Handballtraining Handballübungen


11. August 2016

Exemplarische Übungseinheit für Auslösehandlung: Mitte holt Außen

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 10:11

Im Folgenden ist eine exemplarische Übungsreihe für das Taktiktraining dargestellt. Die zu übende Auslösehandlung ist ein langer Wechsel zwischen Rückraum Mitte und Außenspieler mit Ausgleichen des betreffenden Halbangreifers über die Mittelposition.

Die grundlegenden Laufwege beim Kreuzen zwischen Mitte und Außen sollten bekannt sein, können aber auch mit Hilfe von Pylonen im Hauptteil vorgezeichnet und erlernt werden.

Erwärmung – Lauf ABC als Partnerübung mit Ball (15 Minuten)

Die Spieler finden sich in Paaren zusammen und bewegen sich frei in der Halle. Während sich die Partner den Ball zupassen, werden unterschiedliche Elemente des Lauf-ABC´s durchgeführt.
Variationen: Kreuzbewegungen zwischen den Partnern, höherer koordinativer Anteil (Passen von zwei Bällen)

Erwärmung – Einpassen paarweise (10 Minuten)

Die Partner spielen sich den Ball auf verschiedene Arten zu, erwärmen so die Muskulatur des Schultergürtels und sensibilisieren sich für weitere Übungen mit Anforderungen an ein genaues Passspiel.
Variationen: Passen mit zwei Bällen (Koordination), Passen mit Medizinball (Kräftigung)

Hauptteil – Passstafette (15 Minuten)

Die Spieler besetzen die Angriffspositionen RA, RR, RL und LA. Zu Beginn jeder Stafette steht zudem ein Spieler auf der RM-Position. Nach kurzer Anzugsbewegung von LA über RL, holt Rückraum Mitte RA zum Wechsel. RR gleicht über die Mitte aus, erhält den Ball von RA und holt seinerseits von der Mittelposition LA.

Es erfolgt demnach ein permanentes Kreuzen zwischen Rückraum Mitte und Außenspielern. Die Spieler bleiben nach einem Pass jeweils auf der Position, von welcher sie den Ball abspielen (Außen werden zu Rückraumspielern und umgekehrt).
Variationen: Integration von Sperren durch RM, Stafette mit Gewichtsball

Hauptteil – Torhüter Einwerfen aus dem Grundablauf Mitte holt Außen (10 Minuten)

221 Übungsbeispiel Auslösehandlung Abb. 1

Die Spieler verteilen sich zu gleichen Teilen auf Rückraum Mitte und den Außenpositionen. Mit Pylonen wird ein Wurfbereich markiert (s. Abbildung 1). Die Rückraum Mitte-Spieler ziehen jeweils wechselseitig Kreuze für die Außenspieler an, welche nach Ansage den Torabschluss suchen.
Variationen: Gestaltung als Wurftraining (Wurf über Block) mit Abwehrspieler, Gestaltung als 1:1 Übung mit Abwehrspieler

Hauptteil – Grundablauf im 3 vs. 3 mit passiver Abwehr (15 Minuten)

221 Übungsbeispiel Auslösehandlung Abb. 2

Der Grundablauf Mitte holt Außen (Halbangreifer gleicht über Mittelposition aus) wird im begrenzten Bereich im 3 vs. 3 automatisiert. Ein Anspieler steht auf der zweiten Halbposition (s. Abbildung 2). Die Abwehr ist zunächst passiv und stört den Ablauf nicht. Je nach Übungsfortschritt variiert die Abwehr ihr Stellungsspiel oder greift aktiv in den Ablauf ein.
Variationen: Ausbau zum 4 vs. 4 mit Kreisläufer zwischen den Innenblockspielern, Ausbau zum 6 vs. 6

Anwendung im Spiel (30 Minuten)

Die Spieler sollen das Gelernte anwenden, zunächst im Spiel 6 vs. 6 auf ein Tor. Es werden 10 Angriffe gespielt, welche jeweils durch die Auslösehandlung eingeleitet werden sollen. Die Abwehr agiert aktiv. Nach 10 Aktionen tauschen Angriff und Abwehr.

Anschließend sollen im freien Spiel auf zwei Tore ebenfalls die Inhalte der Einheit zur Anwendung kommen.

