rückraum an den Kreis auf. In Abbildung 1 ist dargestellt wie der halbrechte Rückraumspieler (RR) von Team rot gegen eine 5:1 Deckung an den Kreis übergeht. Der Übergang beginnt mit einem Pass des RR auf RM. Gleichzeitig läuft RR quer zur Abwehr auf die Lücke zwischen halbrechten Abwehrspieler und Hinten-Mitte-Spieler. RM verschleppt wenn nötig das Tempo kurz und passt zum stoßenden RL Spieler weiter.

RR stellt für diesen eine Sperre am Halbabwehrspieler sodass RL in Richtung Abwehrzentrum ziehen kann (Abbildung 2). Gelingt es beiden Kreisspielern ihre Positionen zu Halten und die Halbspieler vom Abwehrzentrum wegzusperren, liegt die Entscheidung bei RL, ob er einen der beiden Kreisläufer anspielt oder selbst einen Rückrumwurf, bzw. einen Durchbruch forciert.

Um bei einem schnellen Einsinken des vorgezogenen Deckungsspielers oder einen Umlaufen der Sperren durch die Abwehrspieler eine schnelle Spielverlagerung auf die andere Seite zu ermöglichen, muss RM zudem nach seinem Pass zu RL auf die RR Position ausgleichen.

Worauf ist zu achten

Für den Übergang auf zwei Kreisläufer ist es wichtig, mit spiel- und entscheidungsstarken Rückraumspielern zu agieren. Die Abläufe und verschiedenen Bewegungsmuster mit der die gegnerische Abwehrdarauf reagieren kann sollten auch im Training erprobt werden, sodass alle Angreifer situationsgebunden handeln können.

Zudem ist es wichtig, den Spielern klar zu machen, dass auch im Spiel mit zwei Kreisläufern keine Pässe an die Kreisspieler erzwungen werden sollen, da bei Ballverlust ein Spieler weniger im Rückraum ist, der die erste Welle des Gegners unterbinden kann. Es geht vielmehr darum die Zuordnung in der Deckung außer Kraft zu setzen und für eine echte Überzahlsituation zu nutzen.

Autor: Robert Nowacki

4. Dezember 2015

Integration der Koordinationsleiter ins Training

Kategorie: Koordination – Autor: KaiDittrich – 12:15

Die Koordinationsleiter ist ein beliebtes Utensil bei vielen Trainern, da sie sich zum einen bei der Erwärmung als auch bei technischen oder konditionell geprägten Übungen als Zusatzelement gut einsetzen lässt. Im Folgenden geben wir wieder einige kleine Denkanstösse, wie Übungen mit der Koordinationsleiter gestaltet werden können.

Erwärmung mit Koordinationsleiter

185 Koordinationsleiter Abb. 1

Der grundlegende Einsatz der Koordinationsleiter ist sicherlich innerhalb der Erwärmung. Zahleiche Laufstile und Schrittmuster sind möglich. Nachfolgend geben wir nur einige kurze Beispiele, mit deren Hilfe sich eine koordinativ anspruchsvolle Erwärmung machen lässt:

– Zwei Schritt vor, ein Schritt zurück (andere Rhythmen sind ebenfalls denkbar)
– Zwei Schritte pro Feld
– Beine Überkreuzen mit einem Kontakt pro Feld
– Rückwärtslaufen (z.B. auch zwei Schritte zurück, einer vor)
– Bewältigung im Liegestütz mit den Händen in den Leiterfeldern (Überkreuzen oder zwei Kontakte pro Feld)
– Einbeinsprünge oder Beidbeinsprünge (evtl. in verschiedenen Rhythmen)

Zudem sind beim Vorhandensein mehrerer Leitern Partnerübungen mit Ball denkbar (s. Abbildung 1), welche unter oben genannten Bedingungen durchgeführt werden können und um das Passspiel (mit Handball oder auch mit Medizinbällen) erweitert werden.

Integration bei Übungen mit langen Wartezeiten

185 Koordinationsleiter Abb. 2

Besonders bei Übungen mit längeren Wartezeiten für die einzelnen Teilnehmer lohnt sich die Integration von Übungen mit der Koordinationsleiter. Die Übenden stehen dann weniger und bekommen die Möglichkeit einer abwechslungsreichen Übungsgestaltung.

Als Beispiel sei hier eine Wiederholungsübung für das Stoßen über die drei Rückraumpositionen genannt (s. Abbildung 2). Nach Ausführung der Grundübung, der Stoßbewegung von einer der drei Rückraumpositionen, läuft der Übende über die Koordinationsleiter wieder zurück und stellt sich an einer anderen Rückraumposition (wandern im Uhrzeigersinn an).

