Ein
Trainer kann noch so viel planen und in die eigene Trainingsarbeit
investieren, entscheidend ist letztendlich dann meist doch, wie die
eigene Mannschaft die eingeübten Techniken und Taktiken während
eines Spiels umsetzt. Hierbei kommt dem Trainer als „Coach“
ebenfalls eine wichtige Aufgabe zu. Theoretisch ist er dafür
verantwortlich, die eigenen Spielzüge und Abwehrstrategien zu
überwachen, zu verändern, die Spieler zu motivieren, zu
korrigieren, das gegnerische Angriffs- und Abwehrspiel zu analysieren
und auch die Torhüter beider Mannschaften zu beobachten…. Und noch
vieles mehr.
Für
eine einzelne Person ist dies nahezu unmöglich und um dennoch die
eigene Mannschaft möglichst effektiv zu coachen, haben wir hier
einige Tipps, welche das ganze erleichtern können und als Leitfaden
dienen können.
Das Coachen beginnt vor dem Spiel
Spielvorbereitung
ist für einen Trainer unerlässlich. Um während einer Partie den
Überblick zu behalten, lohnt es sich vorher bereits einige wichtige
Punkte der Spielbegleitung der eigenen Mannschaft aufzuschreiben. Da
man nie alles rundum im Blick haben kann, sollte man einige Eckpunkte
auswählen. Diese kann man der eigenen Mannschaft zudem auch vor dem
Spiel in einer Ansprache mitgeben. Hier ein Beispiel.
Angriff:
Neu einstudierte Auslösehandlung „3 links“
(bewegt sich der Kreisläufer richtig im Raum? Steht die Sperre?)
Starten unsere Außen früh genug ins
Umkehrspiel
Sind unsere Kreuzbewegungen effektiv oder zu
weit weg von der Abwehr
Abwehr:
Wie unterbinden wir das Zusammenspiel zwischen
dem gefährlichen Halblinken und dem Kreisläufer des Gegners
Wann attackieren wir den Rückraum (zu früh?
zu spät?)
Wie funktioniert die Zuordnung im Mitelblock
Gegner:
Welche Spieler müssen durchspielen und sind
eventuell am Ende nicht mehr frisch
Wo liegen die Schwächen des gegnerischen
Torhüters
Wie reagiert die gegnerische Abwehr bei den
eigenen Auslösehandlungen
Gibt es Spezialistenwechsel beim Gegner
Sonstiges:
Ich beschäftige mich nicht zu sehr mit den
Schiedsrichtern
Spieler X und Y waren angeschlagen unter der
Woche (Wie agieren sie? Wie lange reicht die Kraft)
Wie gehe ich mit Spielern auf der Bank um?
Dies
ist nur ein Beispiel für eine punktuelle Vorbereitung auf das
Spielgeschehen und kann dabei helfen den Überblick während des
Spiels zu behalten.
Arbeitsteilung mit den Co-Trainern
Um
möglichst einen großen Überblick zu behalten ist es immer von
Vorteil sich mit den Co-Trainer(n) vor und während des Spiels
abzustimmen. Dies setzt gute Kommunikation und Vertrauen voraus. So
kann z.B. der Co-Trainer hauptsächlich die eigene Abwehrarbeit
beobachten, während man selbst auf den Angriff das Hauptaugenmerk
legt.
Ein zwischenzeitlicher Austausch an Informationen ist dabei unabdinglich. Besonders wenn man Spezialistenwechsel vornimmt, kann z.B. der Co-Trainer in der Angriffssituation mit dem Abwehrchef an der Bank besprechen, wie verteidigt werden soll, wohingegen man mit dem in der Abwehr nicht eingesetzten Rückraum-Mitte-Spieler die weitere Angriffsstrategie bespricht (s. Abbildung 1).
<h3>Nicht
am Ball „kleben“</h3>
Auch
wenn es verlockend ist, das Spielgeschehen vor allem in Ballnähe zu
verfolgen, lohnt es sich für den Trainer das eigene Angriffsspiel
auch in ballfernen Situationen zu beobachten. Ein besonders Augenmerk
liegt dabei natürlich auf dem Verteidigungsverbund des Gegners.
Insbesondere
die entstehenden Räume fernab des Balles und sich daraus ergebende
mögliche Laufwege des eigenen Kreisläufers sollten immer wieder in
den Fokus genommen werden. Vielleicht gibt es einen gegnerischen
Abwehrspieler der sehr aggressiv und nur wenig im Abwehrverbund
agiert und hinter dem häufig Räume für Kreis- oder Einläufer
entstehen.
Möglicherweise
lassen sich auch körperlich unterlegene Spieler durch Sperren
attackieren oder Angriffsspezialisten, welche den Wechsel mit einem
Abwehrspieler verpassen. Wie bereist im vorhergehenden Abschnitt
erwähnt, sollte auch die Kommunikation mit auf der Bank befindlichen
Spielern nicht außer Acht gelassen werden. Diese können vor einem
anstehenden Wechsel sehr gut in die eigene Perspektive einbezogen und
auf die angesprochenen Schwachstellen in der gegnerischen Abwehr
aufmerksam gemacht werden.
