Handballtraining Handballübungen


8. August 2023

Abwehrsystem 5:1 – Übungen im 1:1 und 2:2

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 14:49

Ziel der Übung:

  • Konditionelle Grundlagen
  • 1:1 Verhalten
  • Antizipieren
  • Körperkontakt
  • Verteidigen des KM

Für die im letzten Artikel dargestellte Variante der 5:1 Deckung werden hier nun drei beispielhafte Übungen gezeigt, um an die hierfür notwendige Abwehrarbeit heranzuführen.

Übung 1:

Aufstellung:

Ein Abwehrspieler steht auf 7m auf der Position HR. Ein Angreifer steht ihm bei 8m gegenüber. Weitere Angreifer haben sich, ebenfalls auf 8m, entlang des 9m-Kreises positioniert. Jeder Spieler hat einen Ball.

Ablauf:

Jeder Angreifer spielt ein 1:1 gegen den Abwehrspieler. Der Abwehrspieler verteidigt in einer Runde nach und nach gegen alle Angreifer. Die Angreifer spielen zum Auftakt einen Pass mit Rückpass zum Abwehrspieler. Sie dürfen nicht prellen, sondern müssen mit einer schnellen Bewegung/ Täuschung den Ball im 6m-Kreis ablegen. Als Variante kann nach erfolgreichem Durchbruch der Torwurf erfolgen. Der Abwehrspieler spielt eine Runde, danach wird gewechselt.

Coaching-Tipps:

Ziel der Übung ist ein intensives 1:1-Verteidigen in kurzen Abständen hintereinander und gegen verschiedene Angreifer. Der Trainer kann die Intensität steuern, indem eine erfolgreiche Abwehraktion ein erneutes Angreifen des Gegenspielers zur Folge hat und der Abwehrspieler somit nicht zum nächsten Gegenspieler wechselt. Es kann vereinbart werden, dass der Angriff jeweils drei Versuche erhält, um einen Durchbruch zu schaffen. Für eine noch deutlich stärkere konditionelle Belastung ist eine Vorbelastung der beiden Spieler vor jeder Aktion denkbar, z.B. Liegestütze oder Hocksprünge etc. Dies muss der Trainer aber anhand der Voraussetzungen und des Leistungsstand steuern.

Übung 2:

Aufstellung:

Die Angreifer besetzen RM und KM, die Abwehr VM und HM. Ein Anspieler auf RL und ein Anspieler auf RR. Bälle liegen bei RM.

Ablauf:

Auftaktpass mit Rückpass vom RM zum RL (1 + 2). RM startet das 1:1 gegen VM (3). KM stellt eine Sperre (4). HM begleitet KM bis zur Sperrstellung (5). RM muss mit KM eine Lösung für die Spielsituation suchen, die Abwehrspieler verteidigen diese. RM kann RL oder RR als Anspielstation nutzen, es bleibt aber beim 2:2 (6 + 7).

Coaching-Tipps:

Hier wird eine mögliche Variante des Verteidigens einer Sperre bei VM trainiert. HM begleitet KM bis in die Sperre und macht dadurch die Räume eng. Es muss jedoch darauf geachtet werden, den Raum hinter den beiden Abwehrspielern zu verteidigen. Die Absprachen zwischen den Abwehrspielern müssen klar kommuniziert sein, z.B. was passiert, wenn sich KM wieder in den freien Raum absetzt.

Der Trainer kann Vorgaben für den Angriff machen, in dem die Sperre z.B. nur an einer Seite gesetzt werden oder nur eine bestimmte Anzahl an Pässen gespielt werden darf. Eine Erweiterung auf ein 3:3 ist möglich, um eine neue Spielsituation darzustellen, wie z.B. einem Einläufer des Angriffs von Außen. Hier gilt es für den entsprechenden Abwehrspieler HR oder HL das aktive Verteidigen gegen den Einläufer im Abwehrverband abzusprechen, den Raum hinter VM zu verteidigen und ein Anspiel an den Außen zu verhindern.