Alle paar Runden wechselt die Aufgabe an der Koordinationsleiter, sodass hier die Umstellungsfähigkeit zusätzlich gefördert wird.

Integration ins Wurftraining

185 Koordinationsleiter Abb. 3

Um die Übersicht und Entscheidungsfähigkeit im Wurf zu verbessern empfiehlt sich ebenfalls die Verwendung der Koordinationsleiter. Eine Grundübung hierzu wird in Abbildung 3 dargestellt.
Zwei Koordinationsleitern werden parallel zur Grundlinie bei 8-9 Metern Torentfernung auf den Halbpositionen platziert. Zusätzlich werden zwei Blockspieler bei 6 Metern und ein Anspieler mit Ballkiste im Raum zwischen den beiden Leitern benötigt.

Die Übenden laufen leicht zeitversetzt von beiden Seiten an und durchqueren die Koordinationsleiter über Seitwärtsbewegung mit Blick zum Tor. Direkt nach dem der Übende die Leiter verlassen hat, erhält er vom Zuspieler der Ball und soll mit einem Sprungwurf Richtung Tor abschließen. Dabei soll der Ball nicht geprellt und maximal zwei Schritte mit Ball absolviert werden. Der letzte Schritt ist dabei klar Richtung Tor auszuführen.

Das Ganze kann auch ohne Block als Muster zum Einwerfen des Torhüters gestaltet werden. Erschwerungen können über verschiedene Schrittmuster herbeigeführt werden, z.B. indem sich der Übende mit dem Rücken zum durch die Leiter bewegt, und den Ball dementsprechend in einer 180 Grad Drehung annehmen und verwerten muss.

Autor: Robert Nowacki

16. Oktober 2015

Einfaches Entscheidungstraining aus dem Sprung für RR/RL

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 09:32

Die folgende Übungsreihe dient dazu die Entscheidungsfindung der Halbangriffsspieler weiterzuentwickeln und ist insbesondere zur Simulation des Angriffs gegen offensivere Abwehrvarianten geeignet. Für den Fall eines gewonnenen Zweikampfes bietet sich hier im Normalfall fast immer eine Passoption, die zu einer klaren Torchance führt.

Ausgangssituation

Bei der Grundübung dienen die Außenspieler als Anspieler und benötigen Ballkisten. Auf beiden Halbspositionen wird ein Kreisspieler installiert. Beide Halbangriffspositionen werden besetzt. Zudem wird ein passiver Verteidiger in offensiver Halbposition (ca. 8 Meter Torentfernung) platziert. Ein Abwehrspieler deckt jeweils zu Übungsbeginn den ballfernen Kreisspieler ab (s. Abbildung 1).

Ablauf

Der Halbspieler läuft breit an und bekommt vor Erreichen des passiven Abwehrspielers den Ball zugespielt. Nach Erhalt des Passes führt er eine Körpertäuschung gegen den passiven Gegenspieler zur Spielfeldmitte aus. Nachdem er am Gegenspieler vorbei ist setzt der Halbangreifer zum Sprungwurf mit Blick Richtung Tor an.

Nun soll der der aktive Abwehrspieler (s. Abbildung 1, weißes Trikot) sich entscheiden, ob er:

a) Den Pass zum gegnerischen Halbspieler durch Herausschnellen unterbindet

b) Beim Kreisläufer bleibt

c) Im Raum zwischen beiden Anspieloptionen steht

In Anbetracht des Verhaltens des Verteidigers muss der ballführende Angreifer nun die richtige Lösung für ein Anspielfinden:

a) Pass zum Kreisspieler, welcher eine freie Wurfchance erhält

b) Pass zum Halbspieler, welcher in eine 2 vs. 1 Situation mit dem KL gegen den Verteidiger gehen kann

c) Einen harten und präzisen Pass zu einer der beiden Anspielstationen – Nach pass zum Halbspieler leitet dieser den Ball umgehend zum Kreisspieler weiter

Wichtig bei der Durchführung der Übung ist, dass die erste Eins-Gegen-Eins Bewegung mit Zug zum Tor ausgeführt wird und bis zuletzt der Eindruck eines eigenen Torwurfes durch den Blick zum Tor aufrecht erhalten wird.

Die Spieler sollen dahingehend geschult werden Situationen auch mit wenig Blickkontakt zu den jeweiligen Mitspielern ausnutzen zu können. Die Situation wird quasi aus dem Augenwinkel erkannt.

