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6. Februar 2018

Erkenntnisse der EM 2018

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 09:57

Gut eine Woche nach der EM ist der Abstand groß genug, um noch einmal objektiv auf das Turnier zurückzublicken, insbesondere natürlich auf die Leistung unserer deutschen Mannschaft. Zudem gab es einige allgemeine Erkenntnisse, die wir im Folgenden mit euch teilen, bzw. zur Diskussion stellen möchten.

7 gegen 6 und Müdigkeit

Immer mehr verfestigt sich das taktische Mittel den siebenten Feldspieler auch bei Gleichzahl zu bringen. Ausnahmslos alle Teilnehmer der Euro machten mehr oder weniger von dieser Möglichkeit Gebrauch, häufig vor allem dann, wenn das Angriffsspiel in Gleichzahl nicht so gut lief.

Aber auch längere Spielabschnitte mit sieben Feldspielern bestritten z.B. die Kroaten und dies meist auch sehr erfolgreich. Das deutsche Team hingegen griff zumeist dann auf das Überzahlspiel zurück, wenn es in den eigenen Offensivbemühungen hakte. Häufig konnte die Mannschaft von Christian Prokop dann auch die Überzahl positiv nutzen. Dass es ausgerechnet im Entscheidungsspiel gegen Spanien komplett nach hinten losging war eher der eigenen Nervosität und fehlender Entschlossenheit geschuldet, als dem taktischen Mittel an sich. Wenn man dem Gegner den Ball in die Hände spielt ist es nun einmal egal, ob man mit sechs oder sieben Feldspielern auf der Platte steht.

Der Gebrauch des siebenten Feldspielers zeigt jedoch auch etwas Anderes: Auf internationalem Topniveau haben viele Mannschaften im Gleichzahlspiel mittlerweile Probleme. Das Angriffsspiel der Gegner ist meist bekannt und es dominierten in vielen Partien Abwehr und Torhüter, auch weil viele Superstars kein gänzlich herausragendes Turnier spielten.

Es liegt der Verdacht nahe, dass der kräftezehrende Spielplan viele Spieler daran hinderte Bestleistungen im 2- bzw. 3-Tagesrhythmus abzuliefern. Bereits im vergangenen Jahr haben wir bei handballtraining.de an ein Überdenken des vollen Terminkalenders seitens der EHF hingewiesen.

Der Europameister Spainien ist sicherlich eine Überraschung, aber eben auch ein Team ohne ganz große Superstars, wie Hansen oder Karabatic, sondern ein Team, welches von Erfahrung, einem gutem Angriffskonzept und vor allem der objektiv besten Abwehr des Turniers lebt.

Wo steht Deutschland?

Zumindest ist der DHB aus den letzten beiden Turnieren nicht so erfolgreich hervorgegangen, wie sich das die Verantwortlichen gewünscht haben. Zu wechselhaft und verkrampft wirkten die Leistungen unserer Nationalmannschaft.

Zwar stellte man eine der besten Abwehrreihen, doch auch hier war nicht immer alles Gold was glänzt. So hatte das deutsche Team gegen Slowenien über die ganze Spielzeit Probleme mit einem einzigen Eins-Eins-starkem Rückraumspieler.

Das Torwartpaar einmal mehr zu den Besten im Turnier, auch wenn Andreas Wolff, welcher von Prokop deutlich mehr Spielanteile erhielt, nicht vollends an seine Leistung aus dem Europameisterschaftsjahr anknüpfen konnte.

Kritisch muss man die vielen Abwehrwechsel sehen. Häufig ging die Hereinnahme von 2 oder sogar drei Leuten für die Defensive nur auf Kosten des eigenen Umschaltspiels. Ausgerechnet in der ersten Hälfte gegen Spanien konnte der DHB ansatzweise zeigen, was mit Tempo aus der eigenen Abwehr heraus möglich ist.

Hier gilt es für das Trainerteam unbedingt mehr Fokus in den nächsten Monaten zu setzen, denn eine gute Abwehr verliert ohne ein passendes Konzept der ersten oder zweiten Welle schnell an Bedeutung.

Baustelle Positionsangriff

Größte Baustelle des DHB während des gesamten Turniers blieb der Positionsangriff. Weder im Angriffsverbund noch individuell konnte man sein Potential abrufen. Die Mängelliste gestaltete sich dabei sehr lang. Die Außenpositionen wurden kaum in Szene gesetzt und doch einmal freigespielt agierte vor allem Uwe Gensheimer oft unglücklich im Abschluss. Dass er dann noch Interviews in der Halbzeitpause geben musste, war sicherlich nicht vorteilhaft für das Ansehen des deutschen Kapitäns.

