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25. April 2023

Abwehrsystem: Die 6:0 Abwehr – Grundprinzipien

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 17:00

In einer neuen Serie wird es in den kommenden Wochen um die im Handball unterschiedlichen Abwehrsysteme gehen. 6:0, 5:1, 3:2:1, 4:2, 3:3 oder Manndeckung – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das eigene Tor zu verteidigen. Durch die für den Angriff bestehende Möglichkeit des 7. Feldspielers muss die Abwehr heutzutage auch damit umgehen können, einen großen Teil der Spielzeit eine Überzahlsituation zu verteidigen.

Im ersten Teil der Serie wird die 6:0 Deckung thematisiert. Hier werden zunächst einige Prinzipien der Abwehrformation vorgestellt. In den weiteren Teilen geht es dann über individuelle bis hin zu mannschaftstaktischen Übungen.

Jedes Abwehrsystem bietet zahlreiche Möglichkeiten der Variation und Interpretation. Auch die 6:0 Abwehr bildet dort, obwohl durch ihre Formation sofort erkennbar, keine Ausnahme. Früher als eher passive Abwehr wahrgenommen, wo große Abwehrspieler den Block am 6m-Kreis bilden, wurde die Abwehrformation in den vergangenen Jahren immer beweglicher. Auch hier soll nun die aktive 6:0-Abwehr vorgestellt werden, wo der Abwehrspieler nicht darauf wartet, dass der Angriff zum Wurf abschließt. Stattdessen möchte die Abwehr den Ballgewinn und versucht ihrerseits Druck aufzubauen.

Prinzip 1: Das aktive Verschieben

Die hier vorgestellte 6:0 Formation ist ständig in Bewegung. Ist der Ball bei LA, so verteidigt der AL im besten Fall gegen RR. Die Abwehr ist soweit herüber gerückt, dass RA für diesen Moment vernachlässigt wird. AL hat dabei die Aufgabe, die Abwehr in Richtung LA zu verschieben. Sein Einrücken ist das Signal für alle anderen Mitspieler. Gleichzeitig müssen er und auch HL immer die Möglichkeit eines langen Passes auf RA beachten. Gleiches gilt für die andere Seite, wenn sich der Ball auf RA befindet.

Prinzip 2: Abstimmung zwischen IR/IL und HR/HL

Der angreifende Rückraum wird durch die Abwehr aktiv verteidigt. HR tritt stets gegen den ballbesitzenden RL entgegen (1). Sucht RL den Laufweg über die Mitte (2) übernimmt IR (3), während sich HR wieder zurückfallen lässt (2) und in Richtung Ballseite hinter IR verschiebt (3).

Dadurch entsteht ein Dreieck, bestehend aus HR, IR und IL (4). Die Übergabe/ Übernahme zwischen dem Innenblock und den Abwehrspielern sowie die einzelnen Aufgaben werden in einem der nächsten Beiträge aufgezeigt.

Prinzip 3: Unterbrechung des Angriffsspiels

Als weiteres Prinzip der aktiv agierenden 6:0 gilt, dass das flüssige Angriffsspiel regelmäßig unterbrochen werden soll. Dies kann sowohl durch die Abwehrspieler auf den Außenpositionen geschehen, in dem sie den Angriffsspielern auf der Halbposition keine Möglichkeit geben, mit ihrem Außen zu spielen.

Aber vor allem auch durch einen Spieler der Abwehr auf der Halbposition, der seinen Gegenspieler entweder vollständig abdeckt und somit RM eine Anspielstation verwehrt oder durch ein Heraustreten zumindest den Druck auf dessen Entscheidung erhöht.

Coaching-Tipps:

Diese Art der 6:0 Abwehr erfordert eine hohe Laufbereitschaft, klare Absprachen in Bezug auf die Übergabe/ Übernahme und die Zuordnung bei Auslösehandlungen des Angriffes. Auch eine gute Antizipation ist notwendig, um Spielsituationen lesen und möglicherweise den Spielfluss des Angriffs unterbrechen zu können.

