Handballtraining Handballübungen


6. Februar 2018

Erkenntnisse der EM 2018

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 09:57

Gut eine Woche nach der EM ist der Abstand groß genug, um noch einmal objektiv auf das Turnier zurückzublicken, insbesondere natürlich auf die Leistung unserer deutschen Mannschaft. Zudem gab es einige allgemeine Erkenntnisse, die wir im Folgenden mit euch teilen, bzw. zur Diskussion stellen möchten.

7 gegen 6 und Müdigkeit

Immer mehr verfestigt sich das taktische Mittel den siebenten Feldspieler auch bei Gleichzahl zu bringen. Ausnahmslos alle Teilnehmer der Euro machten mehr oder weniger von dieser Möglichkeit Gebrauch, häufig vor allem dann, wenn das Angriffsspiel in Gleichzahl nicht so gut lief.

Aber auch längere Spielabschnitte mit sieben Feldspielern bestritten z.B. die Kroaten und dies meist auch sehr erfolgreich. Das deutsche Team hingegen griff zumeist dann auf das Überzahlspiel zurück, wenn es in den eigenen Offensivbemühungen hakte. Häufig konnte die Mannschaft von Christian Prokop dann auch die Überzahl positiv nutzen. Dass es ausgerechnet im Entscheidungsspiel gegen Spanien komplett nach hinten losging war eher der eigenen Nervosität und fehlender Entschlossenheit geschuldet, als dem taktischen Mittel an sich. Wenn man dem Gegner den Ball in die Hände spielt ist es nun einmal egal, ob man mit sechs oder sieben Feldspielern auf der Platte steht.

Der Gebrauch des siebenten Feldspielers zeigt jedoch auch etwas Anderes: Auf internationalem Topniveau haben viele Mannschaften im Gleichzahlspiel mittlerweile Probleme. Das Angriffsspiel der Gegner ist meist bekannt und es dominierten in vielen Partien Abwehr und Torhüter, auch weil viele Superstars kein gänzlich herausragendes Turnier spielten.

Es liegt der Verdacht nahe, dass der kräftezehrende Spielplan viele Spieler daran hinderte Bestleistungen im 2- bzw. 3-Tagesrhythmus abzuliefern. Bereits im vergangenen Jahr haben wir bei handballtraining.de an ein Überdenken des vollen Terminkalenders seitens der EHF hingewiesen.

Der Europameister Spainien ist sicherlich eine Überraschung, aber eben auch ein Team ohne ganz große Superstars, wie Hansen oder Karabatic, sondern ein Team, welches von Erfahrung, einem gutem Angriffskonzept und vor allem der objektiv besten Abwehr des Turniers lebt.

Wo steht Deutschland?

Zumindest ist der DHB aus den letzten beiden Turnieren nicht so erfolgreich hervorgegangen, wie sich das die Verantwortlichen gewünscht haben. Zu wechselhaft und verkrampft wirkten die Leistungen unserer Nationalmannschaft.

Zwar stellte man eine der besten Abwehrreihen, doch auch hier war nicht immer alles Gold was glänzt. So hatte das deutsche Team gegen Slowenien über die ganze Spielzeit Probleme mit einem einzigen Eins-Eins-starkem Rückraumspieler.

Das Torwartpaar einmal mehr zu den Besten im Turnier, auch wenn Andreas Wolff, welcher von Prokop deutlich mehr Spielanteile erhielt, nicht vollends an seine Leistung aus dem Europameisterschaftsjahr anknüpfen konnte.

Kritisch muss man die vielen Abwehrwechsel sehen. Häufig ging die Hereinnahme von 2 oder sogar drei Leuten für die Defensive nur auf Kosten des eigenen Umschaltspiels. Ausgerechnet in der ersten Hälfte gegen Spanien konnte der DHB ansatzweise zeigen, was mit Tempo aus der eigenen Abwehr heraus möglich ist.

Hier gilt es für das Trainerteam unbedingt mehr Fokus in den nächsten Monaten zu setzen, denn eine gute Abwehr verliert ohne ein passendes Konzept der ersten oder zweiten Welle schnell an Bedeutung.

Baustelle Positionsangriff

Größte Baustelle des DHB während des gesamten Turniers blieb der Positionsangriff. Weder im Angriffsverbund noch individuell konnte man sein Potential abrufen. Die Mängelliste gestaltete sich dabei sehr lang. Die Außenpositionen wurden kaum in Szene gesetzt und doch einmal freigespielt agierte vor allem Uwe Gensheimer oft unglücklich im Abschluss. Dass er dann noch Interviews in der Halbzeitpause geben musste, war sicherlich nicht vorteilhaft für das Ansehen des deutschen Kapitäns.

Auch das Zusammenspiel im Rückraum funktionierte häufig nicht wie erwartet. Die Wurfgewalt eines Julius Kühn oder Steffen Fäth kam vor allem in den ersten Spielen des Turniers selten zum Tragen. In der Hauptrunde deutete Kühn jedoch mehrfach an, dass er eine wichtige Waffe im linken Rückraum ist, die es eben auch einzusetzen gilt.

Auf der Spielmacherposition erhielt Philipp Weber sehr viel Spielzeit von Christian Prokop. Die fehlende internationale Erfahrung merkte man dem Leipziger häufig noch an. Ein erfahrener Spielgestalter auf internationalem Niveau fehlt dem deutschen Team jedoch im Moment leider. Auch Weber deutete in der ersten Hälfte gegen Spanien seine Klasse an und überraschte den Gegner durch sein komplettes Spiel. Wenn man dem Spieler des DhfK Zeit und Vertrauen gibt, kann er sicher in diese Rolle hineinwachsen. Bei der Euro 2018 kam sie jedoch zu früh für ihn.

Im rechten Rückraum war Steffen Weinhold zumeist eine Konstante und brachte durch seine individuellen Fähigkeiten im Eins-Eins viel Leben ins deutsche Spiel. Ausgerechnet an der erfahrenen spanischen Defensive scheiterte jedoch auch er und produzierte mehrfach Offensivfouls. Sein Vertreter Kai Häfner fand leider nicht ins Turnier und traf häufig bei gut gewählten Würfen falsche Entscheidungen. Ob eine Berücksichtigung von Fabian Wiede hier von Vorteil gewesen wäre, bleibt Spekulation.

Alles in Allem kam das DHB-Team über gute Ansätze oft nicht hinaus und dennoch hätte ein Sieg gegen Spanien oder im besten Turnierspiel der Deutschen gegen Dänemark der Kritik viel Wind aus den Segeln genommen.