Der Trainer kann außerdem die Intensität und Schwierigkeit durch ein Verbot des Prellens, den erlaubten Radius des KM oder die Spielfeldbreite steuern.

Übung 3:

Aufstellung:

Der Angriff besetzt den Rückraum, ein Abwehrspieler steht auf HL. Die Bälle befinden sich bei einem Anspieler auf der Position LA.

Ablauf:

Der Ball wird von LA ins Spiel gebracht (1) und im Rückraum gepasst (2 – 4). RM kreuzt RL (5 + 6), RL spielt den Pass zu RR (7). HL hat die Aufgabe, diesen gespielten Ball abzufangen und einen Tempogegenstoß zu laufen (7). Sollte der Pass gelingen, wird der nächste Abwehrspieler zu HR und die Abfolge wiederholt sich mit dem Pass von RR zu RL.

Coaching-Tipps:

Eine zunächst einfach scheinende Aufgabe, die das Antizipieren und Abfangen eines Passes trainieren soll. Dennoch muss der Abwehrspieler selber entscheiden, wann er heraustritt um sich in den Passweg zu stellen und eine Möglichkeit sieht, den Ball abzufangen. Der Angriff soll zunächst das Kreuzen als Auftaktbewegung benutzen. Die Schwierigkeit kann stetig gesteigert werden. Der Gekreuzte RL kann einen direkten Pass spielen, eine Wurftäuschung ansetzen und somit den Pass verzögern oder auch eine Passtäuschung vollziehen und zurück zu RM spielen. Ebenso kann auf der Position des VM ein Abwehrspieler den Spieler aus der Kreuzbewegung (hier: RL) annehmen und zunächst im 1:1 verteidigen, so dass HL genau beobachten muss, um im richtigen Moment nach vorne zu treten.

Der Trainer sollte dies je nach Leistungsstand steuern, um Erfolgserlebnisse für HL zu gewährleisten, gleichzeitig aber auch möglichst spielnahe Situationen herbeizuführen.

von Jens R.

25. Juli 2023

Abwehrsystem 5:1 | Die Grundprinzipien

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 16:52

Nachdem in einem ersten Teil der Abwehrsysteme die 6:0 Abwehr besprochen wurde, wird nun im Folgenden die 5:1 Abwehr vorgestellt.

Auch im System der 5:1 Abwehr gibt es eine Vielzahl an Interpretationen und anhand der Fähigkeiten der eigenen Spieler ausgerichtete Möglichkeiten, wie die Vorgaben und Absprachen innerhalb des Abwehrverbandes am Ende gestaltet werden. Daher sind die hier vorgestellten Ideen nur eine von vielen möglichen Varianten, die schließlich zum individuellen Mannschaftsgefüge passen müssen.

Wie bereits bei der 6:0 Abwehr soll in dieser Variante der 5:1 Abwehr die aktive Verteidigung im Vordergrund stehen.

Allgemeines:

Im Unterschied zur 6:0 Abwehr gibt es in diesem System einen vorgezogenen Spieler, der vor dem kompakten Abwehrverband die Aufgabe hat, den Spielaufbau des Gegners bereits im Ansatz zu stören. Wie weit dieser vorgezogene Spieler sich aus der eigentlichen Deckung löst und in welchem Radius er agiert, ist die erste und dabei sehr weitreichende Variable innerhalb dieser Deckung.

Der vorgezogene Spieler kann in der Grundaufstellung an unterschiedlichen Stellen agieren. Nur sehr kurz vor dem eigentlich Abwehrverband positioniert und somit noch innerhalb von 9m; im Bereich von und vor 9m oder eben deutlich darüber hinaus bis hin zur direkten Linie auf der sich die Angreifer befinden. Klassisch steht der Vorgezogene zunächst dem RM des gegnerischen Teams gegenüber, bei einer versetzen 5:1 Abwehr orientiert er sich bereits beim Spielaufbau des Gegners in die Richtung von RL oder RR.

