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9. Oktober 2015

Unterzahlspiel – Defensivvariante 4:1 Abwehr

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 08:56

Das Verteidigen in Unterzahlsituationen zählt zu den undankbarsten Aufgaben im Handball. Häufig wird hier versucht den Gegner in ungünstige Wurfsituationen zu bringen und reaktiv zu handeln. Eine Variante, welche man beispielsweise in den letzten Jahren bei der deutschen Damennationalmannschaft beobachte konnte ist das aktive Agieren in der Abwehr mittels einer 4:1 Deckung mit vorgezogenem Spieler auf der Spitze.

Grundüberlegung wie im 5:1

Die Grundüberlegung einer 4:1 Abwehr deckt sich dabei mit der 5:1 Variante. Durch einen vorgezogenen Spieler auf der Spitze soll der Spielfluss des Gegners unterbrochen und insbesondere die Möglichkeit der einfachen Stoßbewegungen deutlich eingeschränkt werden.

Der Gegner soll ins Kleingruppenspiel und zu Überpässen, welche häufig das Angriffsspiel verlangsamen gezwungen werden. Insbesondere ist hier jedoch auch der Überraschungseffekt von Bedeutung. Die meisten Auslösehandlungen für Überzahlsituationen beziehen sich auf eine defensive Abwehrreihe im 5:0 Verbund. Hier kann demnach eine gezielte Verunsicherung des gegnerischen Angriffs erzielt werden.

Voraussetzungen

Voraussetzungen für die ungewöhnliche Unterzahlvariante ist zum einen die große Beweglichkeit und Zweikampfstärke der eigenen Feldspieler. Aushelfen im Zweikampf ist nahezu unmöglich. Zudem muss bei Überpässen schnell Richtung Ballseite verschoben werden können.

Der Spieler auf der Spitze sollte in der Lage sein auf verschiedene Auslösehandlungen wie Leerkreuze, einfache und lange Wechsel sowie das Heraustreten des Kreisläufers adäquat zu reagieren und ein gewisses Spielverständnis mitbringen.

Der Torhüter sollte Stärken im Abwehren von Würfen aus der Außenposition und vom Kreis besitzen, da sich insbesondere Erstere immer wieder bei einer 4:1 Variante ergeben werden.

Taktisches Verhalten der Außenverteidiger entscheidend

Die Außenverteidiger nehmen im 4:1 System eine zentrale Rolle ein. Sie entscheiden, wie weit der Abwehrverbund auf die Ballseite verschieben muss. Je weiter der Außenverteidiger hierbei Richtung Grundlinie verschiebt, umso weiter muss die gesamt Abwehr nachrücken.
Für ein effektives Verteidigen im 4:1 müssen die Außenverteidiger den Außenangreifern zwangsläufig mehr Platz einräumen als gewöhnlich (s. Abbildung 1: blauer Pfeil). Im Prinzip deckt der Außenverteidiger in Hauptaufgabe den gegnerischen Halbspieler und verengt lediglich den Raum für den gegnerischen Außenangreifer.

Variante oder Permanentrezept?

Grundsätzlich ist ein offensives Abwehrsystem in Unterzahl gleichzeitig mit mehr Risiken und Chancen verbunden. Gerade, wenn die gegnerischen Außenangreifer nicht zu den Abschlussstärksten zählen und selten ins Angriffsspiel eingebunden werden kann eine 4:1 Deckung mit Hauptaugenmerk auf dem Verteidigen von Durchbrüchen auf den Halbpositionen sehr wirkungsvoll sein.

Zudem können verschiedene Abwehrvarianten den Gegner auch in Überzahl zu schaffen machen und Angriffskonzepte durcheinander bringen. Es gilt in jedem Fall Stärken und Schwächen des Gegners auszumachen und daraus richtige Maßnahmen abzuleiten.

Autor: Robert Nowacki