Handballtraining Handballübungen


1. Februar 2016

TEAMGEIST, KAMPFGEIST und der GLAUBE AN SICH SELBST

Kategorie: Handball-News – Autor: KaiDittrich – 14:18

Oh wie ist das schön! Deutschland hat den Traum vom Europameistertitel wahr gemacht und bei welchem Handballfan am Sonntagabend keine Erinnerungen an den letzten großen Titel 2007 hochkamen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Und doch war alles irgendwie anders und neu, zumal dieser Titel von vielen Handballexperten erst als der Anfang einer großen Ära des deutschen Handballs angepriesen wird.

Alles Einstellungssache

Die Finalpartie gegen Spanien verdeutlichte noch einmal wie unfassbar hungrig das deutsche Team ist. Mit technischen, taktischen und individuellen Stärken ist der Titelgewinn nicht zu erklären. Es war der unbändige Wille, welcher dieses Finale bereits schon früh entschied.

Selten hat man bei einem so wichtigen Spiel auf Spitzenniveau einen so großen Unterschied beider Mannschaften bezüglich des Einsatzes und Kampfgeistes gesehen. Die Mannschaft von Dagur Sigurdsson gab nicht einen Ball verloren, lief Gegenstöße des Gegners ab und ließ sich im Gegensatz zum Halbfinalsieg über Norwegen nicht ein einziges Mal hängen.

Die Spanier hingegen hatten von Anfang an Respekt und signalisierten schon sehr früh eine gewisse Ratlosigkeit durch ihre Körpersprache.

Der beste Torhüter des Turniers

Ganz ohne individuelle Qualitäten ist der deutsche Sieg sicherlich trotzdem nicht zu erklären. Was natürlich jeder wahrnahm und als Schlüssel zum Sieg ausmachen konnte, war die Leistung von Andreas Wolff im deutschen Tor. Mit seinen zahlreichen Paraden, insbesondere gegen die spanischen Außenspieler rechtfertigte er endgültig das Vertrauen des Bundestrainers und die Berufung ins All Star Team. Einmal mehr wurde deutlich, dass die Torwartposition die wichtigste Einzelposition im Handball darstellt.

Doch auch andere Spieler rückten in den Fokus. Kai Häfner, mit 7 Toren bester deutscher Schütze, sorgte für die nötige Gefahr aus dem Rückraum. Henrik Pekeler machte zudem sein bestes Spiel bei dieser EM. Vor allem in der Anfangsphase war der deutsche Kreisspieler immer wieder erfolgreich darin, den Spaniern Anspiele an den Kreis zu klauen und so das deutsche Umschaltspiel einzuleiten.

Dieses Tempospiel in der Frühphase des Spiels, welches man über weite Strecken der EM vermisst hatte, legte den Grundstein für die zeitige Führung und den Aufbau des nötigen Selbstvertrauens auf Seiten des DHB.
Dagur Sigurdsson und seinem Trainerteam muss selbstredend das größte Kompliment gemacht werden. Keine Mannschaft wirkte bei dieser EM besser vorbereitet auf die Spanier und keine Mannschaft trug insgesamt mehr die Handschrift seines Trainers als die deutsche.

Spanien ohne Waffen und mit zu viel Respekt

Während beim DHB-Team das Selbstvertrauen kontinuierlich anwuchs, machten die Spanier beinahe von der ersten Minute an einen gehemmten Eindruck. Die deutsche Abwehr wusste die große Stärke der Iberer, das Spiel über Aguinagalde, zu unterbinden, weshalb fast nur aus der Fernwurfzone oder von der Außenposition Chancen kreiert wurden. Deren Endstation war meist im deutschen Block oder bei Andreas Wolff.
Zudem schien die spanische Abwehr nicht annähernd so gut auf das deutsche Angriffsspiel eingestellt zu sein, wie das DHB-Team auf die Offensivaktionen der Iberer.

Fortsetzung folgt?