Allerdings sprechen wir immer noch von einer der jüngsten Mannschaften im Turnier. Der Trainerwechsel ist sicherlich nicht so reibungslos verlaufen, wie sich dies alle gewünscht haben, doch Christian Prokop ist zweifellos ein sehr guter Handballtrainer. Vielleicht muss man dem Bundestrainer einfach mehr Zeit für die Arbeit mit der Mannschaft geben. Ob er diese bekommen wird, entscheiden die Verbandsoberen wohl in den nächsten Wochen.

Autor: Robert Nowacki

23. Januar 2018

Handball-EM 2018: Endspiel gegen Spanien

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 11:02

Ausgerechnet der beste Auftritt des DHB bei der bisherigen Europameisterschaft mündete in der ersten Niederlage der EM 2018. Nach dem knappen 25:26 gegen Dänemark läuft nun Alles auf ein Endspiel um den Einzug ins Halbfinale gegen Spanien hinaus.

Dabei sah man zumindest phasenweise endlich wieder ein deutsches Team mit altbekannten Stärken. Doch zahlreiche Schwächen sind leider nach wie vor vorhanden.

Die Torhüter sind im Turnier

Besonders wichtig aus deutscher Sicht ist, dass beide Torleute nach durchwachsenen Leistungen in der Vorrunde nun jeweils ein gutes Hauptrundenspiel abgeliefert haben. Heinevetter gegen Tschechien und Wolff gegen Dänemark gaben der deutschen Defensive um den starken Rückkehrer Finn Lemke Sicherheit.

Dennoch macht das deutsche Team zu wenig aus der guten Defensivleistung. Tempogegenstöße sind rar gesät, eine zweite Welle findet auch aufgrund der vielen Spezialistenwechsel praktisch nicht statt. Genau hier liegt einer der großen Unterschiede zum EM-Erfolg vor zwei Jahren.

Die vorgebliche personelle Breite durch eine ausgeglichene Bank muss stärker von Christian Prokop und seinem Team genutzt werden, denn im Positionsangriff tut sich die Mannschaft sehr schwer. Zwar konnte Julius Kühn endlich eine sehr überzeugende Leistung abrufen, doch vor allem angriffstaktisch wirkt die Mannschaft im Spiel 6 gegen 6 enorm statisch.

Philipp Weber auf der Spielmacherposition überzeugte bislang noch gar nicht und scheint nur wenig Selbstvertrauen für seine Aktionen zu haben. Steffen Fäth machte dies zwar etwas besser, kam aber gegen Dänemark nicht an seine Angriffsleistung aus dem Spiel gegen Tschechien heran.

Zu selten findet der Rückraum zudem zündende Ideen die deutschen Außenspieler in Szene zu setzen, da vornehmlich der Weg ins Zentrum gesucht wurde. Die Verletzung von Füchse-Spieler Paul Drux dürfte diese Situation wohl kaum entspannen. Für ihn wird voraussichtlich der eigentlich ausgetauschte Max Janke zurück in die Mannschaft rutschen.

Endspiel gegen Spanien, WENN Mazedonien patzt

Nichtsdestotrotz hat das DHB-Team im letzten Hauptrundenspiel gegen Spanien wahrscheinlich den Einzug ins Halbfinale selbst in der Hand. Voraussetzung dafür ist, dass Mazedonien entweder gegen Tschechien oder Dänemark nicht gewinnt, ein durchaus realistisches Szenario, auch wenn die Dänen im letzten Hauptrundenspiel gegen Mazedonien wohl als mutmaßlicher Gruppenerster schon Kräfte für die KO-Runde schonen werden.

Mit Spanien erwartet die Deutschen ein defensivstarkes Team, welches allerdings momentan auch nicht auf der Höhe seines Könnens zu sein scheint. Die Iberer leben von einem starken Torwartpaar und einem ausgeglichen besetzten Kader, aus dem sich bislang noch kein allzu dominierender Spieler abzeichnete.

Für einen Sieg muss beim DHB dennoch Vieles stimmen. Vor allem braucht es ein funktionierendes Rückraumtrio, sowie ein verbessertes Umschaltverhalten von Abwehr auf Angriff. Gelingt Prokops Team hier eine Steigerung, ist ein Sieg kein unrealistisches Unterfangen. Das Team mit der besseren Tagesform wird sich am Ende wohl durchsetzen.

Ein kleiner Vorteil für den DHB könnte sein, dass die Spanier nur einen Tag Pause zwischen ihrem vorletzten Spiel gegen Slowenien und dem Showdown mit Deutschland haben werden. Allerdings dürfte auch Spaniens Coach Jordi Ribera im Hinblick auf das „Endspiel“ sein Team gegen Slowenien rotieren lassen.

Am Mittwochabend werden wir schlauer sein und bis dahin bleibt uns nur zu rufen: „Auf geht’s Bad Boys!“

Autor: Robert Nowacki
Geschrieben am 22.01.18

16. Januar 2018

Glück gehabt DHB. Schwacher zweiter EM-Auftritt gegen Slowenien.

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 09:23

Von einem verdienten Punktgewinn konnte man beim besten Willen nicht sprechen. 25:25 hieß es nach dem verrückten Ende der Partie zwischen Deutschland und Slowenien. Das, was die deutsche Mannschaft dabei präsentierte gehörte zum Schwächsten was man seit Langem vom DHB gesehen hat.

Die eigenen Stärken werden zur Schwäche

Unser Team konnte sich vor allem auf die eigenen viel angepriesenen Stärken, insbesondere im ersten Durchgang, rein gar nicht verlassen. Beide Torhüter konnten kaum einen Ball entschärfen und waren vor allem aus der Fernwurfzone leicht zu überwinden.

Auf der anderen Seite machte es die deutsche Defensive ihren Schlussleuten auch wahrlich nicht einfach. Zu häufig ließ man sich durch Kreuzbewegungen auseinanderziehen und bekam nur selten saubere Stoppfouls gegen den überragenden slowenischen Spielmacher Zarabec hin, welcher im Minutentakt durch die deutsche Abwehr wuselte.

DHB Trainer Christian Prokop probierte viele Abwehrzusammenstellungen aus, wobei keine zufriedenstellend funktionierte. Eine andere Abwehrvariante, z.B. eine 5:1 oder 5+1 Abwehr sah man hingegen nicht vom deutschen Team.

