Handballtraining Handballübungen


26. Februar 2016

Freie Würfe vom Kreis für Ballkontrolle und Reaktionsfähigkeit

Kategorie: Kreisspieler – Autor: KaiDittrich – 14:33

Die sogenannten „freien Dinger“ vom Kreis müssen nach allgemeiner Auffassung stets zu Torerfolgen führen. Gelingt es einer Mannschaft den eigenen Kreisläufer in guter Position zu bedienen, soll dieser auch den Ball verwandeln.

Allerdings ist dies oft leichter gesagt als getan. Kreisspieler müssen in der Lage sein innerhalb kürzester Zeit den Ball zu kontrollieren, mit wenig Schwung zum Sprung anzusetzen und gleichzeitig auf das Verhalten des Torhüters zu reagieren.

Häufig wird mindestens eines dieser drei erwähnten Teilelemente nur unzureichend beherrscht, was sich in einer verringerten Wurfquote vom Kreis niederschlägt. Wir wollen in den folgenden Artikeln einige Verhaltensmuster und Basisübungen zeigen, mit welcher sich die Chancen auf einen Torerfolg vom Kreis erhöhen lassen.

Übung 1: „Reaktion und Ballkontrolle“

199 frei Würfe vom Kreis Ballkontrolle Abb. 1

Ein sauberes Fangen des Balles ist Grundvoraussetzung für eine gute Wurfposition. Wenn man nach dem Pass nochmal Nachfassen muss oder den Ball nur an den Fingerkuppen kleben hat, ist die Chance groß, dass die Konzentration die ganze Zeit auf der Ballkontrolle liegt, auch während man eigentlich schon den Torhüter ausgucken muss.

Demnach ist es für jeden Kreisläufer wichtig, Bälle in verschiedenen Höhen sicher und reaktionsschnell fangen zu können, zur Not auch einhändig und unter gegnerischem Druck.

Eine einfache exemplarische Übung, welche diese Elemente verbindet, ist die folgende. Die Spieler finden sich in Paaren zusammen. Jedes Paar benötigt einen Handball und stellt sich wie in der Abbildung dargestellt dicht hintereinander mit Blick zu einer Wand (Abstand ca. 2 Meter) auf.
Der Hintermann mit Ball wirft den Ball fest gegen die Wan, so dass der Vordermann schnell reagieren muss, wenn er den zurückprallenden Ball fangen will. Nach dem erfolgreichen Fangen wird der Ball durch die Beine zurück zum Hintermann gespielt und die Übung wiederholt.

Variation und Erschwerung

Diese grundlegende Reaktionsübung kann erschwert werden, indem der Werfer gleichzeitig leichten Druck auf den Kreisspieler ausübt, d.h. direkt nach dem Wurf an die Wand Körperkontakt oder ein leichtes Schieben simuliert unter welchem der Vordermann den Ball trotzdem sauber fangen und festhalten soll.

Zudem ist die Übung auch mit zwei Bällen durchführbar, wobei jeder Ball mit einer Hand gefangen werden soll. Zunächst sollten die beiden Würfe zeitversetzt erfolgen, sodass genug Reaktionszeit vorhanden ist. Bei guter Bewältigung der Aufgabe können die Zeitintervalle immer weiter verkürzt werden.

Übung 2: „Der Ball aus dem Nichts“

199 frei Würfe vom Kreis Ballkontrolle Abb. 2

Ein ähnlicher Reaktionsdruck wie beim Fangen eines Balles aus kurzer Distanz herrscht auch beim Fangen ohne klare Sicht auf die Spielsituation. Hierfür wird der Kreisläufer zentral hinter einer blickdichten Mauer (z.B. in Form einer auf Kante gestellten Hochsprungmatte) platziert.

Die Anspieler laufen mit Ball auf das Hindernis zu, sodass sie nicht ins Sichtfeld des Kreisläufers gelangen. Erst kurz vor dem Hindernis entscheidet sich der Anspieler, ob er den Ball per Sprungwurfpass über das Hindernis oder per Tippanspiel seitlich am Hindernis vorbei zum Kreisläufer spielt. Der Kreisspieler muss versuchen situationsgebunden zu reagieren, den Ball sicher zu fangen und anschließend erfolgreich im Tor unterzubringen.

