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10. Dezember 2016

Was wir von den „DHB-Ladies“ und Michael Biegler lernen können

Kategorie: Handball-News – Autor: KaiDittrich – 10:30

Die Handball EM der Damen ist bereits in vollem Gange und bis jetzt haben die Damen der deutschen Nationalmannschaft mit dem Sieg gegen Vizeweltmeister Niederlande und der knappen Niederlage gegen den Silbermedaillengewinner der olympischen Spiele, Frankreich, bereits zwei Ausrufezeichen gesetzt.

Ein neuer Besen (Trainer) kehrt gut

Mit diesen Resultaten haben die DHB-Frauen, die sich selbst als „Ladies“ bezeichnen, bereits die gehegten Erwartungen übertroffen. Diese Leistung wird dabei auch viel in Verbindung mit dem Coach Michael Biegler gebracht, welcher die Mannschaft erstmals bei einem großen Turnier betreut. Er hat dem in den letzten Jahren eher erfolglosen Team vor scheinbar das Selbstvertrauen zurückgegeben, welches nötig ist um gegen die oben genannten Teams zu bestehen.

Seine mutige Wahl auf Susann Müller zu verzichten, macht den Spielstil des Teams zudem schwerer ausrechenbar für den Gegner, was insbesondere die Niederländer zu spüren bekamen. Gepaart mit einem der besten Torhütergespanne der Welt und dem neuen Selbstvertrauen haben die Deutschen bei einem Sieg gegen Polen am Donnerstag sogar realistische Chancen um den Einzug ins Halbfinale in der Hauptrunde zu spielen.

Bieglers Halbzeitansprachen als Musterbeispiele

Aus Trainersicht sind insbesondere die Halbzeitansprachen von Michael Biegler sehr gutes Anschauungsmaterial. Der Coach des DHB stellt stets die positiven Seiten des eigenen Spiels heraus und verweist auf diese auch in Phasen, in denen es nicht so läuft. Er spricht Spielerinnen direkt an und signalisiert durch seine Körpersprache (häufig kniend im Kreise der Mannschaft), dass er sich als Teil des Teams sieht.

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Foto: Sport1 GmbH

Video

In den Auszeiten des DHB werden wenige Spielzüge direkt von ihm formuliert, sondern eher allgemeine Aussagen zu Angriffs- und Abwehrverhalten getroffen. Dies kann man als Zeichen deuten, dass Biegler trotz der kurzen Zusammenarbeit bereits Vertrauen in die Entscheidungsfindung seiner Spielerinnen und insbesondere der Mittelfrauen Loerper und Wohlbold besitzt.

Profisport unter halbprofessionellen Bedingungen

Bereits in den vergangenen Jahren konnte man sehen, dass sich der Frauenhandball immer weiterentwickelt. Vor allem die athletische Komponente des Spiels wird immer prägnanter und außer den physiologisch bedingten Unterschieden zum Männerhandball leisten die Sportlerinnen auf Topniveau genau so viel wie ihre männlichen Pendants.

Die Bedingungen sind jedoch nach wie vor ganz andere. Während der Beruf „Handballprofi“ mittlerweile immer häufiger im Spitzensport der Männer als Bezeichnung verwendet werden darf, fristen die Damen auch hier wie in vielen anderen Sportarten leider ein Schattendasein. Auch wenn der Handballsport im Allgemeinen sich vor allem in den letzten beiden Jahren durch den EM-Sieg des DHB immer mehr in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung schieben konnte, bleibt dem Frauenhandball nur ein kleiner Teil dieser neu gewonnenen Aufmerksamkeit.

Umso herausragender sind die Leistungen der Damenteams bei dieser EM zu bewerten. Schade nur, dass den jungen Mädchen und Frauen keine Liververfolgung der Spiele des DHB ermöglicht wird, aber vielleicht können die „Ladies“ mit ihren Leistungen ja auch hier einen Stein ins Rollen bringen.

Autor: Robert Nowacki