Dies wirft natürlich die Frage auf, ob es der Mannschaft vielleicht an Flexibilität im System fehlt. Beim EM Erfolg vor zwei Jahren sah man sowohl eine 6:0 Deckung, als auch 5:1 und 4:2 Varianten.

Auch vorne wenig Überzeugendes

Im Angriff tat sich das deutsche Team ebenfalls über beinahe die komplette Spielzeit schwer. Zwar strahlte Mittelmann Philipp Weber Torgefahr aus, doch das deutsche Spiel in geordneten Bahnen zu lenken, gelang ihm nur selten.

Zudem hatte die Mannschaft vor allem im ersten Durchgang aus dem Rückraum eine unglückliche Wurfauswahl und scheiterte oft am gegnerischen Keeper. Im zweiten Durchgang spielte die Undiszipliniertheit der Slowenen dem DHB in die Karten. Die häufigen Überzahlsituationen wusste das Team durch die Hereinnahme des siebten Feldspielers gut zu nutzen. Die Kreisspieler wurden dabei untypischerweise nicht beide breit an den Halbpositionen postiert, sondern einer von ihnen im Zentrum, um auf der rechten Angriffsseite Platz für Steffen Weinhold und Patrick Groetzki zu schaffen. Auch in Gleichzahl zeigte diese Taktik Wirkung.

Ausgerechnet als der Ausgleich hergestellt war, verzichtete Prokop allerdings einige Minuten auf das riskante taktische Mittel und griff erst in der Schlussphase wieder darauf zurück. Dennoch konnte individuell kaum ein Spieler auf deutscher Seite an diesem Tag im Angriff überzeugen.

Was ist mit Steffen Fäth? Wie geht es weiter?

Momentan ein ganz großes Fragezeichen steht hinter der Personalie Steffen Fäth. Der Rückraumspieler, welcher 2016 beim EM-Erfolg teils überragend Regie führte, erhielt keine Einsatzzeit vom Trainerteam. Die Vermutung liegt nahe, dass bei ihm eine Verletzung vorliegt.
Weder Philipp Weber, noch Max Janke überzeugten auf der Rückraum Mitte Position und sind vor allem noch nicht so lange in der Nationalmannschaft, um das Team in solch engen Spielern immer anzuführen.

Es bleibt zu hoffen, dass wir einfach das fast schon traditionelle „schlechte Vorrundenspiel“ unserer Auswahl gesehen haben und man am Mittwoch gegen Mazedonien wieder die „Bad Boys“ erlebt, wie man sie kennt, auf das der DHB mit 3 Punkten in die Hauptrunde einziehen kann.

Autor: Robert Nowacki

13. Januar 2018

Handball EM 2018: Gelingt die Mission Titelverteidigung? – Teil 2

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 10:28

Und weiter gehts mit unserer Themenreihe „Mission Titelverteidigung“. Heute abend um 17.15 Uhr startet die deutsche Handball-Nationalmannschaft gegen Montenegro in die Handball Europameisterschaft 2018. Im ersten Teil hatten wir den DHB-Kader im Allgemeinen sowie die Mannschaftsteile Torhüter und Außenpositionen unter die Lupe genommen. Wie sieht es mit dem Rückraum aus?

Rückraum: Diese Jungs sollen es richten

Besonders im Rückraum sind die Voraussetzungen zumindest objektiv betrachtet besser, als in den letzten Jahren. Viele Spieler haben unter Sigurdsson an Erfahrung auf internationaler Ebene gewonnen und sind wesentlich höher einzuschätzen.

Der rechte Rückraum ist dabei seit Jahren die Position, welche qualitativ wohl am hochwertigsten besetzt ist. Mit Häfner, Weinhold und Wiede hat Prokop drei sehr unterschiedliche Spieler, von denen jeder in der Lage ist, einer Partie seinen Stempel aufzudrücken.

Hier bietet sich dem Bundestrainer sogar die Möglichkeit mit zwei Linkshändern im Rückraum zu agieren, was auch vergangenes Jahr bei der WM schon für Probleme bei vielen Abwehrreihen sorgte. Auf dieser Position gehört Deutschland definitiv zu den stärksten Nationen überhaupt.

Auf der Rückraum Mitte Position sieht Christian Prokop Steffen Fäth, Niclas Pieczkowski und Philipp Weber vor. Die beiden letztgenannten teilen sich pikanterweise schon die Spielmacherposition in ihrem Verein SC DhfK Leipzig. Einen von ihnen könnte es auch bei der Benennung des 16er Kaders als Streichkandidat erwischen.

Wer von diesen drei Akteuren die Hauptlast tragen wird, ist schwer zu beurteilen. Steffen Fäth ist der jedoch einzige von ihnen, welcher auch im Verein regelmäßig auf internationalem Niveau spielt. Pieczkowski hat wesentlich mehr Erfahrung in der Nationalmannschaft vorzuweisen als Philipp Weber, konnte bislang bei Turnieren allerdings noch keine tragende Rolle spielen.

Wer wird klassischer Anführer?

Fakt ist, das alle drei vor allem über sehr gute individuelle Fähigkeiten verfügen und viel Torgefahr von der zentralen Rückraumposition entwickeln. Ob einer von ihnen auch zum klassischen Anführer avancieren kann, wird sicherlich entscheidend für den Turnierverlauf der Deutschen sein.

Auf der linken Rückraumposition dürften Julius Kühn und Paul Drux die Hauptangriffslast tragen. Kühn hat sich in den vergangenen zwei Jahren toll entwickelt und gehört sicher zu den wurfgewaltigsten Spielern des Turniers. In Kombination mit dem spielstarken Paul Drux ist Deutschland hier gut aufgestellt. Zudem können auch die oben erwähnten Rückraum Mitte Spieler durchaus im linken Rückraum eingesetzt werden.

Finn Lemke ist als Stabilisator für die Abwehr ein sehr wichtiger Faktor für das DHB-Team. Marian Michalczik aus Minden dürfte trotz einer bislang überragenden Saison wohl einer der ersten Streichkandidaten sein, könnte aber auch zur nächsten großen Überraschung im DHB-Dress werden.

Kreisläufer

Mit Wiencek, Pekeler, Roschek und Kohlbacher stehen vier Kreisläufer im 20er Kader. Da Prokop vermutlich nicht auf Finn Lemke als Abwehrspezialisten verzichten wird, ist die Chance groß, dass hier noch ein Spieler zum Opfer des letzten Schnitts wird.