Eine Erschwerung der Übung kann auch hier durch Hinzuziehen eines Gegenspielers, welcher den Kreisläufer in der Ballannahme stört, vorgenommen werden.

Autor: Robert Nowacki

19. Februar 2016

Angriffstaktik gegen 5:1-Abwehr – Sperren von VM

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 12:17

5:1 Abwehrreihen stellen häufig eine besondere Herausforderung insbesondere im Amateurbereich dar. Da nur sehr selten gegen 5:1 Abwehrreihen agiert werden muss, ist die ungewohnte Deckungsvariante ein gutes Mittel um dem gegnerischen den Spielfluss zu nehmen. Durch einen vorgezogenen Abwehrspieler in der Spielfeldmitte werden Halbspieler zu Überpässen gezwungen und es ist oft nur das Spiel in der Kleingruppe möglich.

Eine Variante, um eine solche Deckung auszuhebeln ist die Möglichkeit, den vorgezogenen Abwehrspieler zu sperren und somit Überzahlsituationen zu erzeugen. Im Folgenden stellen wir hierzu eine Variante vor.

Sperre durch Kreisläufer und Überlaufen durch Rückraum Mitte

198 Taktig gegen 5_1_Abwehr Abb. 1

Der beschriebene Ablauf ist in Abbildung 1 dargestellt. Der Ball wird zunächst von der linken Angriffsseite ohne Druck bis zu RM gepasst. KM steht am zentralen hinteren Abwehrspieler. Während des Zuspiels von RL zu RM löst sich KM vom Kreis und sperrt den vorgezogenen Verteidiger nach links, sodass RM diesen auf der rechten Seite Überlaufen kann.

RM kommt nun in eine Eins-Eins-Situation mit dem Hinten-Mitte-Abwehrspieler. Direkt nachdem VM von RM überlaufen wurde, setzt sich der Kreisspieler wieder nach hinten an den Kreis ab und zwar in den Raum, der durch das Verschieben des HM-Abwehrspielers auf die rechte Seite entstanden ist.

RM hat im Anschluss mehrere Optionen. Sollte der HM-Abwehrspieler wieder Richtung KM verschieben, kann RM entweder selbst zum Durchbruch gelangen, oder bei Nachrutschen der linken Abwehrseite des Gegners parallel auf RR abspielen, welcher ebenfalls situationsgebunden reagieren muss.
Orientiert sich HM nicht zum Kreisläufer und rückt die rechte Abwehrseite des Gegners nicht nach, kann RM den freien KM im Zentrum anspielen.

Eine einfache Grundübung (Abbildung 2)

198 Taktig gegen 5_1_Abwehr Abb. 2

Zum Üben der Auslösehandlung werden ein HM-Abwehrspieler (graues Trikot), ein Anspieler (ebenfalls grau) auf einer Halbposition sowie KM (rot) und RM (weiss) als Angreifer benötigt. Der Spielbereich am Kreis wird auf ca. 3 Meter begrenzt. Der vorgezogene Abwehrspieler wird durch ein passives Hindernis (Dummy) symbolisiert.
Nach dem Pass des Zuspielers zu RM stellt KM die Sperre am vorgezogenen Hindernis. RM überläuft dieses und zieht den HM-Abwehrspieler auf sich. Währenddessen setzt sich KM wieder an den Kreis ab und versucht sich als Anspielstation im freien Raum anzubieten.

Nachdem die Grundabläufe (Timing, Umschalten vom KM) verinnerlicht sind, kann der HM-Abwehrspieler in seinem Verhalten variieren und auch RM den eigenhändigen Durchbruch anbieten. Zudem kann der passive VM-Abwehrspieler durch einen aktiven Verteidiger ersetzt werden.

Die Übung kann des Weiteren um die gesamte Angriffsseite mit RR/RL und RA/LA und den zugehörigen Abwehrspielern erweitert werden, um eine umfassende Entscheidungsfindung von RM zu schulen.

Autor: Robert Nowacki

10. Februar 2016

Leeres Kreuzen – Basiswissen

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 09:38

Das leere Kreuzen (wahlweise auch Kreuzen ohne oder Jugokreuz genannt) gehört zumindest im Leistungshandball zu den Standardauslösehandlungen, hat allerdings auch eine Daseinsberechtigung im Amateurbereich.

