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1. März 2014

Das Spiel verengen durch offensive Außenverteidiger

Kategorie: Rückraumspieler – Autor: KaiDittrich – 10:30

Einige Mannschaften spielen ihre Abwehrformation so, dass sie die Außenangreifer des Gegners „wegnehmen“, sprich Pässe zu ihnen unterbinden oder sofort nach Ballannahme festsetzen. Worin liegt der Sinn dieser Abwehrvariation und welche Mittel gibt es dagegen?

Das Prinzip der Pressdeckung gegen Außenspieler

Die Strategie hinter einer Pressdeckung gegen die Außenspieler ist, dass die Außen häufig Initiatoren der Druckentwicklung des gegnerischen Angriffsspiels sind. Viele Spielzüge erfordern zunächst das Entwickeln von Druck auf die Abwehr durch Anziehen von den Außenpositionen. Ohne diesen Druck sind Rückraumspieler gezwungen sich ihre Aktionen selbst vorzubereiten und können somit eher im Zweikampf unter Druck gesetzt werden.

Ein weiterer Effekt auf das Angriffsspiel ist, dass der Spielbereich des Gegners stark eingegrenzt wird. Die Außen werden gezwungen dem Ball wesentlich weiter entgegenzulaufen als gewöhnlich. Somit ist der Angriffsraum wesentlich kleiner als beim Spiel mit Eckenaußen, die sich nur kurz anbieten müssen (s. Abb. 1: gelber Bereich).

Wie weit sollte die Pressdeckung gespielt werden?

Da die Pressdeckung der Außenspieler insbesondere die Anzugsbewegung des gegnerischen Außen verhindern soll, ist ein Aufrechterhalten der Deckung bis ca. 9 Meter durchaus sinnvoll. Bietet sich ein Außen noch weiter entfernt für einen Pass seines Halbspielers an, ist der Abstand für eine druckvolle Anzugsbewegung in der Regel zu groß. Allerdings darf der Außenverteidiger sicher dann nicht vollständig an den Kreis zurückziehen, sondern hält seine Position bei ca. 9 Metern (s. Abb. 1).

Möglichkeiten gegen die Pressdeckung zu agieren

Spielt man als angreifendes Team gegen eine derartige Pressdeckung der eigenen Außenspieler, gibt es einige Möglichkeiten das Offensivspiel so zu verändern, dass die Deckung wirkungslos bzw. für eigene Angriffsaktionen sogar vorteilhaft ist.

Den Durchbruch zwischen 1 und zwei suchen

Besonders wendige Eins-Eins-starke Halbspieler können die offensive Deckung des eigenen Außenspielers ausnutzen um die entstehende Lücke auszunutzen. Hier kann es sich sogar lohnen, mit Rechtshändern auf der halbrechten Seite zu agieren und umgekehrt, da die äußere Hand ja nur vom gegnerischen Außenverteidiger abgedeckt werden kann.

Lauftäuschungen

Der Außenangreifer kann versuchen anzutäuschen den Ball vom Halbspieler haben zu wollen, indem er ihm entgegenläuft. Sein Gegenspieler wird ihn begleiten um die Pressdeckung aufrecht zu erhalten. Mit einem schnellen Richtungswechsel setzt sich der Angreifer nun wieder Richtung Außenposition ab und erhält den Ball vom Halbspieler in den Lauf (s. Abb. 2). Auf ähnliche Art kann man auch Räume für den eigenen Kreisläufer schaffen, der sich ebenfalls in den Raum auf der Außenposition absetzen kann.

R. N.

17. Februar 2014

Erkenntnisse nach der EM 2014

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 17:07

Die EM 2014 in Dänemark hat uns viele spannende und schöne Spiele beschert und auch die ein oder andere Erkenntnis. Manche sind neu, andere bestätigten bereits vorhandene Meinungen. Wir haben mal ein paar davon zusammengetragen.

Individuelle Stärke siegt über Konzept

Augenfällig ist, dass nach wie vor das individuelle Leistungsvermögen ausschlaggebend für den Ausgang eines Spiels oder Wettbewerbs ist. Mit den Franzosen hat sich das individuell beste Team bei der EM durchgesetzt. Vizeweltmeister Dänemark setzte zwar auf ein einheitliches Spielkonzept und viele Spielerwechsel, hatte den Franzosen im Finale allerdings nur in Form von Starspieler Mikkel Hansen etwas entgegenzusetzen. Auch die Spanier waren im Halbfinale trotz der besseren Spielanlage und dem klaren Konzept, dass insbesondere das Kreisläuferspiel vorsieht, an den Franzosen gescheitert, welche trotz schwacher Leistung am Ende auf ihre Superstars bauen konnten. Mannschaften die auf den Schlüsselpositionen ohne absolute Weltklasseleute antraten, war der Einzug in die Finalrunde verwehrt geblieben. Am besten verkauften sich hierbei noch Schweden und Island (s. allerdings auch nächster Punkt). Spanien hatte mit Canellas einen Spieler in seinen Reihen von dem vor dem Turnier kaum ein Experte so viele Weltklassepartien erwartet hätte.

Es gibt keine Kleinen mehr

Lediglich Montenegro gelang kein einziger Punktgewinn bei dieser EM. Alle anderen Mannschaften konnten Erfolgserlebnisse feiern, wobei insbesondere die Österreicher mit zwei Siegen für ein kleines Aufhorchen bei ihrer zweiten EM-Teilnahme sorgten. Generell scheint auf europäischer Ebene die Leistungsdichte wesentlich höher als noch vor ein paar Jahren zu sein, was sich z.B. auch am Fehlen der deutschen Nationalmannschaft zeigt. Daher sind die Überlegungen der EHF, das Teilnehmerfeld zu vergrößern, sicherlich sinnvoll.

Beherrschung offensiverer Abwehrformationen werden zum Muss

Mittlerweile reicht es nicht mehr nur eine gute Abwehrformation stellen zu können. Dies zeigte sich im Verlauf des Turniers besonders in den knappen Spielen. Den Dänen wurde beispielsweise das lange Festhalten an ihrer 6:0 Deckung im Finale zum Verhängnis, da beide Torhüter einen schlechten Tag erwischten. Die Kroaten wiederum hatten ihr weites Vordringen bis ins Halbfinale auch der hohen Variabilität ihres Abwehrsystems zu verdanken.

Spiele werden im Angriff und nicht in der Abwehr gewonnen

Auch wenn die Abwehr nach wie vor Grundlage zum Erfolg ist, zeigte sich doch, dass am Ende die Angriffsstärke der Franzosen ausschlaggebend für ihren Triumph war. Sie erzielten die meisten Tore aller vier Halbfinalisten, kassierten aber auch die meisten. Auf der anderen Seite kassierte nur einer der Gruppenletzten (Tschechien) die meisten Gegentore in seiner Vorrundengruppe. Dies gilt auch für die Torhüterleistungen. Obwohl die norwegischen und tschechischen Keeper in der Vorrunde hinter Dänemarks Torwartgespann die meisten Bälle abwehrten, mussten ihre Teams jeweils vorzeitig die Koffer packen. Beiden Mannschaften fehlte die Durchschlagskraft in der Offensive.