Bei aller Freude und dem Genießen dieses EM-Titels, stellt sich bereits jetzt die Frage, wo es noch mit diesem deutschen Team hingehen wird. Sicherlich wird man jetzt kein Topfavorit bei den olympischen Spielen sein, aber die Messlatte liegt nun deutlich höher, als dies noch vor wenigen Wochen der Fall war.
Man darf gespannt sein, wie Dagur Sigurdsson verfahren wird wenn alle verletzten Akteure wieder zum DHB-Team zurückkommen. Leute wie Tobias Reichmann, Kai Häfner oder Henrik Pekeler haben Schlüsselrollen beim EM-Sieg eingenommen und werden trotzdem darum kämpfen müssen auch weiterhin tragende Rollen im deutschen Team spielen zu dürfen.

Eins aber sollte allen nach dieser EM klar sein: Der deutsche Handball ist auf einem exzellenten Weg und hat höchstwahrscheinlich gerade erst damit begonnen um Titel zu spielen. Faszinierend zudem, dass die beste Mannschaft Europas allen gezeigt hat, worum es beim Handball im grundlegenden geht, unabhängig von Leistungsklasse oder Altersstufe: TEAMGEIST, KAMPFGEIST und der GLAUBE AN SICH SELBST.

Autor: Robert Nowacki

30. Januar 2016

Durchbrechen die Deutschen nun den spanischen Kreis?

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 14:49

Der vorletzte Schritt ist gemacht. Mit einem glücklichen Sieg im Duell der Überraschungsteams hat Deutschland sich die Chance auf den Europameistertitel erspielt. Dabei sah man beim 34:33 Sieg über Norwegen nicht die beste Teamleistung des DHB.

Norwegen mit Tempovorteilen

Obwohl es nach der Anfangsphase und einer 9:5 Führung für die Deutschen zunächst nach einer vermeintlich einfachen Aufgabe aussah, sah man in der Folge einige Schwächen im deutschen Team. Die vielen Spezialistenwechsel zwischen Angriff und Abwehr verbauten dem DHB-Team wie schon gegen Dänemark, Kapital aus ihrer guten Abwehrleistung zu schlagen. Die Norweger hingegen setzten immer wieder mit Tempogegenstößen nach Ballgewinnen Nadelstiche und kämpften sich so trotz Problemen im Positionsspiel wieder heran.

Torhüter schwächeln – Nachnominierte Matchwinner

Im zweiten Durchgang hatten die Norweger dann lange die Nase vorn. Das deutsche Torwartgespann zeigte seine wohl schwächste Turnierleistung. Andreas Wolff und Carsten Lichtlein konnten beide kaum Akzente setzen und ihre Abwehr in gewohntem Maße unterstützen. Auf der Gegenseite zeigte Norwegens Schlussmann Ole Erevik zumindest während der regulären Spielzeit eine sehr starke Leistung.

Im Angriff drehten ausgerechnet die Nachrücker auf. Mitte des zweiten Durchganges hielt Julius Kühn das deutsche Team mit einfachen Toren im Spiel. Gegen Ende der Partie war Kai Häfner der entscheidende Vollstrecker. Hier zahlte sich einmal mehr die Variante mit zwei Linkshändern im Rückraum aus. Häfners Frische in den Eins-Eins-Duellen war gerade für die Verlängerung ein Segen.

Außerdem waren Tobias Reichmanns Treffsicherheit vom Siebenmeterstrich und ein Steffen Fäth, welcher sich nach schwacher erster Halbzeit ins Spiel kämpfte ebenfalls entscheidend für den Finaleinzug. Am Ende hatte man einfach das entscheidende Quäntchen mehr auf seiner Seite, denn auch den Norwegern wäre ein Finaleinzug zu gönnen gewesen.

Wiedersehen mit Spanien

Als letzter Gegner dieser Europameisterschaft wartet nun das spanische Team im Finale auf den DHB. Die Iberer setzten sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in einem hochklassigen Halbfinale gegen Kroatien durch.

Spaniens größte Stärke ist unbestritten das Spiel über Kreisläufer Aguinagalde. Gerade das Spiel über den Kreis bereitete der deutschen Abwehr schon des Öfteren bei diesem Turnier Probleme und wird wohl nur mit einer kompakten 6:0 Deckung zu bewerkstelligen sein. Zudem besitzt Spanien im Rückraum viele unterschiedliche Spielertypen, welche je nach gegnerischer Abwehrreihe eingesetzt werden können. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist vorhanden: Die beiden spanischen Torleute riefen bislang im Turnier nur selten ihr Potential ab. Hier könnte der DHB einen kleinen Vorteil haben.