Es ist davon auszugehen, dass Bastian Roschek vom SC DhfK Leipzig, welcher erstmals 2017 nominiert wurde, dieser Spieler sein wird. Allerdings könnten seine Vorzüge im Defensivverhalten den DHB-Coach auch zu einer Überraschungsnominierung bewegen.

Mit Pekeler und Wiencek hat Prokop allerdings zwei Kreisläufer die auf Weltklassenievau decken können und vor allem die Flexibilität von Pekeler, welcher auch in einer 5:1 Deckung auf der Spitze agieren kann, sind für die deutsche Abwehr von großer Bedeutung.

Jannik Kohlbacher ist mit seiner Beweglichkeit und Durchsetzungskraft im Angriff wohl vor allem wohl eingeplant um oben genanntes Duo in der Offensive zu entlasten.

Fazit

Das DHB-Team kann sich, sofern Verletzungen sich in Grenzen halten, nicht gegen die Favoritenrolle wehren. Viele Spieler, die vor zwei Jahren noch überrascht haben, sind dank konstant guter Leistungen nun nicht mehr zu unterschätzen und in der Bringschuld.

Die unterschiedlichen Spielertypen und taktischen Möglichkeiten zählen zu den Stärken des Teams. Mit Slowenien, Mazedonien und Montenegro hat man zudem vielleicht die leichteste Vorrundengruppe des Turniers erwischt, auch wenn bei einer Europameisterschaft das Niveau deutlich dichter gestaffelt ist als bei einer WM.

Ein Weiterkommen in die Zwischenrunde ist für den DHB Pflicht. Dort warten dann aller Voraussicht nach Spanien, Dänemark und Ungarn. Eine saubere Vorrunde ohne Punktverlust würde ideale Voraussetzungen schaffen, um gegen diese Gegner den Halbfinaleinzug zu erreichen. Dieses Ziel scheint angesichts der Voraussetzungen realistisch und in einem Halbfinale, vielleicht gegen Frankreich oder Kroatien, ist dann sowieso alles möglich.

Wir dürfen in jedem Fall gespannt sein auf unsere „Bad Boys“.

Autor: Robert Nowacki

25. Januar 2017

Grund für den WM-K.o. gegen Katar: 3 Rechtshänder im Rückraum?

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 15:00

Deutschland schied bei der WM überraschend bereits im Viertelfinale gegen Katar aus. Dabei traten die Kataris mit einer taktischen Besonderheit an. Ähnlich den Franzosen, welche dies ebenfalls über viele Jahre sehr erfolgreich praktizierten, spielte der Vizeweltmeister sehr oft mit drei Rechtshändern im Rückraum.

Die rechte Rückraumposition wurde dabei zumeist vom gebürtigem Franzosen Bertrand Roiné ausgefüllt. Auch das DHB-Team hatte in der Vorbereitung auf das Turnier diese Variante getestet, bei der WM jedoch dann kaum eingesetzt.

Das Problem

In unteren Ligen wird das Spiel mit drei Rechtshändern aus Mangel an Linkshändern häufiger notgedrungen praktiziert. Dabei bietet ein Rechtshänder auf der rechten Rückraumposition auch einige Vorteile.

Zunächst muss jedoch gesagt werden, dass die Torgefahr über den Rückraumwurf an sich natürlich abnimmt mit einem Rechtshänder auf halbrechts. Bei Würfen von der Halbposition bleiben dem Schützen selbst nur wenige Möglichkeiten den Ball um den Block herum zu ziehen. Zudem muss ein Rechtshänder von der halbrechten Seite einen wesentlich größeren Bogen laufen, um nach Kreuzbewegungen noch torgefährlich zu sein.

240 Rechtshänder auf halbrechts Abb. 1

240 Rechtshänder auf halbrechts Abb. 2

Weiterhin benötigt der Rechtshänder immer mehr Abstand zur Abwehr, um den Ball zurück ins Zentrum oder nach der Kreuzbewegung auf Halblinks spielen zu können, wie durch die beiden Abbildungen (1 und 2) dargestellt wird. Ist er zu nah an der Defensive kann die Ballhand leicht von der Abwehr attackiert werden, da es dem Angreifer kaum möglich ist seinen Körper zwischen Ball und Gegner zu bringen.

Die Chancen

Chancen entstehen im Spiel mit einem Rechtshänder auf der halbrechten Seite, wird das eigene Team in der Lage ist gut von der linken Seite anzustoßen. Gelingt es einem Team eine druckvolle Stoßbewegung bis zur halbrechten Seite weiterzugeben, ist es für den Rechtshänder auf der halbrechten Seite einfacher torgefährlich in die Lücke zwischen 1 und 2 (Halb- und Außenverteidiger) hinein zu gehen.

Die Ballhand kann nur vom Außenverteidiger attackiert werden, was eine engere Kooperation und verändertes Stellungsspiel von den beiden betreffenden Abwehrspielern erfordert.
Des Weiteren ist unter diesen Voraussetzungen der Pass auf den Außenangreifer leichter zu spielen und durch das fast zwangsläufige Aushelfen des Außenverteidigers entsteht mehr Raum für den Außenangreifer (s. Abbildungen 3 und 4).

240 Rechtshänder auf halbrechts Abb. 3

240 Rechtshänder auf halbrechts Abb. 4

Der richtige Spielertyp

Auch wenn also das ein oder andere Problem durch einen dritten Rechtshänder im Rückraum entstehen kann, bietet das Ganze nicht nur negative Seiten. Wichtig ist, dass man die richtigen Spielertypen für die halbechte Position auswählt.

Ein Rückraumakteur, der seine Stärken im Werfen aus der Fernwurfzone hat, ist hier falsch besetzt. Vielmehr sollten Spieler mit sicherem Passspiel und hohem Tempo eingesetzt werden, um die Lücke zwischen 1 und 2 beim Parallelstoß anzugreifen, den Außenangreifer zu bedienen und die Nachteile beim Passen in Richtung Spielfeldzentrum durch ihre individuellen Fähigkeiten kompensieren zu können.

Autor: Robert Nowacki

14. Januar 2017

Gefahr der Überlastung? Ein kritischer Blick auf den internationalen Turnierrhythmus

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 10:23

Wenn zwei Profis die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft absagen, kann dies ja nur einen wichtigen Grund haben.