Ebenso kann der Aktivitätsgrad des vorgezogenen Spielers unterschiedlich bestimmt werden. Er kann die Aufgabe haben, den Spielaufbau, also z.B. jeden Pass von RL/RR zu RM stören zu wollen oder als vorgelagerter Spieler bereits früh die ersten Auftakthandlungen des Gegners, wie z.B. Kreuzbewegungen zu unterbrechen. Alternativ aber auch zunächst einmal abwartend die ersten Handlungen des Gegners zu beobachten, um auf dessen Spielweise und Passfolgen zu reagieren.

Prinzip 1:

Die hier vorgestellte 5:1 Abwehr möchte, wie auch schon die 6:0 Abwehr, mit einer aktiven Verteidigung den Gegner regelmäßig unter Druck setzen und den Spielaufbau kontrolliert stören. Die Grundaufstellung sieht den vorgezogenen Spieler dabei im Bereich vor 9m, der Abwehrverband dahinter verschiebt stark zur jeweiligen Ballseite. In diesem Fall tritt HR gegen RL heraus (2), nachdem dieser den Ball von LA erhalten hat (1). HM deckt den Kreisläufer und würde ihn, sollte KL hin HR laufen, begleiten.

Der Vorgezogene hat die Aufgabe, bei Ballbesitz von RL/RR den Passweg zum RM (unregelmäßig und kontrolliert) zu stören und RM im 1:1 zu verteidigen.

Prinzip 2:

Bei einem Auflösen des RM oder des RL/RR seiner Position an den Kreis, bleibt der vorgezogene Spieler vorne und sinkt nicht in den Abwehrverband zurück. Der Vorgezogene orientiert sich zu einem der beiden Rückraumspieler und nimmt diesen aus dem Angriffsspiel, in dem er möglichst dessen weitere Ballannahmen verhindert. Ziel ist die Isolierung einer Angriffsseite.

Gleiches gilt bei einem zweiten Kreisläufer, der als Einläufer von LA/RA in das Spiel gebracht wird. Der jeweilige Abwehrspieler orientiert sich in Richtung des Rückraumspielers, um hier den weiteren Spielfluss zu unterbrechen und das Angriffsspiel fortan komprimiert auf einer Seite zu halten.

Prinzip 3:

In unregelmäßigen Abständen, möglicherweise auf Kommando oder einer Spielsituation entsprechend, treten VM und AR/AL gegen ihre direkten Gegenspieler heraus. In der hier dargestellten Situation hat RL den Ball vor seiner Angriffsaktion geprellt und somit nur noch drei Schritte zur Verfügung. Dies ist das Signal für VM und AL die möglichen Passwege zu versperren und RL weiter unter Druck zu setzen. HL beobachtet RL und stellt den optischen Passweg zum nun sehr freien RA zu, so dass zumindest kein direkter schneller Pass in Richtung des Außenspielers möglich ist.

Coaching-Tipps:

Diese Variante der 5:1 Abwehr erfordert viel Laufarbeit und Absprachen. Bei (Auslöse-)Handlungen des Gegners muss jeder Abwehrspieler wissen, was seine Aufgabe ist, die Laufwege kennen und auch nach einer direkten Aktion im Abwehrverband weiterarbeiten. Durch das konsequente Verschieben zur Ballseite wird ein Anspiel an den gegenseitigen Außenspieler zunächst in Kauf genommen, durch den aufzubauenden Druck gegen den Passgeber aber auch aktiv verteidigt.