Auch das Zusammenspiel im Rückraum funktionierte häufig nicht wie erwartet. Die Wurfgewalt eines Julius Kühn oder Steffen Fäth kam vor allem in den ersten Spielen des Turniers selten zum Tragen. In der Hauptrunde deutete Kühn jedoch mehrfach an, dass er eine wichtige Waffe im linken Rückraum ist, die es eben auch einzusetzen gilt.

Auf der Spielmacherposition erhielt Philipp Weber sehr viel Spielzeit von Christian Prokop. Die fehlende internationale Erfahrung merkte man dem Leipziger häufig noch an. Ein erfahrener Spielgestalter auf internationalem Niveau fehlt dem deutschen Team jedoch im Moment leider. Auch Weber deutete in der ersten Hälfte gegen Spanien seine Klasse an und überraschte den Gegner durch sein komplettes Spiel. Wenn man dem Spieler des DhfK Zeit und Vertrauen gibt, kann er sicher in diese Rolle hineinwachsen. Bei der Euro 2018 kam sie jedoch zu früh für ihn.

Im rechten Rückraum war Steffen Weinhold zumeist eine Konstante und brachte durch seine individuellen Fähigkeiten im Eins-Eins viel Leben ins deutsche Spiel. Ausgerechnet an der erfahrenen spanischen Defensive scheiterte jedoch auch er und produzierte mehrfach Offensivfouls. Sein Vertreter Kai Häfner fand leider nicht ins Turnier und traf häufig bei gut gewählten Würfen falsche Entscheidungen. Ob eine Berücksichtigung von Fabian Wiede hier von Vorteil gewesen wäre, bleibt Spekulation.

Alles in Allem kam das DHB-Team über gute Ansätze oft nicht hinaus und dennoch hätte ein Sieg gegen Spanien oder im besten Turnierspiel der Deutschen gegen Dänemark der Kritik viel Wind aus den Segeln genommen.

Allerdings sprechen wir immer noch von einer der jüngsten Mannschaften im Turnier. Der Trainerwechsel ist sicherlich nicht so reibungslos verlaufen, wie sich dies alle gewünscht haben, doch Christian Prokop ist zweifellos ein sehr guter Handballtrainer. Vielleicht muss man dem Bundestrainer einfach mehr Zeit für die Arbeit mit der Mannschaft geben. Ob er diese bekommen wird, entscheiden die Verbandsoberen wohl in den nächsten Wochen.

Autor: Robert Nowacki

7. Januar 2016

EM 2016 – „Quo vadis“ DHB-Auswahl?

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 13:02

Am 16. Januar beginnt für die Auswahl des Deutschen Handballbundes die Handball-EM der Männer mit dem Auftaktspiel gegen Spanien. Bereits im Vorfeld musste das Team um den Bundestrainer Dagur Sigurdsson einige Rückschläge hinnehmen.

Mit Paul Drux, Patrick Wienczek und der Löwenflügelzange bestehend aus Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki fehlen einige der wichtigsten Stützen im DHB-Team.

Nach wie vor Aufbruchstimmung

Dabei machten vor allem die Leistungen in der Qualifikation sowie die Vorbereitungsspiele im Supercup Hoffnung. Im Supercup konnte man sich gegen Serbien, Slowenien und Brasilien souverän durchsetzen. Keins dieser Teams gehört in die Weltspitze, doch es handelt sich hierbei auch nicht um Laufkundschaft und Bundestrainer Sigurdsson fand ein gesundes Maß zwischen Experimentieren und Einspielen verschiedener Formationen.

Die Förderung und Integration junger Spieler scheint dem Isländer dabei besser zu gelingen als seinen Vorgängen im Bundestraineramt. Im vorläufigen Kader stehen zahlreiche Spieler im Alter von 20 bis 25 Jahren, die ihr erstes Turnier im Dress der Nationalmannschaft spielen werden.

Deutschland ist breit aufgestellt

Dass diese jungen Spieler in der Lage sind auf Topniveau mitzuhalten, hat man bereits während des Supercups gesehen. Aber auch in der Bundesliga gibt es mittlerweile einen kleinen Trend, dass junge deutsche Spieler wieder mehr Spielanteile erhalten.