Henrik Pekeler und Christian Dissinger haben diese Entscheidung bereits frühzeitig öffentlich bekannt gemacht und mit der Angst vor Überlastung und Verletzungen aufgrund einer fehlenden Spielpause im Winter begründet.

Hier offenbart sich ein Problem des europäischen Spitzenhandballs, welches in den vergangenen Jahren immer deutlicher wurde.

Wie viel hält der Profikörper aus?

Geht man bei Spielern wie Dissinger und Pekeler davon aus, dass sie eine Saison fast verletzungsfrei bleiben – wobei verletzungsfrei im Handballsport ja nicht heißt, dass man frei von Verletzungen ist, sondern „einsatzfähig“ (evtl. auch mit Verletzungen) – so spielen diese Akteure insgesamt etwa 60 Partien im Jahr (ohne Test- und Freundschaftsspiele).
Darin enthalten sind 34 Partien in der Bundesliga, ein halbes Dutzend Spiele im DHB-Pokal, fast 20 Spiele in der Championsleague und natürlich noch Qualifikations- und Turnierspiele für die Nationalmannschaft.

Vor allem die neue Regelung der Championsleague mit zwei Achtergruppen und insgesamt 14 Gruppenspielen hat nicht unbedingt zur Entlastung der Spitzenprofis im Handball beigetragen, auch wenn es sich aus finanzieller Hinsicht sicher für die Mannschaften lohnen kann.

Irgendwann so scheint es, kommen die Topathleten an ihre Grenzen, was natürlich vor allem Gefahren der Überlastung birgt und höheres Verletzungsrisiko zur Folge hat. Jeder kennt das: Im Zweikampf nur einmal keine Körperspannung oder verletzt auflaufen und dann eine blöde Bewegung machen und schon ist es passiert.

In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Profi nicht vom Breitensportler. Auch wenn die Belastungsgrenzen natürlich im Spitzenhandball immens nach oben verschoben werden, es präventive Trainingsmaßnahmen gibt und Regeneration im Mittelpunkt vieler Einheiten steht, hat sich die Belastung im Verbund mit den immer höher werdenden athletischen Anforderungen im Spitzenhandball mittlerweile auf ein Maß gesteigert, an welchem einzelne Spieler wie Dissinger und Pekeler bereits ins Grübeln kommen.

Muss wirklich jedes Jahr ein internationales Turnier stattfinden?

Gerade in den Reihen des deutschen Handballbundes gab es im vergangenem Jahr immer wieder Akteure, welche freiwillig auf ihr Wirken in der Nationalmannschaft verzichteten (u.a. Zeitz, Glandorf, Bitter). Dies hat sicherlich auch viel mit dem Rhythmus der internationalen Turniere zu tun.

Im Fussball gibt es seit je her alle zwei Jahre ein großes Turnier. Im Handballsport hingegen wechseln sich WM und EM jährlich ab. Zusätzlich kommt alle vier Jahre das olympische Handballturnier hinzu. Weiterhin müssen Qualifikationen für diese Wettbewerbe in kürzester Zeit ausgetragen werden.

Somit erhalten viele Nationalspieler nahezu keine Winterpause. Die Verletzungen innerhalb der DHB-Auswahl während des letzten Turniers können natürlich Zufall sein. Doch gerade Spieler wie Weinhold und Dissinger, die mit dem THW Kiel nahezu jedes Jahr in allen Wettbewerben bis zum Schluss vertreten sind, sind die leidtragenden dieses Terminkalenders.

Ein Plädoyer für mehr Regeneration und einen Zwei-Jahres-Rhythmus

Für uns Handballfans ist es natürlich schön, wenn wir möglichst lückenlos unseren Sport auf höchsten Niveau präsentiert bekommen. Aus rationaler Sicht jedoch, könnte dem Spitzenhandball eine kleine Terminentschlackung durchaus zuträglich sein.

Vielleicht würde ein WM/EM-Rhythmus ähnlich wie in anderen Sportarten dazu führen, dass den Turnieren mehr Beachtung zukommt und insbesondere die Hallen in den Spielen häufiger ausverkauft sind.

Vielleicht hätten Trainer mehr Zeit und Ruhe, ihre Spielkonzepte zu entwickeln, Spieler auszutesten und am Zusammenspiel zu arbeiten, damit der Vorteil der Athletik bei den Turnieren nicht mehr ganz so eklatant ausfällt und vielleicht hätte dies alles auch positive Effekte auf die Verletzungszahlen und die Qualität der Liga- und Championsleaguespiele im Saisonendspurt.

Mit Sicherheit würden die Sportler einen solchen Schritt begrüßen, denn auch wenn eine hohe Turnierdichte die Kassen der Verbände klingeln lässt, so ist das wichtigste Grundkapital doch die Attraktivität des Spiels an sich und die ist nur von gesunden Sportlern aufrecht zu erhalten.

Autor: Robert Nowacki

7. Januar 2017

Machen´s die „Bad Boys“ nochmal? Handball WM 2017: Deutschland einer der Turnierfavoriten

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 10:14

Tobias Reichmann möchte den ersten Platz. Die Aussage des DHB-Rechtsaussen dessen Stern beim EM-Turnier im vergangenem Jahr erst so richtig aufging macht Mut für die WM 2017, impliziert aber auch gleich den Unterschied zum Vorjahr. Nach dem EM-Titel und der Bronzemedaille im Jahr 2016 reisen die „Bad Boys“ von Dagur Sigurdsson im Januar als einer der Turnierfavoriten in die Weltmeisterschaft in Frankreich.

Der Star ist die Mannschaft

Dabei tun auch dieses Mal alle gut daran den Teamspirit und Zusammenhalt innerhalb des Teams zu beschwören. Genau dieser Geist war es schließlich, welcher den Bad Boys im letzten Winter den überraschenden EM-Erfolg ermöglichte.
Dennoch braucht sich der DHB auch personell nicht vor dem restlichen Favoritenfeld der WM zu verstecken. Besonders auf der Torhüterposition ist Deutschland traditionell topbesetzt. Das zeigt schon, dass Carsten Lichtlein in diesem Jahr nicht in den vorläufigen 18er-Kader berufen wurde.

An seiner statt bildet Silvio Heinevetter zusammen mit Andreas Wolff das Torhütergespann des Europameisters. Vor allem Wolff hat sich bei den vergangenen beiden Turnieren den Respekt erworben, welcher die gegnerischen Angreifer vor dem Wurf zum Grübeln bringen kann.