In den kommenden Beiträgen werden u.a. mögliche Lösungen gegen Kreuzbewegungen im Rückraum besprochen, sowie Trainingsformen für das 1:1 und 2:2 Abwehrverhalten und das spielerische Fördern der Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit

von Jens R. | Redaktion: Goetz&Media / Sport

26. Mai 2023

Abwehrsystem: Die 6:0 Abwehr – Übungen Mittelblock

Kategorie: Abwehrtraining – Autor: KaiDittrich – 08:26

Ziel der Übung:

  • Systemisches Verständnis
  • Angreifer annehmen und aktiv verteidigen
  • Konditionelle Grundlagen
  • Körperkontakt
  • 1:1 Verhalten

Nachdem in einem ersten Teil die Grundprinzipien einer möglichen Variante der 6:0 Abwehr vorgestellt wurden, geht es in diesem Beitrag um die Einbindung im Training. Die Abwehrformation 6:0 bietet eine Vielzahl an Varianten und Möglichkeiten der Ausführung. Oftmals auch in Abhängigkeit der Fähigkeiten der gegnerischen Mannschaft.

In der hier vorgestellten Variante der 6:0 Abwehr steht das aktive Verteidigen gegen den Angriff im Vordergrund, mit einer stets sich in Bewegung befindlichen Formation, die nicht bloß warten möchte, dass es einen Wurf des Gegners zu verteidigen gibt. Hierbei wird nun die Arbeit des Mittelblocks betrachtet.

Übung 1:

Aufstellung:

Es liegt eine Weichbodenmatte am Mittelkreis. Der Trainer (oder TW) und ein weiterer TW (Feldspieler) stehen mit Bällen neben der Matte. Zwei Abwehrspieler verteidigen die Matte, ein Angreifer steht zwischen ihnen vor der Matte. Die restlichen Angreifer positionieren sich auf HR und HL. Als Vorübung könnten sich die Abwehrspieler (und der eine Angreifer) hinter der Matte aufstellen und bei Start der Aktion über die Matte zu ihren Positionen laufen (1).

Ablauf:

Ziel des Angriffes ist es, den Ball auf der Matte abzulegen.

Die Angreifer laufen von ihren Positionen aus in Richtung Mitte (1). Sie bekommen von einer der beiden Seiten den Ball in den Lauf gespielt (2). Derjenige, der den Ball erhält (hier: RL) beginnt die Kreuzbewegung vor den Abwehrspielern (3). Der zweite Angreifer (hier: RR) erhält den Ball und hat die Möglichkeit des 1:1 gegen den Abwehrspieler oder das Anspiel an den vor der Matte stehenden Angreifer zu spielen.

Die Abwehrspieler müssen zunächst entscheiden, wer auf den Angriff heraustritt. Abhängig davon, welcher Angreifer den Ball erhält (3). Der andere Abwehrspieler übernimmt den Kreis (4). Der heraustretenden Abwehrspieler nimmt zunächst den anlaufenden Spieler an, nach der Kreuzbewegung den kreuzenden Angreifer. Er verteidigt die Matte gegen einen Durchbruch oder ein Abspiel an den Kreis. Sollte das Abspiel doch gelingen, gilt es für den zweiten Abwehrspieler das Ankommen des Balles oder den Durchbruch zur Matte aktiv zu verhindern.

Coaching-Tipps:

Der Trainer kann hier mit verschiedenen Möglichkeiten die Intensität und Schwierigkeit beeinflussen: Begrenzung der Seiten, an denen der Ball auf die Matte gelegt werden darf; Angriff darf prellen/nicht prellen; Größe des Spielfeldes (und somit der Laufwege) für den Angriff; Angriffsspieler an der Matte darf sich bewegen/ nicht bewegen; Rückpass nach dem Kreuzen zum angelaufenen Angreifer erlaubt/ nicht erlaubt; Abwehrspieler müssen Vorübung absolvieren.

Ziel der Übung ist die Annahme und aktive Verteidigung der kreuzenden Angreifer und die Verhinderung eines Durchbruches oder eines Abspiels an den „Kreis“. Sowie die Verteidigung eines solchen Anspiels oder, sollte der Ball durchkommen, den Durchbruch auf die Matte.

Übung 2:

Aufstellung:

Die Angreifer positionieren sich auf der Position Rückraum Links sowie auf der Mittelposition. Ein Kreisläufer geht an den Kreis. Die Abwehrspieler besetzen die Position IR und IL. Ein Anspieler auf LA mit Bällen sowie auf RR. Es wird ein 3:2 gespielt.