Besonders mit wurfstarken Spielern auf der Halbposition lohnt es sich das leere Kreuzen zu üben. Im Folgenden gibt es von uns einige Erläuterungen sowie eine Grundübung, welche insbesondere das Erlernen der Abläufe und Laufwege beim leeren Kreuzen fördern sollen.

Worum geht es

Beim Jugokreuz geht es im Grundlegenden darum, durch den Positionswechsel zweier Rückraumspieler ohne Ball einen wurfstarken Halbangreifer mit viel Anlauf auf das Deckungszentrum zu schicken.

In unserem Abbildungsbeispiel 1 spielt Rückraum Mitte (im weißen Trikot) den Ball zunächst parallel zu Rückraum rechts (blauer Passweg).
Bereits während dieses Passes läuft Rückraum links (im roten Trikot) einen Bogen Richtung Spielfeldmitte, um anschließend mit Schwung über die Rückraum Mitte Position stoßen zu können (roter Laufweg).

Gleichzeitig schafft Rückraum Mitte Platz, indem er auf die unbesetzte Rückraum-Links-Position wechselt. Rückraum Rechts spielt den Ball nach kurzer Verzögerung, z.B. durch eine Passtäuschung zur Außenposition, zu Rückraum Links (roter Passweg), welcher in hohem Tempo auf das Deckungszentrum stößt.

Am wichtigsten ist dabei, dass der Halbangreifer, welcher durch das leere Kreuzen in Position gebracht werden soll torgefährlich agiert, d.h. den Ball nicht in der Querbewegung, sondern in einer parallelen Stoßbewegung über die Mitte erhält. Hierfür ist das rechtzeitige Loslaufen erforderlich, da zunächst im Halbbogen nach hinten bzw. quer gelaufen werden muss um mit genügend Abstand zur Deckung über die Mitte anlaufen zu können (roter Laufweg).

Grundübung: Permanentes Leerkreuzen zwischen RM und RL

Aus Abbildung 1 lässt sich direkt eine kleine Basisübung zum Einführen des leeren Kreuzens ableiten. RR ist in diesem Fall An- bzw. Zuspieler. RM und RL üben das leere Kreuzen, indem sie permanent die Position wechseln.

Im Klartext bedeutet das, RM und RL laufen nach dem Pass von RM zu RR das Leerkreuz und RL erhält den Ball in vollem Lauf von RR. Anschließend prellt RL einmal, was das Auftaktsignal für das nächste Leerkreuz mit vertauschten Aufgaben ist.

Die Übung kann z.B. mit einem Sprungwurf aus dem Rückraum erweitert werden. Hier wirft RL nach Erhalt des Balles gegen einen Einerblock auf das Tor. Anschließend bleibt er auf der RM-Position und erhält einen neuen Ball vom Zuspieler. Daraufhin wird ein neues Leerkreuz mit vertauschten Rollen gespielt.
Diese Grundübung kann um zahlreiche Elemente wie z.B. Kreisanspiel, Entscheidungstraining oder Parallelstoßen für RM erweitert werden.

Autor: Robert Nowacki

1. Februar 2016

TEAMGEIST, KAMPFGEIST und der GLAUBE AN SICH SELBST

Kategorie: Handball-News – Autor: KaiDittrich – 14:18

Oh wie ist das schön! Deutschland hat den Traum vom Europameistertitel wahr gemacht und bei welchem Handballfan am Sonntagabend keine Erinnerungen an den letzten großen Titel 2007 hochkamen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Und doch war alles irgendwie anders und neu, zumal dieser Titel von vielen Handballexperten erst als der Anfang einer großen Ära des deutschen Handballs angepriesen wird.

Alles Einstellungssache

Die Finalpartie gegen Spanien verdeutlichte noch einmal wie unfassbar hungrig das deutsche Team ist. Mit technischen, taktischen und individuellen Stärken ist der Titelgewinn nicht zu erklären. Es war der unbändige Wille, welcher dieses Finale bereits schon früh entschied.

