Handballtraining Handballübungen


24. Oktober 2019

Passkomplexübungen Methodisch Aufbauen – Teil 1

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 11:19

In den nächsten Wochen sollen an dieser Stelle immer wieder neue Passkomplexübungen vorgestellt werden, die im Aufwärmteil des Training in allen Leistungsbereichen (oberhalb der C-Jugend) verwendet werden können, da sie sich methodisch steigern und somit den Spielern die Möglichkeit geben, sich einer komplexe Aufgabe Schrittweise anzunähern. Der Vorteil für die Trainer: Der oftmals ungeliebte Passteil im Training wird durch immer komplexere Aufgabenstellungen abwechslungsreich und fordernd zugleich, sodass die übliche Langeweile hoffentlich ausbleibt.

Schritt 1 – Expresspässe

Jeweils zwei Stangen markieren auf „engen“ Halbpositionen die Laufwege der Spieler, die sich an der hinteren Stange anstellen. Der erste Spieler starten den Durchgang mit Ball in der Hand, ohne dabei prellen zu müssen. Alternativ kann auch der Trainer den Ball ins Spiel bringen. Der Angreifer läuft an der ersten Stange vorbei und klatscht beim Trainer/Torhüter/verletzten Spieler ab (1), der sich zwischen den Halbpositionen befindet. Danach umläuft der Spieler die zweite Stange und stößt torgefährlich in Richtung Tor (2). Während er dies tut, startet der Spieler auf RR leicht zeitversetzt und klatscht zunächst ebenfalls den Trainer ab (A), um dann in Richtung Tor anzustoßen (B). Dort erhält er nun den Ball von RL (3). In der Zwischenzeit startet der nächste Spieler von der linken Seit usw. Die Spieler sollen ihren Lauf so timen, dass sie hohes Tempo gehen müssen, um rechtzeitig für die Ballannahme zur Stelle zu sein. Dabei sollen sie so starten, dass sie keinesfalls auf den Ball warten müssen, dürfen aber auch nicht zu spät sein. Nach ihrem Pass stellen sich die Spieler auf der anderen Seite an.

Schritt 2 – Expresspässe + Einläufer

Sobald dieser Ablauf sitzt und die Spieler die nötige Passsicherheit haben, kann die Übung nun erweitert werden. Dafür werden die Positionen LA und RA (mit einem Ball auf RA) jeweils einfach besetzt. Diese Aufgabe kann ganz gewöhnlich von Feldspieler, aber auch von Torhütern besetzt werden, damit diese ebenfalls ihr Passspiel verbessern. Nachdem nun der erste Spieler (RL) sich nach dem gleichen Ablauf wie bisher vom Ball gelöst hat, läuft er diagonal am Kreis ein (1), bekommt dort den Ball von RA (3) und spielt diesen als torgefährlichen Sprungwurfpass nach LA. Dieser spielt den Ball nun zum einlaufenden RR usw. In diesem Ablauf ist nun höchste Konzentration und eine sehr geringe Fehlerquote von Nöten, da RR ansonsten auf seinen Einläuferpass warten müsste und somit ein „Stau“ entstehen würde. Entsprechend konzentriert und präzise müssen die Spieler zu Werke gehen.

Schritt 3 – Expresspässe + Einläufer + Koordinationstraining

Im letzten Schritt kann nun noch ein Koordinationstraining integriert werden. Dafür steht an der Mittellinie auf jeder Seite nun noch ein weiterer Spieler mit Ball. Nachdem der Spieler nun, nach dem bisher geschilderten Ablauf, den Pass torgefährlich zum diagonalen Außen gespielt hat, schaltet er sofort in Richtung Mittellinie um(1) und bekommt dort den Ball zugespielt (2). Der Anspieler hatte bisher eine vorgegebene koordinative Aufgabe mit dem Ball durchgeführt und stellt sich nun wieder bei der Passübung an, während der Ballempfänger nun mit der Koordinationsübung beginnt.

(Der letzte Schritt bietet sich erst ab ca. 12 – 14 Spielern an.)