Die Füchse Berlin gingen bereits vor ein paar Jahren mit gutem Beispiel voran und setzten auf junge Spieler und deren Entwicklungspotential. Fabian Wiede und Paul Drux, der jedoch aufgrund von fehlender Spielpraxis wohl in diesem Jahr nicht mit zur EM fahren wird, sind im Moment die besten Beispiele für den Erfolg dieser Arbeit.

In diesem Jahr machten insbesondere die HSG Wetzlar mit vielen deutschen Talenten wie z.B. dem vielversprechendem Kreisläufertalent Jannik Kohlbacher sowie Überraschungsaufsteiger DHfK Leipzig auf diese Weise auf sich aufmerksam. Selbst der THW Kiel stellt mit Christian Dissinger und Rune Dahmke zwei junge Akteure, die zuletzt auch tragende Positionen beim Rekordmeister ausfüllten, im vorläufigen EM-Kader.

Was können wir erwarten/hoffen

Trotz dieser erfreulichen Tendenzen sollte die Erwartungshaltung an unser Nationalteam nicht zu hoch angesetzt werden. Die deutsche Gruppe C mit Spanien, Schweden und Slowenien ist ganz sicher nicht zu unterschätzen. Spanien ist sicher der Favorit auf den Gruppensieg und mit einer Niederlage im ersten Spiel wäre Deutschland unter brutalem Zugzwang.

Wenn die Mannschaft allerdings ihr Potential abruft und vor allem die zuletzt gezeigten Stärken im Defensivverhalten bestätigen kann, ist der Einzug ins Viertelfinale ein realistisches Minimalziel.
Bei aller Euphorie sollte man den jetzigen Kader allerdings vor allem als Versprechen an die Zukunft des deutschen Handballs sehen. Denn auch, wenn Talent und mannschaftliche Geschlossenheit vorhanden sind, ist man im Bezug auf die individuelle Klasse in vielen Mannschaftsteilen noch unterlegen was den Vergleich mit Topnationen angeht.

Lediglich auf der Torhüterposition mit Wolff und Lichtlein sowie im rechten Rückraum in Person von Kieler Steffen Weinhold, besitzt man herausragendes Spielermaterial.
Ansonsten wird der Plan von Sigurdsson wohl eher darauf abzielen über mannschaftliche Breite und einen guten Teamgeist zum Erfolg zu kommen. Eine entscheidende Rolle wir auch die Verfassung von Spielmacher Martin Strobel spielen. Er ist die einzige international erfahrene Option auf der Rückraum Mitte Position und konnte sich zuletzt auch als Dreh- und Angelpunkt im deutschen Angriffsspiel behaupten.

Für den DHB stehen vor Beginn der EM noch drei Tests gegen Tunesien (05. Januar) und Island (2 Spiele: 9./10. Januar) an. Dann wird es am 16. Januar ernst und wir hoffen, dass der leichte Aufwärtstrend unter Sigurdsson bei der EM seine Fortsetzung findet.

Autor: Robert Nowacki

19. April 2014

Trickwürfe: Der Dreher – Übungen für Fortgeschrittene

Kategorie: Tipps – Autor: KaiDittrich – 11:36

Hat ein Spieler die grundlegenden technischen Fertigkeiten für das Ausführen eines Drehers aus dem Stand, braucht es noch einiges an Übung bis man die Technik auch im Wettkampf einsetzen kann.

Dreher ins Tor um ein Hindernis aus Wurfposition

Die Übung kann sowohl als Grundlagenübung (aus dem Stand), als auch aus dem Sprungwurf mit Anlauf genutzt werden. Innerhalb des Torraums wird eine Pylone (symbolisiert das Standbein des Torhüters) aufgestellt, um die ein Dreher in die lange Torecke ausgeführt werden soll. Die Pylone muss so platziert werden, dass eine imaginäre Gerade vom Übenden beginnend, über das Hindernis, am Tor vorbeiläuft.

Ziel der Übung sollte es zunächst sein, einfache Dreher aus dem Stand in die lange Torecke auszuführen. Je näher der Ball dabei an der Pylone vorbeigedreht wird umso weniger Spin wird benötigt und umso einfacher ist der Dreher.