Selten hat man bei einem so wichtigen Spiel auf Spitzenniveau einen so großen Unterschied beider Mannschaften bezüglich des Einsatzes und Kampfgeistes gesehen. Die Mannschaft von Dagur Sigurdsson gab nicht einen Ball verloren, lief Gegenstöße des Gegners ab und ließ sich im Gegensatz zum Halbfinalsieg über Norwegen nicht ein einziges Mal hängen.

Die Spanier hingegen hatten von Anfang an Respekt und signalisierten schon sehr früh eine gewisse Ratlosigkeit durch ihre Körpersprache.

Der beste Torhüter des Turniers

Ganz ohne individuelle Qualitäten ist der deutsche Sieg sicherlich trotzdem nicht zu erklären. Was natürlich jeder wahrnahm und als Schlüssel zum Sieg ausmachen konnte, war die Leistung von Andreas Wolff im deutschen Tor. Mit seinen zahlreichen Paraden, insbesondere gegen die spanischen Außenspieler rechtfertigte er endgültig das Vertrauen des Bundestrainers und die Berufung ins All Star Team. Einmal mehr wurde deutlich, dass die Torwartposition die wichtigste Einzelposition im Handball darstellt.

Doch auch andere Spieler rückten in den Fokus. Kai Häfner, mit 7 Toren bester deutscher Schütze, sorgte für die nötige Gefahr aus dem Rückraum. Henrik Pekeler machte zudem sein bestes Spiel bei dieser EM. Vor allem in der Anfangsphase war der deutsche Kreisspieler immer wieder erfolgreich darin, den Spaniern Anspiele an den Kreis zu klauen und so das deutsche Umschaltspiel einzuleiten.

Dieses Tempospiel in der Frühphase des Spiels, welches man über weite Strecken der EM vermisst hatte, legte den Grundstein für die zeitige Führung und den Aufbau des nötigen Selbstvertrauens auf Seiten des DHB.
Dagur Sigurdsson und seinem Trainerteam muss selbstredend das größte Kompliment gemacht werden. Keine Mannschaft wirkte bei dieser EM besser vorbereitet auf die Spanier und keine Mannschaft trug insgesamt mehr die Handschrift seines Trainers als die deutsche.

Spanien ohne Waffen und mit zu viel Respekt

Während beim DHB-Team das Selbstvertrauen kontinuierlich anwuchs, machten die Spanier beinahe von der ersten Minute an einen gehemmten Eindruck. Die deutsche Abwehr wusste die große Stärke der Iberer, das Spiel über Aguinagalde, zu unterbinden, weshalb fast nur aus der Fernwurfzone oder von der Außenposition Chancen kreiert wurden. Deren Endstation war meist im deutschen Block oder bei Andreas Wolff.
Zudem schien die spanische Abwehr nicht annähernd so gut auf das deutsche Angriffsspiel eingestellt zu sein, wie das DHB-Team auf die Offensivaktionen der Iberer.

Fortsetzung folgt?

Bei aller Freude und dem Genießen dieses EM-Titels, stellt sich bereits jetzt die Frage, wo es noch mit diesem deutschen Team hingehen wird. Sicherlich wird man jetzt kein Topfavorit bei den olympischen Spielen sein, aber die Messlatte liegt nun deutlich höher, als dies noch vor wenigen Wochen der Fall war.
Man darf gespannt sein, wie Dagur Sigurdsson verfahren wird wenn alle verletzten Akteure wieder zum DHB-Team zurückkommen. Leute wie Tobias Reichmann, Kai Häfner oder Henrik Pekeler haben Schlüsselrollen beim EM-Sieg eingenommen und werden trotzdem darum kämpfen müssen auch weiterhin tragende Rollen im deutschen Team spielen zu dürfen.

Eins aber sollte allen nach dieser EM klar sein: Der deutsche Handball ist auf einem exzellenten Weg und hat höchstwahrscheinlich gerade erst damit begonnen um Titel zu spielen. Faszinierend zudem, dass die beste Mannschaft Europas allen gezeigt hat, worum es beim Handball im grundlegenden geht, unabhängig von Leistungsklasse oder Altersstufe: TEAMGEIST, KAMPFGEIST und der GLAUBE AN SICH SELBST.

Autor: Robert Nowacki