Ebenfalls keine Sorgen muss man sich auf den Außenpositionen machen. Während Linksaußen hauptsächlich Uwe Gensheimer und der junge Rune Dahmke als dessen Backup wirbeln werden, sind auf der rechten Seite Tobias Reichmann und Patrick Groetzki für das Torewerfen zuständig.

“Sorgenkind“ Rückraum

Das Turnier im vergangenen Jahr zeigte vor allem, dass Deutschland im Rückraum wieder Spieler mit hohem Potential besitzt, die ihre Rolle im Nationaldress auch in jungen Jahren bereits selbstbewusst verkörpern.
Vor allem die Variabilität mit welcher das Team im Rückraum agierte überraschte viele Gegner und Experten. Steffen Fäth und der leider diesmal verletzte Fabian Wiede bewiesen unter anderem, dass sie auch auf der Spielmacherposition zu überzeugen wissen.

Genau diese Variabilität wird auch bei der WM 2017 von Nöten sein. Mit Martin Strobel fällt der klassische Spielmacher dieses Mal aus. Die Last auf der Rückraum Mitte Position müssen daher wohl mehrere Spieler tragen. Hier sind viele Möglichkeiten vorstellbar. Neben Steffen Fäth, könnte Paul Drux ebenso für Aufsehen sorgen wie die noch recht unerfahrenen Niclas Pieczkowski und Simon Ernst.

Die eben genannten Akteure sind auch für den linken Rückraum eingeplant, wobei der ebenfalls für diese Position nominierte Finn Lemke wohl hauptsächlich für die Abwehrstabilität sorgen soll. Julius Kühn und Philipp Weber gehören ebenfalls zur Riege der jungen Wilden im Rückraum. Beide überzeugen vor allem durch Torgefahr, zählen aber wohl auch zu den ersten Streichkandidaten für Sigurdsson, wenn der Kader von 18 auf 16 Spieler reduziert werden muss.

Sorgen dürften dem Nationaltrainer die Verletzungen von Steffen Weinhold und Fabian Wiede machen. Im rechten Rückraum verliert er damit die zwei stabilsten Akteure. Kai Häfner, welcher eine sehr starke Entwicklung genommen hat und Jens Schöngarth, der mit seiner Nominierung eine riesige Chance erhält sich international zu präsentieren, sollen dieses Loch ausfüllen. Der rechte Rückraum könnte somit zwar einerseits zur Schwachstelle des DHB-Teams bei der WM werden, auf der anderen Seite aber auch alle überraschen.

Am Kreis hat der Nationaltrainer mit Patrick Wienczek einen defensiv wie offensiv internationalen Topspieler, welcher von Erik Schmidt und Jannik Kohlbacher unterstützt wird, wobei Ersterer seine Stärken in der Abwehr und Letzterer vor allem im Angriff hohe Qualität besitzt. Allerdings könnte Sigurdsson auch hier noch einen der beiden aus dem endgültigen Kader streichen.

Nicht zuletzt ist das Trainerteam um Dagur Sigurdsson Deutschlands großer Trumpf. Beim EM-Sieg 2016 schien keine andere Mannschaft so gut auf den Gegner eingestellt wie die Bad Boys. Vor allem die Spitzenteams wussten die DHB-Trainer genauestens zu analysieren und überraschten vor allem mit wechselnden Abwehrformationen immer wieder den Gegner.

Gruppe C: Machbar!

Alles in allem muss der DHB die Gruppenphase nicht nur überstehen, sondern im Idealfall auch als Erster oder Zweiter abschließen. Nacheinander spielt man in Gruppe C gegen Ungarn, Chile, Saudi-Arabien, Weissrussland und Kroatien. Das erste und letzte Spiel dürften dabei entscheidend für den Ausgang der Gruppe sein. Ein guter Start gegen die nicht zu unterschätzenden Ungarn sollte für die drei folgenden machbaren Gegner genug Selbstvertrauen geben, sodass es am Ende vermutlich im direkten Duell mit Kroatien um den Gruppensieg gehen wird.

Im Achtelfinale könnte man somit Dänemark und Schweden (oder evtl. auch Katar) aus dem Weg gehen, die dann vermutlich in der Runde der letzten Acht der Gegner wären.
Das Viertelfinale scheint somit Pflicht. Bewahrt sich das Team den Geist der letzten beiden Turniere, legt dir Grundlagen in der Abwehr und kann auf gute Torhüterleistungen und das nötige Glück vertrauen ist alles möglich.

Autor: Robert Nowacki

27. August 2016

Das olympische Handballturnier: Was wird mit dem 7. Mann?

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 10:34

Olympia ist bereits wieder vorbei und hat auch dem Handball einige neue Kapitel in seinen Geschichtsbüchern beschert. Aus deutscher Sicht war das olympische Turnier in Rio sicherlich ein großer Erfolg. Auf neutraler Ebene zog vor allem die erstmalige öffentlichkeitswirksame Anwendung der neuen Regularien viele kritische Stimmen nach sich.

DHB endgültig in der Weltspitze angekommen

Obwohl als Europameister nach Rio gereist war das deutsche Team unter Leitung von Dagur Sigurdsson in der Pflicht allen zu beweisen, dass der Gewinn der europäischen Krone im Winter keine Eintagsfliege war. Dies gelang dem jüngsten Team des Turniers eindrucksvoll. Einmal mehr stellte man vor allem eine einzigartige Vielseitigkeit und Breite des Kaders unter Beweis. Herausragende Spieler gab es viele, allerdings wechselten diese nahezu von Spiel zu Spiel.

Andreas Wolff bestätigte in vielen Partien seine Stellung als neue deutsche Nummer 1 im Tor, auch wenn es ihm nicht vollends gelang seine Leistungen der Europameisterschaft zu wiederholen. Im Rückraum spielten sich vor allem Fabian Wiede, Paul Drux und Julius Kühn mehrfach in den Vordergrund. Im Gegensatz zur Europameisterschaft zeigte sich das DHB-Team vor allem in der Verwertung von Ballgewinnen über Gegenstöße deutlich verbessert und bewältigte über diese „Waffe“ auch schwächere Phasen im Angriff. Zudem wertete Patrick Wienczek das deutsche Angriffsspiel mit seiner Durchsetzungsfähigkeit am Kreis noch einmal auf.