Multi-Hürdensystem für das Handballtraining

Ablauf:

Der Pass wird von LA ins Spiel gebracht (1). Für die spielnahe Dynamik kann der Ball einmal bis RR und dann wieder zu LA durchgespielt werden. RL stößt mit Druck auf das Tor, IR geht ihm entgegen (2). RL spielt den Ball zu RM, während RL zurücksinkt und KM übernimmt (3). IL tritt auf RM hinaus (4). RM schaut, ob KM frei ist, ansonsten freies Spiel im 3:2.

Als Erweiterung: RM kreuzt mit RL. IL bleibt vorne und übernimmt den kreuzenden RL (5). Danach freies Spiel.

Coaching-Tipps:

Eine mögliche Übung, um die Abstimmung im Mittelblock zu trainieren, das Timing des Heraustretens und die notwendigen Geschwindigkeiten beim absinken. Die Orientierung bei der Verteidigung von KM sowie die klaren Absprachen, wer wann und wie lange den Angriff aktiv bekämpft und wann es wieder sinnvoll ist, in den Abwehrverband zurückzukehren.

Der Trainer kann die Intensität und Schwierigkeit durch ein Verbot des Prellens, den erlaubten Radius des KM oder die Spielfeldbreite steuern.

Übung 3:

Aufstellung:

Die Angreifer positionieren sich auf der Position Rückraum Links sowie auf der Mittelposition und Rückraum Rechts. Ein Kreisläufer geht an den Kreis. Die Abwehrspieler besetzen die Position IR und IL sowie HL. Ein Anspieler auf LA mit Bällen. Es wird ein 4:3 gespielt.

Ablauf:

Als Erweiterung geht es in ein 4:3. In einer ersten Aufgabe spielt der Angriff einen Parallelstoß. Der Ball kommt von LA ins Spiel (1). RL stößt an, IR tritt ihm aktiv entgegen (2). Wenn RL den Weg nach innen sucht, begleitet ihn IR, bis er den Ball weiterspielt. (3).

Der Ball wird weiter gepasst zum RM (4). RL sinkt zurück und übernimmt KM, IL tritt gegen RM heraus (5). RM passt weiter zu RR, IL sinkt wieder zurück (6). RR stößt auf die Abwehr, HL tritt heraus (7). Danach ergibt sich durch den Rückstoß ein freies Spiel.

Sollte RR im Rückstoß nach innen ziehen, bleibt HL zunächst vorne. Diese Situation und die Verteidigung rund um den KM wird im nächsten Beitrag dargestellt.

Coaching-Tipps:

Hier sind für die Abwehr zunächst die klaren Abläufe und Zuordnungen wichtig. Der Trainer kann die Geschwindigkeit für den Angriff zunächst verlangsamen um die Abwehr üben zu lassen. Bei der Überzahlsituation sollte der Radius für den KM begrenzt werden, da sonst der zu verteidigende Raum, vor allem für IR, zu groß wird. Wichtig ist die klare Kommunikation untereinander, damit bei solch einer aktiven Abwehr jeder weiß, welche Aufgabe gerade ausgeführt wird.

von Jens R. | Redaktion: Goetz&Media / Sport

12. Mai 2023

Abwehrsystem: Die 6:0 Abwehr – 2 Grundübungen

Kategorie: Abwehrtraining – Autor: KaiDittrich – 17:27

Ziel der Übung:

  • Abwehrtypische Beinarbeit
  • Angreifer annehmen und aktiv verteidigen
  • Konditionelle Grundlagen
  • Körperkontakt
  • 1:1 Verhalten

In einem ersten Beitrag zur 6:0 Abwehr wurden (mögliche) Grundprinzipien der Abwehrformation vorgestellt. In diesem Artikel soll es nun um zwei Grundübungen gehen, welche durch unterschiedliche individuelle Schwerpunkte auf die spätere Abwehrarbeit in der Formation hinarbeiten. Das Annehmen, begleiten und schließlich abwehren kreuzender Gegenspieler vor der Abwehr ist dabei ebenso wichtig wie das stabile Verhalten im 1:1 oder die Verteidigung gegen den Kreisläufer.