Grundsätzlich müssen natürlich die jeweiligen gegnerischen Spieler und deren Fähigkeiten mit in die Überlegungen zu einem Abwehrsystem mit einbezogen werden. Doch die hier vorgestellten Grundprinzipien einer aktiven 6:0 sollten bei der Wahl dieser Abwehr immer gelten.

Wie diese erarbeitet werden können, wird in den kommenden Beiträgen vorgestellt.

von Jens R. | Redaktion: Goetz&Media / Sport

7. Januar 2014

Passen, Fangen, Werfen – Erwärmungstipps

Kategorie: Zusammenspiel – Autor: KaiDittrich – 14:23

Gerade bei hohen Teilnehmerzahlen im Training greifen viele Übungsleiter gerne auf eine spielerische Erwärmung zurück. Besonders häufig wird hierfür das Handballspiel auf kleine Tore genutzt, da es zahlreiche Variationsmöglichkeiten bietet und für jeden Trainingsschwerpunkt verwendet werden kann. Im Folgenden werden die Vorteile und Variationsmöglichkeiten dieses Spiels etwas eingehender erläutert.

Das Spielprinzip

Das Grundprinzip des Spiels ist das Gleiche, wie beim normalen Handball (s. Abb. 1: hier mit vier kleinen Toren). Zwei Mannschaften stehen sich gegenüber und versuchen den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen und das eigene Tor zu verteidigen. Allerdings ist das Spiel wesentlich freier von taktischen Zwängen, wie Abwehrsystemen und Spielzügen, womit die konditionellen (Ausdauer, Schnelligkeit, etc.) und technischen Fähigkeiten (Passen, Fangen, Werfen) stärker geschult werden.

Vorteile

Der große Vorteil gegenüber anderen Erwärmungsformen liegt besonders im Kinderbereich am hohen Spaßfaktor. Durch den stark handballbezogenen spielerischen Aspekt kann der Übungsleiter sicher sein, dass alle Beteiligten nach einem fünfzehnminütigen Spiel gut erwärmt sind.

In Verbindung mit einem strengen Regelwerk (Spiel ohne Fouls oder Körperkontakt) ist die Verletzungsprophylaxe vielversprechend. Der taktische Charakter des Spiels ist besonders beim Üben der Manndeckung von Vorteil. Da es keine festen Abwehrsysteme gibt, ist gute Kommunikation beim Verteidigen gefordert. Ballgewinne lassen sich fast nur durch eine intensive Manndeckung erzwingen, was wiederum Laufbereitschaft und hohe Spielausdauer erfordert.

Aus genau diesem Grunde wird auch von der angreifenden Mannschaft viel Laufarbeit verlangt, da ständiges Freilaufen der einzige Weg ist, um die gegnerische Abwehr zu überwinden.
Kreativität steht im Vordergrund. Durch die geringe taktische Ausrichtung des Spiels ist jede Spielsituation anders, sodass vor allem schnelles Mit- und Umdenken im Angriffsspiel gefordert ist. Besonders bei einem zusätzlichen Prellverbot, ist ein hohes Maß an Spielübersicht gefragt. Technik und Teamwork werden hier klar über die Fähigkeiten im Zweikampf gestellt.

Variationen des Spiels

Technik:
– Vorgabe von Passtechniken
– Spiel mit unterschiedlichen Bällen
– Vorgegebene Anzahl an Pässen vor Torabschluss
– Kleines Spielfeld bei hoher Teilnehmerzahl
– Ballwechsel bei bloßer Berührung des Ballführenden durch einen Gegenspieler (hohe Passschnelligkeit)
– Prellverbot (bzw. nur einmal Tippen erlauben)
– Verbot von Rückpässen
Kondition:
– Spiel auf mehr als zwei Tore
– Spiel mit mehr einem Ball
– Spiel mit mehr als zwei Mannschaften
– Vergrößerung des Spielfeldes
– Spiel mit speziellen Trainingsbällen (höheres Gewicht)
– Strafaufgaben bei Gegentoren (Liegestütze u.ä.)
R. N.