Dreher aus dem Sprung – Vereinfachung

Der Dreher aus dem Sprung heraus kann zunächst auch ohne Anlauf geübt werden. Dies vereinfacht das Ausführen der Technik, da zunächst keine Seitwärtsbewegungen den Übenden beeinträchtigen. Hierfür wird ein ähnlicher Aufbau wie in der Vorübung genutzt. Zusätzlich zu der Pylone wird ein Hocker/ eine Bank o.ä. an der Wurfposition platziert.
Der Übende stellt sich mit dem Ball auf diese Erhöhung. Anschließend springt er nur mit leichtem Krafteinsatz (keine Weite, wenig Höhe) wieder von dieser herunter. Während dieser kurzen Flugphase wird der Dreher um die Pylone ausgeführt.

Dadurch, dass der Übungszyklus quasi erst in der Landungsphase einsetzt hat der Übende auf dem Hocker zunächst alle Zeit der Welt um die, für den Dreher essentielle, Einklappbewegung des Handgelenks vorzubereiten. Dies ist selbstverständlich in einer Komplexübung mit Ballerhalt, Anlauf und Absprung nicht mehr gegeben.

Übung macht den Meister

Gelingt es einem Handballer einen guten Dreher auszuführen, heißt dies noch lange nicht, dass er damit auch im Wettkampf Erfolg haben wird. Denn Trickwürfe setzen auch voraus, dass man die gegnerischen Torhüter täuschen kann und diese nicht zu früh erkennen, was der Werfer vorhat. Hier hilft in der Regel nur das Training mit den Torhütern des eigenen Vereins. Immerhin profitieren sowohl Feldspieler, als auch Torhüter von solchen Übungsserien.

5. April 2014

Trickwürfe: Der Dreher – Die Grundlagen

Kategorie: Tipps – Autor: KaiDittrich – 08:48

Auch wenn das Üben von Trickwürfen bei den meisten Übungsleitern keine hohe Gunst besitzt, so ist die Beherrschung solcher Wurftechniken insbesondere für Außenspieler von großem Nutzen. Trickwürfe erweitern nicht nur die Facetten des eigenen Wurfrepertoires, sondern sind auch mächtige psychologische Waffen im Duell mit gegnerischen Torhütern.

Der Dreher

Der sicherlich bekannteste Trickwurf wurde in den 80er Jahren vom weißrussischen Nationalspieler Aleksander Karschakewitsch entwickelt und erfuhr insbesondere durch die zunehmende Verwendung von Harz eine stete Weiterentwicklung bis in die Gegenwart, wo Spieler wie Uwe Gensheimer oder Anders Eggert die Technik auf ein neues Level gehoben haben.

Technikbeschreibung

Beim Dreher wird der Ball nach Absprung zunächst durch Einklappen des Handgelenkes Richtung Unterarm in Ausgangsposition gebracht. Gleichzeitig wird die eingeklappte Hand nah zur eigenen Hüfte gezogen. Dies sollte am höchsten Punkt der Sprungkurve erfolgen. Erfolgt die Bewegung zu früh haben beobachtungsstarke Torhüter zu viel Zeit sich auf den Wurf einzustellen. Während des Landungsvorganges wird das Handgelenk wieder mit hoher Geschwindigkeit vom Unterarm abgeklappt und gleichzeitig der Unterarm schnell vom Körper weggeführt. In jenem Moment bewegen sich Oberkörper und Wurfarm in verschiedene Richtungen. Durch die Rotationskräfte dreht sich der Ball beim Aufkommen auf dem Hallenboden in einer Kurve Richtung Torzentrum.
Da sich die Beschreibung dieser Technik natürlich sehr komplex gestaltet, hier nochmal ein Video in welchem die einzelnen Teilaspekte der Technik sehr schön zu sehen sind:

Das Üben des Drehers – Grundvoraussetzungen schaffen

Um den Dreher und das oben beschriebene Technikbild zu erlernen, braucht man viel Übung. Zunächst einmal muss man in der Lage sein, dem Ball den Effet aus dem Handgelenk mitzugeben. Dies kann z.B. mit folgender Partnerübung trainiert werden:
Zwei Partner stehen sich gegenüber (im Idealfall ein Rechts- und ein Linkshänder). Auf halber Strecke zwischen ihnen aber etwas versetzt (s. Abb. 1) wird eine Pylone platziert. Die Übenden müssen nun versuchen sich den Ball gegenseitig zuzuspielen. Dabei soll der Ball die Pylone auf der äußeren Seite passieren und durch den mitgegebenen Spin genau beim Partner ankommen. Diese und ähnliche Übungen helfen vor allem die physikalischen Eigenschaften eines Drehers zu verstehen und die einzelnen Komponenten (Spin, Aufprallort, Geschwindigkeit).