Weiterentwicklung

Die Übung kann durch zusätzliche Hinzunahme von Abwehrspielern und Angriffsstationen weiterentwickelt werden. Durch das installieren eines zusätzlichen Außenverteidigers und eines Außenangreifers ist es möglich, dem Halbspieler eine dritte Passmöglichkeit (den Pass zum gegenüberliegenden Außen anzubieten).

Dieser kann dann gespielt werden, wenn der Außenverteidiger auf den Parallelpass zum Halbangreifer spekuliert und der Halbverteidiger beim Kreisspieler bleibt.

Eine weitere Möglichkeit ist die Installation eines aktiven Gegenspielers für den Entscheidungsfinder. Bleibt dieser Gegenspieler passive bei sechs Metern, kann auch der direkte Torabschluss per Sprungwurf gesucht werden.

Autor: Robert Nowacki

2. Oktober 2015

Überzahlspiel – Variante Pass RR auf LA

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 17:13

Überzahlspiele müssen im Handball mit zwei oder drei Toren gewonnen werden. Das ist die allgemeine Meinung, welche vorherrscht. Dass dies sich in der Praxis jedoch häufig schwieriger gestaltet hat wohl jeder schon einmal erlebt. Häufig wachsen Abwehrreihen in Unterzahlsituationen über sich hinaus und geben ein Paar Prozent mehr als es in Gleichzahlsituationen der Fall ist. Zusätzlich steht die Angriffsreihe unter dem psychischen Druck eigentlich ein Tor machen zu müssen.

Im folgenden Video sehen wir eine Überzahlvariante des THW Kiel, bei welcher das Spiel zunächst von Rückraum Mitte auf die rechte Angriffsseite verlagert wird. Anschließend passt RM den Ball auf die gegenüberliegende Linksaußenposition von der Rune Dahmke aus gutem Winkel zum Torwurf kommt.

Problem der 5:0 Abwehr bei Überpässen

Hält man das Video in dem Moment an, in welchem Domagoj Duvnijak zum Sprung ansetzt offenbaren sich die Schwächen einer Abwehrformation in Unterzahl. Aufgrund der fehlenden klaren Zuordnung können nicht alle Zuspiele aus zentralen Positionen im Eins-Gegen-Eins verteidigt werden.

Vielmehr sehen wir, dass Duvnijak in der dargestellten Situation fast jeden seiner Mitspieler mit einem Pass bedienen und selbst ebenfalls den Torabschluss suchen kann. Durch die Verlagerung des Spiels auf die rechte Seite, sind jedoch insbesondere RL und LA sehr viel Raum gegen lediglich zwei Abwehrspieler zur Verfügung (s. Abbildung 1).

Allerdings ist es auch notwendig, dass die Abwehr in Unterzahl viel stärker auf die Ballseite verschiebt und insbesondere die Außenverteidiger weit Richtung Spielfeldmitte einrücken. Damit ergibt sich erst die Chance eines weiten Überpasses auf die Linksaußenposition.

Überpässe auf Außen trainieren

Das wir solche Pässe eher selten erleben liegt zum einen an den wenigen Situationen, in welchen sie Wirkung zeigen und zum anderen an der Unsicherheit und dem Risiko einen Überpass zu spielen. Mit folgender Übung kann man diese Unsicherheit versuchen zu verringern:

Benötigt wird jeweils ein Passempfänger auf jeder Außenposition. Zusätzlich werden Pylonen in ca. 8 Metern Torentfernung gemäß Abbildung 2 platziert. Die restlichen Spieler stellen sich auf die RM Position (ca. Meter Torentfernung). Der erste Spieler dieser Reihe hat einen Handball. Er verlagert prellend zu einer Seite, umläuft die betreffende Pylone und spielt aus dem Sprung heraus den Ball auf die gegenüberliegende Außenposition. Der Außenspieler nimmt den Ball an, stößt kurz Richtung Tor und spielt den Ball dann zum nächsten verlagernden RM, welcher die Übung seines Vorgängers auf der anderen Spielfeldseite wiederholt.

Variationsmöglichkeiten und Erschwerungen

–> Übung mit Torabschluss von der Außenposition
–> Verteidiger statt Pylone (Eins-gegen-Eins nach Außen)
–> Entscheidungstraining (Ein Außenverteidiger, RM hat die Wahl zwischen Pass auf Außen oder
auf parallelstoßenden Halbangreifer)

Autor: Robert Nowacki