Schade nur, dass man sich ausgerechnet im Halbfinale gegen Frankreich ganz schwache erste 40 Minuten erlaubte. Eigentlich muss man fast enttäuscht sein, dass es „nur“ zu Bronze gereicht hat, denn wer die Finalbegegnung zwischen Dänemark und Frankreich sah, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Mannschaft mit der kreativsten Spielanlage und größten Unberechenbarkeit bereits zuvor im Spiel um Platz 3 auf dem Feld stand. Aber eben nur „eigentlich“! Der DHB hat sich mit seiner Leistung bei Olympia in der Weltspitze etabliert und weitere Sympathien auch außerhalb der Handballgemeinde erwerben können.

Neue Überzahlregelung sorgt für Unmut

Die auffälligste taktische Veränderung wurde durch die neuen Regularien ermöglicht. Bereits zuvor praktizierten viele Mannschaften die taktische Variante bei Hinausstellungen mit einem zusätzlichen Feldspieler, für den Torhüter eingewechselt, zu agieren. Die neue Regel ermöglichte nun eine scheinbar leichtere Handhabung dieser taktischen Spielart für Mannschaften in Unterzahl und wurde daher auch ausnahmslos von allen Nationen praktiziert.

Was folgte, war ein Turnier mit ungewöhnlich vielen Treffern durch die Torhüter in das verwaiste gegenüberliegende Tor. Dies führte unter anderem dazu, dass weniger Positionsangriffe gespielt wurden und bei vielen die Frage aufkam, ob die Einführung dieser Regelung wirklich einen positiven Beitrag zum Spiel leisten wird. Einige Handballexperten sahen sich bereits genötigt verstärkte Kritik an der Regelung auszuüben und schon wieder über eine Abschaffung zu diskutieren. Prinzipiell sollte man jedoch erst einmal abwarten, wie sich die Regel mit längerer Bestandsdauer auf das Spiel auswirkt und welche taktischen Möglichkeiten vielleicht noch darin schlummern.

Unter anderem agierte Deutschland im Spiel gegen Brasilien auch bei gleicher Spielerzahl mit einem zusätzlichen Mann auf dem Feld und konnte über einen zweiten Kreisläufer die offensive Abwehr der Südamerikaner nach hinten drängen. Ähnlich wie bereits der HBW Balingen-Weilstetten es über viele Jahre unter Rolf Brack praktizierte, könnte diese Form des „3-4“-Angriffs nun verstärkt Einzug in den europäischen Handball halten.

Autor: Robert Nowacki

13. Mai 2016

Saisonendspurt in der stärksten Liga der Welt

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 11:35

Mit einem Paukenschlag am vergangenen Mittwoch wurde die Schlussphase des Meisterschaftskampfes in der ersten Handballbundesliga eingeleitet. Der THW Kiel, bis dahin punktgleich mit Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen, verlor beim SC Magdeburg mit 28:29. Für viele eine Vorentscheidung im Rennen um den Meistertitel. Fakt ist aber, dass drei bzw. vier Spieltage vor Schluss den Tabellenführer nur ein (SG Flensburg-Handewitt) bzw. zwei Punkte (Kiel) von den Verfolgern trennen.

Spannung dank hoher Leistungsdichte

Der Sieg des SC Magdeburg über den THW Kiel steht dabei stellvertretend für das, was die selbsterklärte stärkste Liga der Welt seit einigen Jahren auszeichnet. Die Leistungsdichte der Liga ist in den vergangenen Spielzeiten stetig gewachsen.

Dabei sah es 2012 noch danach aus, dass sich auf Jahre hinaus ein ähnliches Bild ergeben könnte, wie es aktuell z.B. in der ersten Fußballbundesliga vorzufinden ist. Damals gelang dem THW Kiel der Gewinn der Meisterschaft ohne einen einzigen Punktverlust. Doch in den Folgejahren holten insbesondere die Verfolger aus Flensburg und von den Rhein-Neckar Löwen maßgeblich auf und sorgten für spannende Meisterschaftskämpfe.

Rhein-Neckar Löwen auf Meisterschaftskurs

In dieser Saison sieht es dabei tatsächlich so aus, als ob den „Löwen“ der absolute Durchbruch gelingt und der erste Meistertitel ihrer Vereinsgeschichte scheint nur Formsache. Drei Spiele haben sie noch zu absolvieren, keines davon gegen ein absolutes Spitzenteam.

Flensburg und Kiel hingegen treffen an diesem Wochenende noch aufeinander. Ein Ausrutscher der Löwen in den letzten drei Spielen wird höchstwahrscheinlich nur dann noch von Bedeutung sein, wenn Flensburg diese Partie für sich entscheiden kann, da der THW ein deutlich schlechteres Torverhältnis besitzt als die Löwen.

Das Restprogramm der Meisterschaftsanwärter

Rhein Neckar Löwen: HSG Wetzlar (A), TSV Hannover-Burgdorf (H), TUS N-Lübbecke (A)
SG Flensburg-Handewitt: THW Kiel (A), THSV Eisenach (H), TVB Stuttgart (A), Bergischer HC (H)
THW Kiel: Flensburg (H), MT Melsungen (A), THSV Eisenach (A), TVB Stuttgart (H)

Die Liga wächst zusammen

Die Gründe für die Veränderung der Leistungsabstände in der DKB HBL sind vielfältig. Zum einen war der THW Kiel natürlich mit dem Ausfall zahlreicher Leistungsträger in dieser Saison stark gebeutelt.
Doch wenn man sich ansieht gegen welche Teams die vermeintlichen Spitzenvereine der Bundesliga ihre Punkte ließen muss man feststellen, dass nicht nur die direkten Verfolger des THW in den letzten Jahren einen Schritt nach vorne gemacht haben, sondern dass die Bundesliga an sich wesentlicher homogener geworden ist, was die Leistungsdichte angeht.

Dies beginnt schon bei den Aufsteigern. Vor einigen Jahren noch war der Schritt von der 2. in die 1. Bundesliga fast schon gleichbedeutend mit dem direkten Wiederabstieg. Nur selten waren die Aufsteiger mehr als nur Punktelieferanten. In diesem Jahr wird nur einer der Aufsteiger direkt wieder in die zweite Bundesliga abrutschen, auch begünstigt durch den Lizenzverlust des HSV Hamburg.

Der SC DHfK Leipzig hat sich sogar auf Anhieb einen Platz im Tabellenmittelfeld gesichert und könnte am Standort Leipzig in den nächsten Jahren zu einer neuen Konkurrenz für die ambitionierten Teams der Liga heranwachsen, ähnlich dem Vorbild der Füchse aus Berlin.