Trainingsübung: Passkontinuum über Halbpositionen

Aufstellung:

Die Angreifer positionieren sich auf den beiden Halbpositionen. Ein Abwehrspieler steht bei 7m. Es wird nur ein Ball benötigt. Falls dieser in der Aktion verloren gehen sollte, steht in der Mitte eine Kiste mit Bällen.

Ablauf:

RL und RR spielen ein langes Kreuzen über die Mittelposition (1-3). Der Abwehrspieler tritt heraus (2), nimmt RL an. Nachdem RL den Ball zu RR abgespielt hat, übernimmt der Abwehrspieler RR. Inzwischen ist der zweite Spieler in der Reihe von Rückraum Links angelaufen und übernimmt wiederum den Ball von RR. Der Abwehrspieler übernimmt RL, welcher nun zum bereits angelaufenen zweiten Spieler in der Reihe von Rückraum Rechts gespielt hat. Der Abwehrspieler übernimmt – usw.

Hieraus ergibt sich ein Passkontinuum und der Abwehrspieler hat die Aufgabe, die den jeweiligen ballbesitzenden Spieler anzunehmen und bis zum Abspiel zu begleiten, so dass kein Durchbruch möglich ist.

Coaching-Tipps:

Der Abwehrspieler muss die Angreifer mit seitlichen Bewegungen und entsprechendem Körperkontakt begleiten. Er darf nicht stehen bleiben, sondern nimmt nach und nach die jeweiligen Rückraumspieler an. Der Trainer muss die Intensität über die Vorgabe der Geschwindigkeit steuern sowie die Einsatzdauer des Abwehrspielers richtig einschätzen können, damit dieser bis zum Schluss die Übung sauber durchführen kann.

Farbige Kegel/Pylonen für das Handballtraining

Trainingsübung: Kreislauf in 3 Verteidigungssituationen

Aufstellung:

Die Angreifer positionieren sich auf der Position Rückraum Links sowie auf der Mittelposition. Ein Kreisläufer geht an den Kreis. Ein Abwehrspieler nimmt die Position HR ein. Der Trainer dient hier als Anspielstation und verteilt die Bälle.

Ablauf:

Der Abwehrspieler führt pro Runde drei Aktionen durch. Einen Block (1), eine Verteidigung im 1:1 (2) und eine Verteidigung gegen einen Kreisläufer (3). Danach geht es wieder von vorne los.

Der Trainer passt den Ball zu RL (1), welcher einen Torwurf platziert (2). HR kommt RL entgegen und stellt einen Block gegen den Wurf (2).

Im Anschluss sprintet HR vor den Hütchen auf die Position an Siebenmeter (3). Der Trainer spielt den Pass zu RM, welcher ein 1:1 gegen den Abwehrspieler ausführt (4). Der Abwehrspieler verteidigt dieses (5).

Danach sprintet der Abwehrspieler an den 6m Kreis zum wartenden Kreisspieler und (6). Der Trainer spielt den Pass an den heraustretenden Kreisspieler, der sich nun gegen den Abwehrspieler durchsetzen muss (8).

Coaching-Tipps:

Der Trainer kann durch die Geschwindigkeit seiner Pässe die Intensität für den Abwehrspieler steuern. Der Abwehrspieler kann je nach den konditionellen Voraussetzungen mehrere Runden absolvieren oder nach jeder Runde wechseln.

Grundsätzlich steht bei beiden hier vorgestellte Übungen das Trainieren der Abwehrgrundlagen im Mittelpunkt. Der Angriff muss aber für den Erfolg der Übungen genauso konzentriert agieren und die Abwehrspieler entsprechend fordern.

Zwei weitere Übungen zum Trainieren des 1:1-Verhalten in spielerischer Form wurden hier bereits vorgestellt: Wettkämpfe zur Verbesserung des individuellen Abwehrverhaltens

von Jens R.