18. März 2016

Auslösehandlung gegen offensive Außenverteidiger – Halb holt Außen

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 15:32

Um die Druckentwicklung von den Außenpositionen zu unterbinden, agieren manche Abwehrreihen mit sehr offensiven Außenabwehrspielern, welche verhindern sollen, dass die Außenangreifer den Ball vom Halbspieler erhalten und eine Anzugsbewegung starten können. Hierdurch ist häufig der Rückraum dazu gezwungen noch mehr Druck auf die Abwehr auszuüben, was besonders bei Eins-Gegen-Eins-Schwächen dazu führen kann, dass die Abwehr nicht in Bewegung gebracht wird.

Im folgenden Video zeigen wir euch eine Möglichkeit sich das offensive Agieren der Abwehr zu Nutze zu machen, um eine Auslösehandlung durch eine Kreuzung zwischen Halb- und Außenangreifer zu starten sowie etwaige Folgehandlungen.

Halb holt Außen

201 Einpassen mit zwei Bällen Abb. 1




Nach einer Anzugsbewegung des gegenüberliegenden Halbspielers gibt Rückraum Mitte den Druck weiter zu Halblinks, welcher auf die Nahtstelle zwischen 1 und 2 geht. Bereits während Rückraum Mitte noch den Ball hat, sollte der Außenangreifer in Vorbereitung auf das Kreuz anlaufen. Der Kreisläufer positioniert sich zu Beginn zwischen Halb- und Innenabwehrspieler auf der ballfernen Seite.

Rückraum Links sollte bereits in Vorbereitung auf die Sperre in Richtung Außenverteidiger ziehen und direkt nach dem Pass zum kreuzenden Linksaußen den jeweiligen Außenverteidiger vom Zentrum wegsperren. Der Außenverteidiger zieht mit hohem Tempo torgefährlich um die Sperre herum auf die Lücke zwischen 2 und 3.

Option 1: Sperre absetzen auf Außen

Gelingt es dem Halbangreifer seinen Außenverteidiger zu sperren und kann der kreuzende Außen den zweiten Abwehrspieler an sich binden, entsteht bereits Raum für ein einfaches Sperre absetzen auf der Außenposition. Gerade wenn ein körperlich starker Halbangreifer auf einen kleineren Außenabwehrspieler trifft, ist diese Option sehr vielversprechend.

Option 2: Kreisanspiel

Aufgrund des kurzzeitigen Spielens mit zwei Kreisläufern auf der linken Angriffsseite, muss der Mittelblock theoretisch weit auf die Ballseite verschieben. Gelingt dies nicht und ist der kreuzende Außen in der Lage den Halbabwehrspieler herauszulocken, entsteht hinter diesem gegebenenfalls auch Raum für ein zentrales Kreisanspiel.

Option 3: Parallelstoß

Die dritte Option ist die wahrscheinlichste von allen. Im Normalfall wird sich die Abwehrreihe bereits sehr früh auf die Ballseite orientieren und versuchen die beiden Sperren zu Umlaufen. Hier bietet sich die Möglichkeit über das schnelle Spielen des Balles auf die andere Seite, große Lücken auszunutzen.

Wird der Kreisläufer vom Innenblockspieler zur Ballseite überlaufen und abgedeckt, so stellt er die Sperre auf der ballfernen Seite. Der kreuzende Außen sollte dies umgehend erkennen und den Ball direkt zu Rückraum Mitte weiterspielen. Dieser kann anhand der Reaktion der Abwehr nun entweder das Kreisanspiel suchen, eine Eins-Eins-Bewegung mit viel Raum oder einen weiteren Pass zu Rückraum Rechts ansetzen.

Spielübersicht und individuelle Klasse des Außenangreifers entscheidend

In jedem Fall kann diese Auslösehandlung helfen, um sich das Agieren gegen Abwehrreihen mit aggressiven Außenverteidigern zu erleichtern. Wichtig ist zudem, dass der kreuzende Außen in der Lage ist, auf die vielfältigen möglichen Szenarien des Abwehrverhaltens richtig zu reagieren. Außenspieler, welche sowohl stark im Eins-Gegen-Eins, als auch in der Lage sind aus dem Rückraum zu werfen besitzen hier große Vorteile.

Eine weitere Variante dieser Auslösehandlung wäre zudem, dass der Halbangreifer nach dem Kreuz nicht in die Sperre geht, sondern direkt neu Anlauf von seiner Position nimmt, während der Außenangreifer auf der gegenüberliegenden Seite als zweiter Kreisläufer auflöst.

Autor: Robert Nowacki