Fakt ist, Deutschland ist im Finale klarer Außenseiter, wird allerdings nach den Leistungen im Turnierverlauf nicht mehr unterschätzt werden. Es gilt noch einmal eine Leistung ähnlich wie gegen Dänemark abzurufen und dann ist alles möglich.

Wir dürfen gespannt sein, welche Akteure aus diesem homogenen deutschen Team sich am Sonntag in den Vordergrund spielen. Zuzutrauen ist es wirklich jedem.

Autor: Robert Nowacki

11. Februar 2014

Dänemark vs. Frankreich – Dänemarks Niederlage und seine Gründe

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 17:07

Das EM Finale 2014 ist vorbei. Frankreich hat zum dritten Mal den Titel durch einen 41:32 Sieg über die Gastgeber aus Dänemark geholt und das obwohl der Großteil der Experten vor dem Finale die bis dahin ungeschlagenen Dänen als Favoriten sah. Das im Spitzenhandball Nuancen ein Spiel entscheiden können, hat man in diesem Finale einmal mehr eindrucksvoll sehen können. Wir versuchen im Folgenden einmal die ausschlaggebenden Punkte für den Ausgang des Finales zu beleuchten.

Das Torhüterduell

Der vielleicht augenfälligste Unterschied des Finals: Dänemarks Torhütergespann um Landin und Green fand überhaupt nicht ins Spiel (lediglich drei gehaltene Bälle in Halbzeit 1). Thierry Omeyer zeigte auf französischer Seite zwar keine Weltklasseleistung, half aber insbesondere seiner Mannschaft in der Anfangsphase mit einigen Paraden zum Aufbau der frühen und komfortablen Führung. Seine Erfahrung kompensierte am Ende die fehlende Fitness, welche insbesondere noch im Halbfinale gegen Spanien augenfällig war. Seinem Gegenüber Niklas Landin fehlten gerade im ersten Durchgang auch die Glücksmomente, welche man als Torhüter manchmal für sein Selbstvertrauen braucht.

Duell der Spitzenspieler fällt kaum ins Gewicht

Vor dem Finale war allerorts die Rede vom großen Duell der Superstars Nikola Karabatic und Mikkel Hansen und die entscheidende Rolle dieser beiden Spieler für das Abschneiden ihrer Mannschaften. Dies bewahrheitete sich zumindest im Finalspiel nicht. Während Hansen ab Mitte der ersten Halbzeit quasi allein für Torgefahr aus dem dänischen Rückraum zuständig war und immerhin neun Treffer erzielte, konnte Nikola Karabatic auf Unterstützung durch seine treffsicheren Nebenleute bauen und sich auf die Spielführung konzentrieren. Allein der französische Stammrückraum bestehend aus Karabatic, Daniel Narcisse und Newcomer Valentin Porte erzielte starke 20 Tore in diesem Finale. Bei Dänemark fehlten insbesondere Impulse von der Mittelposition, wo weder Larsen noch Mogensen zu überzeugen wussten.

Hat Dänemark ein psychologisches Problem?

Das eine EM im eigenen Land nicht nur beflügeln, sondern auch lähmen kann war vermutlich ein weiterer Grund für den klaren Spielausgang. Zuvor getragen von einer Welle der Euphorie schienen die Dänen den Erwartungsdruck der eigenen Fans deutlich zu spüren. Auch dürfte die ebenfalls deutliche Klatsche im WM Finale 2013 gegen Spanien noch in den Hinterköpfen der ganzen Mannschaft gewesen zu sein, insbesondere nachdem man sich in der 15. Minute schon mit 12:4 in Rückstand sah. Die Franzosen hingegen zeigten sich von Beginn an nervenstark und wussten ihre große internationale Erfahrung glänzend einzusetzen, weshalb wir ein torreiches aber an Spannung eher armes EM-Finale erleben durften.