8. Juni 2019

Haschevariante: Vorbereitung auf reaktives /aktives Abwehrverhalten

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 10:16

Haschevarianten sind vor allem im Jugendbereich und auch in der Saisonvorbereitung bei den Erwachsenen ein gutes Mittel, um die Schnelligkeit und Wendigkeit der Spieler zu schulen.

Sie können jedoch noch viel mehr: Mit gewissen Modifikationen, lassen sich auch Verhaltensmuster trainieren, welche für das Spielen bestimmter Abwehrvarianten hilfreich sind. Im Folgenden stellen wir euch eine Variante mit verschiedenen Modifikationen vor.

<h3>Reaktives Verteidigen – Räume zustellen</h3>

Für die Haschevariante „Fuchsjagd“ werden grundsätzlich drei verschiedene Positionen benötigt. Bei einer Spielerzahl von sechs Personen werden zwei „Jäger“ (s. Abb. 1, gelbes Trikot), zwei Gejagte (Fuchsbabies, blaues Trikot) und vier Verteidiger (Fuchsrudel, orange Trikots) benötigt. Gespielt wird in einem vorgegebenen Bereich (z. B. innerhalb von neun Metern).

Ziel für die Jäger, welche jeweils einen Ball haben ist es, die Gejagten mit dem Ball zu berühren. Die Verteidiger versuchen dies zu verhindern, indem sie die Laufwege der Jäger mit dem Körper blockieren. Die Übung dient vor allem dazu das kooperative Deckungsverhalten in einer 6:0 Deckung zu schulen. Da die Verteidiger stets in der Überzahl sind können sie durch gegenseitiges Helfen die Jäger vom Gejagten fernhalten.

Gelingt es einem Jäger mit seinem Ball einen Gejagten zu berühren werden die Aufgaben gewechselt. Die Jäger müssen ihren Ball nicht prellen, können dies aber in einer erschwerten Variante tun.

<h3>Aktives Abwehrverhalten – Bälle erobern</h3>

Die zweite Variante der Fuchsjagd sieht eine gleiche Anzahl an Verteidigern, Gejagten und Jägern vor. Bei dieser Variante müssen die Jäger versuchen prellend die Gejagten zu erreichen. Aufgabe der Verteidiger ist es hierbei, die Bälle der Jäger zu erobern, bzw. herauszuspielen. Gelingt ihnen dies, dürfen die Jäger erst wieder angreifen, wenn sie eine kleine Strafaufgabe erledigt haben.

Auch bei dieser Variante werden bei einem erfolgreichen Abschlagen durch einen der Jäger die Aufgaben getauscht. Sie zielt darauf ab das Gewinnen von Bällen in offensiven Deckungsvarianten zu schulen, speziell im 3:3 Deckungssystem.

<h3>Aktives Abwehrverhalten – Bälle herausfangen</h3>

Die Rahmenbedingungen für die dritte Variante bleiben genauso wie in der Übung zu vor, bis auf die Änderung, dass alle Jäger nur einen gemeinsamen Ball besitzen und ein Jäger nur dann einen Gejagten abschlagen darf, wenn er im Ballbesitz ist. Die Jäger können demnach durch Passen des Balles den Ort ihrer Angriffsaktionen schnell verlagern.

Ziel für die Verteidiger ist es hier bei einer klaren 1:1 Zuordnung Pässe zu antizipieren und heraus zu fangen. Gelingt dies, erhalten die Jäger erneut eine Strafaufgabe. Die Variante soll das Antizipieren von Pässen, wie es vor allem in offensiven Deckungssystemen erforderlich ist schulen. Das Prellen des Balles ist grundsätzlich erlaubt, kann allerdings beim Spielen auf sehr engem Raum (z.B. im Sechsmeterkreis) verboten werden.

Bei allen dargestellten Varianten können auch die Gejagten mit Bällen ausgestattet werden und so die Ballkontrolle dieser Spieler zusätzlich geschult werden, indem sie sich nur prellend fortbewegen dürfen.