Mit dem SC Magdeburg gewann eine Mannschaft aus dem vermeintlichen Tabellenmittelfeld den DHB-Pokal und ärgerte zudem mehrfach die Spitzenteams. Mit Wetzlar und Melsungen haben zwei Vereine wohl endgültig den Sprung aus dem Mittelmaß in die Europapokalplätze geschafft und mehrfach bewiesen, dass sie auch mit den ganz Großen mithalten können.
Die HSG Wetzlar verkörpert dabei auch die wiedererstarkte Generation junger deutscher Handballspieler, welche für den Überraschungserfolg des DHB bei der vergangenen EM verantwortlich war.

Die stärkste Liga der Welt

Eine spannende Saison neigt sich also dem Ende zu. Aus gesamtdeutscher Sicht hofft man natürlich noch auf den THW Kiel in der Championsleague und Frisch Auf! Göppingen im EHF-Cup sowie eine Fortsetzung der tollen Leistungen des Nationalteams bei den olympischen Spielen.
Schon jetzt können wir aber sagen, dass die diesjährige Bundesligasaison wieder allerhand zu bieten hatte und der Titel „stärkste Liga der Welt“ nach wie vor absolute Berechtigung besitzt.

Autor: Robert Nowacki

1. Februar 2016

TEAMGEIST, KAMPFGEIST und der GLAUBE AN SICH SELBST

Kategorie: Handball-News – Autor: KaiDittrich – 14:18

Oh wie ist das schön! Deutschland hat den Traum vom Europameistertitel wahr gemacht und bei welchem Handballfan am Sonntagabend keine Erinnerungen an den letzten großen Titel 2007 hochkamen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Und doch war alles irgendwie anders und neu, zumal dieser Titel von vielen Handballexperten erst als der Anfang einer großen Ära des deutschen Handballs angepriesen wird.

Alles Einstellungssache

Die Finalpartie gegen Spanien verdeutlichte noch einmal wie unfassbar hungrig das deutsche Team ist. Mit technischen, taktischen und individuellen Stärken ist der Titelgewinn nicht zu erklären. Es war der unbändige Wille, welcher dieses Finale bereits schon früh entschied.

Selten hat man bei einem so wichtigen Spiel auf Spitzenniveau einen so großen Unterschied beider Mannschaften bezüglich des Einsatzes und Kampfgeistes gesehen. Die Mannschaft von Dagur Sigurdsson gab nicht einen Ball verloren, lief Gegenstöße des Gegners ab und ließ sich im Gegensatz zum Halbfinalsieg über Norwegen nicht ein einziges Mal hängen.

Die Spanier hingegen hatten von Anfang an Respekt und signalisierten schon sehr früh eine gewisse Ratlosigkeit durch ihre Körpersprache.

Der beste Torhüter des Turniers

Ganz ohne individuelle Qualitäten ist der deutsche Sieg sicherlich trotzdem nicht zu erklären. Was natürlich jeder wahrnahm und als Schlüssel zum Sieg ausmachen konnte, war die Leistung von Andreas Wolff im deutschen Tor. Mit seinen zahlreichen Paraden, insbesondere gegen die spanischen Außenspieler rechtfertigte er endgültig das Vertrauen des Bundestrainers und die Berufung ins All Star Team. Einmal mehr wurde deutlich, dass die Torwartposition die wichtigste Einzelposition im Handball darstellt.

Doch auch andere Spieler rückten in den Fokus. Kai Häfner, mit 7 Toren bester deutscher Schütze, sorgte für die nötige Gefahr aus dem Rückraum. Henrik Pekeler machte zudem sein bestes Spiel bei dieser EM. Vor allem in der Anfangsphase war der deutsche Kreisspieler immer wieder erfolgreich darin, den Spaniern Anspiele an den Kreis zu klauen und so das deutsche Umschaltspiel einzuleiten.

Dieses Tempospiel in der Frühphase des Spiels, welches man über weite Strecken der EM vermisst hatte, legte den Grundstein für die zeitige Führung und den Aufbau des nötigen Selbstvertrauens auf Seiten des DHB.
Dagur Sigurdsson und seinem Trainerteam muss selbstredend das größte Kompliment gemacht werden. Keine Mannschaft wirkte bei dieser EM besser vorbereitet auf die Spanier und keine Mannschaft trug insgesamt mehr die Handschrift seines Trainers als die deutsche.

Spanien ohne Waffen und mit zu viel Respekt

Während beim DHB-Team das Selbstvertrauen kontinuierlich anwuchs, machten die Spanier beinahe von der ersten Minute an einen gehemmten Eindruck. Die deutsche Abwehr wusste die große Stärke der Iberer, das Spiel über Aguinagalde, zu unterbinden, weshalb fast nur aus der Fernwurfzone oder von der Außenposition Chancen kreiert wurden. Deren Endstation war meist im deutschen Block oder bei Andreas Wolff.
Zudem schien die spanische Abwehr nicht annähernd so gut auf das deutsche Angriffsspiel eingestellt zu sein, wie das DHB-Team auf die Offensivaktionen der Iberer.

Fortsetzung folgt?

Bei aller Freude und dem Genießen dieses EM-Titels, stellt sich bereits jetzt die Frage, wo es noch mit diesem deutschen Team hingehen wird. Sicherlich wird man jetzt kein Topfavorit bei den olympischen Spielen sein, aber die Messlatte liegt nun deutlich höher, als dies noch vor wenigen Wochen der Fall war.
Man darf gespannt sein, wie Dagur Sigurdsson verfahren wird wenn alle verletzten Akteure wieder zum DHB-Team zurückkommen. Leute wie Tobias Reichmann, Kai Häfner oder Henrik Pekeler haben Schlüsselrollen beim EM-Sieg eingenommen und werden trotzdem darum kämpfen müssen auch weiterhin tragende Rollen im deutschen Team spielen zu dürfen.

Eins aber sollte allen nach dieser EM klar sein: Der deutsche Handball ist auf einem exzellenten Weg und hat höchstwahrscheinlich gerade erst damit begonnen um Titel zu spielen. Faszinierend zudem, dass die beste Mannschaft Europas allen gezeigt hat, worum es beim Handball im grundlegenden geht, unabhängig von Leistungsklasse oder Altersstufe: TEAMGEIST, KAMPFGEIST und der GLAUBE AN SICH SELBST.

Autor: Robert Nowacki