Nachbereitung
Letztendlich
ist es ebenso wichtig zu analysieren, ob die eigenen Erwartungen
umgesetzt werden konnten, bzw. zu vergleichen, ob die Punkte, welche
man sich als Leitfaden zum coachen gesetzt hat, den Erfolg der
Mannschaft unterstützt haben. Ist dies nicht der Fall, gilt es die
eigene Strategie zu überdenken und anzupassen.
Im Folgenden setzen wir unseren Themenkomplex zu Kooperationsspielen für Saisonsvorbereitung und Trainingslager fort.
Sich kennenlernen bei Stabilisationsübungen – Sortieren auf Zeit
In der Saisonvorbereitung sollte das Stabilisationstraining nicht zu kurz kommen. Besonders Übungen für Knie- und Fussgelenke in Kombination mit koordinativen Komponenten wirken sich hier verletzungsvermeidend aus.
Beim „Sortieren auf Zeit“ stehen alle Spieler einbeinig auf einer umgedrehten Turnbank (Abb. 1). Auf ein Startsignal hin, sollen sich die Spieler nach bestimmten Kriterien auf der Bank ordnen. Sie dürfen dabei nicht die Bank verlassen, müssen sich also gegenseitig auf der schmalen Oberfläche unterstützen (durch Ducken oder gegenseitiges Festhalten), um zur angestammten Position zu kommen.
Kriterien können beispielsweise Alter, Vor-/Nachname, Position, Handballerfahrung in Jahren, Größe, Anzahl an Geschwistern oder ähnliches sein. Neben der Fähigkeit zur Kooperation regt das Spiel natürlich auch die Neugier untereinander an und die Kriterien verpflichten dazu, Infos über den Mannschaftskameraden zu erfragen und zu verinnerlichen.
Das Spiel kann auch mit mehreren Teams in Wettkampfform abgehalten werden.
Nach Schätzen tauchen – Kooperation und Kommunikation schulen
Bei der Schatztauche kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen wird das Teambuilding forciert und zum anderen werden gleich die Trainingsutensilien eingesammelt.
Der Trainer bestimmt vor Spielbeginn einen Bereich, z.B. den Torkreis, welcher als Rettungsboot dient. In diesem Bereich müssen sich alle Spieler zu Beginn aufhalten.
Ziel ist es vom Rettungsboot aus zu tauchen und alle Schätze ins Boot zu holen. Alle Bereiche außerhalb des Bootes liegen dabei imaginär unter Wasser. Die Schätze sind Hütchen, Bälle, Matten, Leibchen und andere Trainingsutensilien.
Die Spieler dürfen zwar das Rettungsboot verlassen, allerdings nie den Kontakt zum Boot verlieren. Der Trick bei diesem Spiel ist es Ketten aus Menschen zu bilden, sodass immer mindestens ein Spieler Kontakt zum Boot halten kann.
Auf diese Weise können auch weit entfernte Gegenstände eingesammelt werden. Zusätzlich Reichweite kann erzielt werden, indem sich die Spieler der Länge nach auf den Boden liegen und mit den Händen die Fersen berühren. Auf diese Art und Weise kann der vorderste Spieler noch weiter „tauchen“.
Das Spiel erfordert insbesondere gute Kommunikation untereinander. Vor allem dem vordersten Spieler an der Spitze der Schlange kommt eine wichtige Aufgabe zu. Er muss koordinieren und dirigieren. Vor allem Spieler, die in einer zentralen Rolle vorgesehen sind (z.B. Stammspieler im Rückraum), aber noch Probleme haben die eigenen Mitspieler verbal zu instruieren, sollten in diese Rolle gedrängt werden, um Erfahrungen und Selbstvertrauen zu sammeln.
Mannschaftsansprachen richtig aufzubauen ist oft nicht einfach. Jeder Übungsleiter will seinem Team natürlich möglichst viele Dinge während einer Ansprache mitgeben, ohne dabei die Spieler mit Informationen zu überfrachten. Ein gut strukturierter Aufbau ist dafür zwingend notwendig.
Ansprachen planen
Insbesondere die „langen“ Ansprachen vor einem Wettkampf und in der Halbzeitpause sollte jeder Trainer vorher zumindest gedanklich planen. Stichpunktzettel sind dabei nicht verboten, da es besser ist ab und zu mal abzulesen als planlos draufloszureden. Eine klare Struktur ist also förderlich, wobei jeder Übungsleiter die geeignete Struktur für sich erkennen sollte und dann umsetzen muss. Im Folgenden führen wir einmal die inhaltlichen Eckpfeiler für eine gute Ansprachestruktur auf.