Autor: Robert Nowacki

9. Oktober 2015

Unterzahlspiel – Defensivvariante 4:1 Abwehr

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 08:56

Das Verteidigen in Unterzahlsituationen zählt zu den undankbarsten Aufgaben im Handball. Häufig wird hier versucht den Gegner in ungünstige Wurfsituationen zu bringen und reaktiv zu handeln. Eine Variante, welche man beispielsweise in den letzten Jahren bei der deutschen Damennationalmannschaft beobachte konnte ist das aktive Agieren in der Abwehr mittels einer 4:1 Deckung mit vorgezogenem Spieler auf der Spitze.

Grundüberlegung wie im 5:1

Die Grundüberlegung einer 4:1 Abwehr deckt sich dabei mit der 5:1 Variante. Durch einen vorgezogenen Spieler auf der Spitze soll der Spielfluss des Gegners unterbrochen und insbesondere die Möglichkeit der einfachen Stoßbewegungen deutlich eingeschränkt werden.

Der Gegner soll ins Kleingruppenspiel und zu Überpässen, welche häufig das Angriffsspiel verlangsamen gezwungen werden. Insbesondere ist hier jedoch auch der Überraschungseffekt von Bedeutung. Die meisten Auslösehandlungen für Überzahlsituationen beziehen sich auf eine defensive Abwehrreihe im 5:0 Verbund. Hier kann demnach eine gezielte Verunsicherung des gegnerischen Angriffs erzielt werden.

Voraussetzungen

Voraussetzungen für die ungewöhnliche Unterzahlvariante ist zum einen die große Beweglichkeit und Zweikampfstärke der eigenen Feldspieler. Aushelfen im Zweikampf ist nahezu unmöglich. Zudem muss bei Überpässen schnell Richtung Ballseite verschoben werden können.

Der Spieler auf der Spitze sollte in der Lage sein auf verschiedene Auslösehandlungen wie Leerkreuze, einfache und lange Wechsel sowie das Heraustreten des Kreisläufers adäquat zu reagieren und ein gewisses Spielverständnis mitbringen.

Der Torhüter sollte Stärken im Abwehren von Würfen aus der Außenposition und vom Kreis besitzen, da sich insbesondere Erstere immer wieder bei einer 4:1 Variante ergeben werden.

Taktisches Verhalten der Außenverteidiger entscheidend

Die Außenverteidiger nehmen im 4:1 System eine zentrale Rolle ein. Sie entscheiden, wie weit der Abwehrverbund auf die Ballseite verschieben muss. Je weiter der Außenverteidiger hierbei Richtung Grundlinie verschiebt, umso weiter muss die gesamt Abwehr nachrücken.
Für ein effektives Verteidigen im 4:1 müssen die Außenverteidiger den Außenangreifern zwangsläufig mehr Platz einräumen als gewöhnlich (s. Abbildung 1: blauer Pfeil). Im Prinzip deckt der Außenverteidiger in Hauptaufgabe den gegnerischen Halbspieler und verengt lediglich den Raum für den gegnerischen Außenangreifer.

Variante oder Permanentrezept?

Grundsätzlich ist ein offensives Abwehrsystem in Unterzahl gleichzeitig mit mehr Risiken und Chancen verbunden. Gerade, wenn die gegnerischen Außenangreifer nicht zu den Abschlussstärksten zählen und selten ins Angriffsspiel eingebunden werden kann eine 4:1 Deckung mit Hauptaugenmerk auf dem Verteidigen von Durchbrüchen auf den Halbpositionen sehr wirkungsvoll sein.

Zudem können verschiedene Abwehrvarianten den Gegner auch in Überzahl zu schaffen machen und Angriffskonzepte durcheinander bringen. Es gilt in jedem Fall Stärken und Schwächen des Gegners auszumachen und daraus richtige Maßnahmen abzuleiten.

Autor: Robert Nowacki