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18. August 2018

Stabilisation und Gleichgewicht spielerisch trainieren

Kategorie: Verletzungsprophylaxe – Autor: KaiDittrich – 09:35

Stabilisierende Übungen sind sehr wichtig für die Verletzungsprophylaxe. Insbesondere Bänder- und Muskelverletzungen kann vorgebeugt werden, indem im Training regelmäßig Stabilisationsübungen eingebaut werden. Die Bandbreite reicht dabei von Partnerübungen mit Therabändern, Balanceboards oder Pezzibällen bis hin zu einfachem propriozeptiven Gleichgewichtstraining.

Spielerisch wird dieses Themengebiet jedoch nur selten angegangen. Das dies speziell im Jugend- aber auch im Erwachsenenbereich möglich ist, zeigen euch die nachfolgenden zwei Spiele.

Kuckucksei

Für dieses Spiel wird ein Reifen (das „Nest“) und ein Wächter (die „Vogelmutter“) benötigt. Alle anderen Spieler benötigen jeweils einen Ball (das „Kuckucksei“).

Zu Beginn des Spiels steht die Vogelmutter hinter ihrem Nest und guckt in Richtung der anderen Spieler (s. Abb. 1), welche alle mit Ball an einer Startlinie stehen.

Sobald die Vogelmutter den Blick von den Spielern abwendet und sich umdreht dürfen sich diese in Richtung des „Nests“ bewegen. Dreht sie sich wieder um, müssen alle Spieler sofort auf einem Bein stehen bleiben und solange in dieser Position verharren bis die Vogelmutter sich wieder abwendet.

Das Ziel ist es als erster den Ball in das Kuckucksnest zu legen. Wird ein Spieler jedoch von der Vogelmutter erwischt, wie er sich bewegt bzw. ein Bein absetzt oder gar umfällt, muss er wieder an die Startlinie zurück.

Die Überbrückung der Strecke bis zum „Nest“ kann auf verschiedene Arten gestaltet werden und hat in Verbindung mit dem Einbeinstand verschiedene Auswirkungen, z.B.:

– Side-Steps (seitliche Stabilisation in Knie- u. Sprunggelenk)
– Wechselsprünge links rechts
– Zehenspitzenlauf
– Rückwärts- oder Vorwärtslauf (am besten Hacke-Spitze)
– Vierfüsslergang (hier dann Abheben von einem Bein und dem diagonal gegenüberliegendem Arm)
– Einbeinsprünge

Einzelwettkamp: Wer hat das Beste Gleichgewicht?

Die Spieler finden sich in Gruppen zu zweit oder zu dritt zusammen und erhalten einen Laufzettel. Auf dem Zettel sind verschiedene Übungen tabellarisch in einer Spalte vorbereitet. In der Kopfzeile sollte der Name eingetragen werden.

Die Spieler laufen die verschiedenen Übungsszenarien, welche zuvor noch einmal vom Übungsleiter erklärt werden sollten ab und halten ihre Ergebnisse fest.

Für exakte Ausführungen erhält ein Spieler 2 Punkte, für ordentliche Ausführung (halbe Wiederholungszahlen oder halbe Zeit geschafft) 1 Punkt. Der Übungspool kann vom Trainer für sein Team angepasst werden.

Der/Die Übende mit den meisten Punkten wird Balance-König(in). Beispiele für Übungen wären unter anderem:

Einbeiniges Stehen (30 Sekunden jedes Bein):

– Auf normalem Boden
– Im Sand
– Auf wackligem Untergrund (z.B. Balance Board)
– Auf schmalen Untergründen (umgedrehte Turnbank, Slackline)
– Mit geschlossenen Augen
– Mit Zuspielübungen eines Balles

Kniebeuge (10 Stück pro Bein):

– Einbeinig oder Zweibeinig
– Auf wackligem oder schmalem Untergrund
– Mit geschlossenen Augen

Hand-/Liegestütz:

– Auf Pezziball (Füße auf Ball oder Hände auf Ball)
– 30 Sekunden linkes Bein und rechten Arm heben anschließend Wechseln
– Vierfüsslergang auf schmalem Untergrund
– Handstand an der Wand (evtl. mit zwischenzeitlichem Beugen der Arme)

Autor: Robert Nowacki

20. Juli 2013

Exkurs: Verletzungen und Prophylaxemaßnahmen, Teil 2

Kategorie: Tipps – Autor: admin – 17:30

Verletzungsbegünstigende Bewegungsabläufe eliminieren

Gerade in niedrigen Spielklassen kommt es öfter vor, dass Spieler technisch und auch athletisch nur unzureichend ausgebildet sind. Dies kann eine ganze Reihe von Problemen mit sich bringen. Gerade eine unzureichende Bewegungskoordination kann das Verletzungsrisiko für einen Handballer ungemein erhöhen.

Ein Übungsleiter sollte nach solchen Defiziten Ausschau halten und im Training gezielt mit dem einzelnen Spieler daran arbeiten. Oft ist fehlende Körperspannung der Hauptgrund für Verletzungen im Rücken- und Nackenbereich.

Gerade Rückraumspieler, die hier Defizite aufweisen, laufen immer wieder Gefahr schon durch leichten Gegnerkontakt die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren. Folgen sind dann meist ungebremste Stürze auf den Rücken oder gar den Kopf.

Verletzungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks, wie z.B. beim ehemaligen Weltklassehandballer Joachim Deckarm, können dadurch entstehen. Der Übungsleiter sollte alles dafür tun, um im Training muskuläre Dysbalancen oder fehlende Körperspannung auszumerzen. Hier ist eine Mischung aus koordinativen Trainingselementen und Kraftausdauertraining der Tiefenmuskulatur, die hauptsächlich für die Körperhaltung und –spannung zuständig ist angebracht.

Es kann sich auch positiv auswirken, die fraglichen Situationen immer wieder isoliert unter sicherheitsverschärften Bedingungen zu üben.

Fallschule

Richtig „Fallen“ will gelernt sein! Dies gilt für alle Sportarten mit Zweikampfcharakter und gerade im Handballsport sind Situationen, in denen das Wissen einer Fallschule benötigt wird an der Tagesordnung. Hier kann es sich u.a. lohnen eine Trainingseinheit zusammen mit einer örtlichen Kampfsportgruppe zu organisieren.

Die aus dem Judo bekannten Falltechniken können größtenteils auch auf den Handballsport übertragen werden. Nach der Einheit sollte das Erlernte dann in den nächsten Wochen immer wieder Eingang in die Trainingsinhalte finden.

Überlastungen vermeiden

In der Wettkampfphase (Saison) sollte der Trainer darauf achten das Training so zu gestalten, dass die Spieler nicht zu weit an ihre Belastungsgrenze geführt werden. Gerade bei Trainingseinheiten bis zu zwei Tage vor oder nach einem Wettkampf sollten Trainingsinhalte eher im Bereich Taktik und Technik angesiedelt werden. Hochintensives Athletiktraining ist zu vermeiden.

Es kann daher auch sinnvoll sein die Spieler nach ihrem Empfinden über die Belastung durch eine Trainingseinheit auszufragen. Ein überlasteter/müder Körper ist nicht mehr so gut in der Lage Verletzungen vorzubeugen. Überlastung hat sowohl negative Auswirkungen auf kognitive, als auch physische Prozesse. Dies sollte der Trainer auch bei der Entscheidung bezüglich der Spielerwechsel während eines Wettkampfes immer im Hinterkopf behalten.

Robert Nowacki

13. Juli 2013

Exkurs: Verletzungen und Prophylaxemaßnahmen, Teil 1

Kategorie: Tipps – Autor: admin – 17:26

Handball ist ein harter Sport. Jeder der länger Handball spielt hat sich wohl schon einmal mehr oder weniger schwer verletzt. Besonders gefährdet sind Knie- und Sprunggelenk, sowie Schulter- und Handpartien. Prinzipiell gibt es aber beim Handball so gut wie keine Areale, die sich die Spieler nicht verletzen könnten.

Jede Handballmannschaft hat abhängig von Belastung und Spielklasse mehrere verletzungsbedingte Ausfälle in einer Saison zu verkraften. Dem THW Kiel hat eine schlimme Verletzungsmisere in der vergangenen Saison mutmaßlich die deutsche Meisterschaft gekostet. Was können Übungsleiter also tun, um Verletzungen vorzubeugen?

Stabilisationstraining in der Vorbereitung

Viele Trainer lassen ihre Spieler in der Vorbereitung vor allem im Spielausdauer, Schnelligkeits- und Maximalkraftbereich zum Muskelaufbau trainieren. Dabei kommen Einheiten mit Kraftausdauercharakter häufig zu kurz. Gerade für die Knie- und Oberkörpermuskulatur sind solche Einheiten jedoch sehr wichtig.

Hat man als Übungsleiter einen Kraftraum zur Verfügung, sollte man auf jeden Fall mithilfe von Expertenwissen klare Übungskonzepte mit eindeutigen Zielen entwickeln.

Gerade dem so sehr gefürchteten Kreuzbandriss kann man mit richtigem Gerätetraining, z.B. an der Beinpresse, und Stabilisationstraining auf verschiedenen Untergründen gut vorbeugen. Hiermit sollten sich Übungsleiter auch im Hinblick auf die Verletzungsgeschichte einzelner Spieler intensiv beschäftigen.

Spieler vor sich selbst schützen

Fast jeder Mensch ist in der Lage, Signale seines Körpers wahrzunehmen und richtig einzuordnen. Allerdings sind gerade Sportler sehr gefährdet, diese Signale zu ignorieren oder falsche Schlüsse aus ihnen zu ziehen. Unser Körper sendet in der Regel nur Schmerzsignale aus, wenn Belastungen oder Bewegungen gesundheitsschädlich sind. Sportlern gelingt es jedoch über solche Signale hinwegzusehen und Strategien zu ihrer Bewältigung zu entwickeln.

Gerade bei verletzungsanfälligen Spielern, die dazu neigen Schmerzen zu ignorieren, sollte ein Übungsleiter ein Auge auf die nach außen hin sichtbaren Signale einer Verletzung haben. Besonders häufig sind Schonhaltungen oder unnatürliche Bewegungsabläufe die Folge von ignorierten Verletzungen. Hier hat ein Trainer auch die moralische Verpflichtung die Spieler davor zu schützen und ihm eine Trainings- und/oder Spielpause zu verordnen.

Dies ist wichtig, denn solange der Spieler mit einer Verletzung noch spielen kann, ist diese wahrscheinlich auch schnell kurierbar. Wenn das gedehnte Band oder die geprellte Kapsel aber reißt sorgt die Verletzung für die Zwangspause. Gerade im Freizeit- und Breitensport ist dies sicher nicht zu verantworten.

Robert Nowacki