1. Einleitung
Mit einigen einleitenden Worten wird auf die momentane Situation (Tabellenstand, Halbzeitstand, Hinspiel, etc.) hingewiesen. Auch aus Gründen der Zeitökonomie sollte dieser Punkt kurz gehalten werden. Es ist jedoch wichtig bereits zu diesem Zeitpunkt die absolute Aufmerksamkeit des Teams zu verlangen. Die Spieler sollten also keinen Nebentätigkeiten mehr nachgehen
2. Eigene Taktik und 3. Taktik Gegner
Die eigene taktische Ausrichtung hat immer Vorrang und sollte mehr Platz einnehmen als die Taktik des Gegners. Trainer die zu viel über den Gegner sprechen schüren leicht Angst bei der eigenen Mannschaft und suggerieren häufig, dass nicht an die eigene Stärke geglaubt wird. Bei den Anweisungen zur eigenen Taktik ist darauf zu achten ebenfalls strukturiert vorzugehen und z.b. zunächst defensiv- und anschließende offensivtaktische Punkte zu besprechen, wobei die wichtigsten Aussagen möglichst weit an den Anfang gestellt werden. Spricht man über den Gegner sollten sowohl Stärken als auch Schwächen herausgestellt werden, sodass die Mannschaft sowohl gewarnt als auch motiviert ist.
4. Zusammenfassung, Motivation und Emotion
Die letzten Worte sollten noch einmal die wichtigsten Inhalte der Ansprache zusammenfassen und die Mannschaft auch emotional auf das Spiel einstellen. Hier hat man als Trainer viele Instrumente zur Verfügung wie z.B.:
Schlachtrufe
Erhöhung des Lautstärkepegels der Stimme
Gesten (z.B. Faustballen, in die Knie gehen)
Mimik
Besonders die Gestik und Mimik sollte sich in der Endphase einer Ansprache verändern, um der Mannschaft positive nonverbale Eindrücke zu übertragen.
Aufstellung
An welchem Punkt seiner Ansprache ein Trainer die Startaufstellung bekannt gibt ist ihm überlassen. Da im Handballsport die „Startaufstellung“ jedoch nicht so viel Gewicht hat, wie in anderen Sportarten, sollte man sich nicht zu lange an diesem Punkt aufhalten. Um die Konzentration aller Spieler während der Ansprache hochzuhalten, bietet es sich an die Aufstellung erst gegen Ende der Ansprache zu verkünden.
„Jeder Trainer hat sein eigenes Rezept!“, heißt es ja oft. Das ist natürlich richtig und jeder Übungsleiter geht anders mit seinen Schützlingen um. Dabei spielen viele Einflussfaktoren eine Rolle, z.B. Charakter, Ausbildung und Alter des Trainers, aber auch Leistungsniveau, Charakter und Eigenheiten der Mannschaft. Nichtsdestotrotz unterscheiden sich gute Trainer in ihrer Ansprache an die Mannschaft oft von ihren Kollegen. Es gibt einige Rahmenbedingungen, die ein stabiles Korsett für Ansprachen, egal ob vor dem Spiel, in der Halbzeitpause oder während einer Auszeit bilden können. Einige dieser Orientierungsregeln geben wir hier als Hilfestellungen für euch zum Besten. Allerdings soll dies nichts an unserer Eingangsaussage rütteln, denn:
„Jeder Trainer hat sein eigenes Rezept!“
Position des Trainers bei den Ansprachen und Körpersprache
Es sind oft kleine Dinge, Aussagen und Gesten, die einen Trainer Respekt bei der eigenen Mannschaft verschaffen. Gerade für Übungsleiter, die ein neues Team übernehmen können solche Dinge den Unterschied machen.
Generell sollte jeder Trainer darauf achten für alle Spieler sichtbar zu sein. Für Kabinenansprachen bedeutet dies, dass er sich so positionieren muss, dass er auch von entlegenen Plätzen aus gesehen werden kann. Im Zweifelsfall können Spieler auch einfach näher herangeholt werden, wobei es generell besser ist die Spieler möglichst nah beieinander zu haben, da so auch nonverbale Gesten und Augenkontakt höhere Wirkung besitzen.
Dies gilt natürlich auch für Ansprachen auf dem Spielfeld während eines Time Outs. Hier machen viele Trainer häufig den Fehler, die Mannschaft in einem Kreis zusammenzuholen und in dessen Mitte mit der Ansprache zu beginnen. Dies führt allerdings zur Problematik, dass einige Spieler im Rücken des Trainers stehen. Hier kann es einerseits zu Problemen in der Akustik kommen (s. Abb. 1, grauer Bereich), andererseits ist für den Trainer auch kein Augenkontakt mit allen Spielern möglich. Wie in der Abbildung ersichtlich ist ein Halbkreis hierfür die weitaus bessere Variante.
Wie nah man sich räumlich an der Mannschaft positioniert hängt auch vom Verhältnis des Trainers zu dieser ab. Für Spielertrainer und Übungsleiter, welche flache Hierarchien bevorzugen, ist es von Vorteil bei Ansprachen eine große räumliche Nähe zu den Spielern zu haben, sodass gegebenenfalls auch durch Berührungen (z.B. Schulterklopfen u.ä.) auf die Spieler einwirken kann. Hat ein Trainer viel Distanz zur Mannschaft ist es auch ratsam diese auch räumlich in den Ansprachen zu wahren.