Autor: Robert Nowacki

30. Juli 2016

Einige Grundsätze beim Trainieren von Auslösehandlungen

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 10:21

Auslösehandlungen geben im Wettkampf Sicherheit, wenn sie denn richtig trainiert werden und jeder Spieler weiß, was er zu tun hat und welche Optionen ihm zur Verfügung stehen.
Um hier erfolgreich zu sein und Sicherheit zu generieren, kann man einige Grundsätze beachten, die helfen, das Erlernen, Verfeinern und Einspielen von Auslösehandlungen effektiv zu gestalten.

Nimm dir Zeit

Wichtig ist vor allem, dass man beim Trainieren von Auslösehandlungen genug Zeit einplant. Vor allem zu Saisonbeginn, wenn Kombinationen noch nicht so sitzen und wieder neu eingespielt werden müssen, ist es wichtig, genug Zeit im Trainingsablauf hierfür abzutrennen.

Ab und zu mal 20 oder 30 Minuten reichen nicht, um Kombinationen langfristig zu festigen. Je nach Komplexität einer taktischen Auslösehandlung sollte man ruhig über mehrere Trainingseinheiten große Teile (45-60 Minuten) darauf verwenden, diese zu üben, sodass alle Spieler Sicherheit erhalten. Das ist auf lange Sicht effektiver, als alle paar Wochen mal ein paar Minuten einzuschieben, in denen dann die die Kombinationen im Schnelldurchlauf abgespult werden sollen.

Wichtig ist zudem, dass man flexibel auf die Fortschritte der Spieler beim Erlernen und Festigen von Kombinationen reagieren sollte. Wenn eine Auslösehandlung mehr Zeit beansprucht, bis das zuvor gesetzte Trainingsziel erreicht ist, sollte die Trainingszeit hierfür ausgedehnt werden, auch wenn dem Ganzen dann andere Trainingsinhalte zum Opfer fallen.

Es ist sehr wichtig, dass Spieler mit einem möglichst positiven Gefühl aus einer Trainingseinheit mit hohem taktischen Anteil gehen und Fortschritte sichtbar für sie sind, da ansonsten kein Vertrauen in die Effektivität der Auslösehandlung aufgebaut werden kann.

Vorher Einpassen und keine komplette Ausbelastung

Da vor allem Passqualität und Konzentration wichtig für die Durchführung von taktischen Spielvarianten (Auslösehandlungen) benötigt werden, ist es immer sinnvoll nicht direkt nach der Erwärmung mit dem Üben der Kombinationen zu beginnen, sondern Übungsformen voranzustellen, welche die Passfähigkeit schulen und die Aufmerksamkeit anregen. Dies können einfache Passübungen zu zweit mit einem oder zwei Bällen oder Stoß- und Kreuzbewegungen von verschiedenen Positionen sein.

Aus dem gleichen Grund empfiehlt es sich auch kein anstrengendes konditionelles Training vor das Üben von Kombinationen zu setzen, da die Frische im Kopf oft mit körperlicher Frische einhergeht und diese gerade auch bei der Einführung und Festigung neuer taktischer Konzepte sehr wichtig ist.

ALLERDINGS: Macht ihr als Trainer die Erfahrung, dass eurem Team vor allem gegen Ende eines Spieles oder in sehr hektischen Phasen mit hohem Tempo vermehrt Ungenauigkeiten und Fehler beim Ausführen von Auslösehandlungen unterlaufen, kann es sich auch lohnen nach richtig anstrengenden Einheiten noch Taktiktraining durchzuführen, um die Wettkampferschöpfung zu simulieren und die Spieler auf diese Situationen vorzubereiten.

Im nächsten Artikel werden wir die eben beschriebenen allgemeinen Grundsätze an einem konkreten Beispiel erklären und einen exemplarischen Aufbau einer Trainingseinheit mit taktischem Anforderungsprofil aufzeigen.

Autor: Robert Nowacki

9. April 2016

Einfache Übung zum Timing beim leeren Kreuzen mit Wurfbelastung

Kategorie: Zusammenspiel – Autor: KaiDittrich – 19:25

In der folgenden Animation zeigen wir euch eine einfache Übung zum richtigen Timing beim leeren Kreuzen mit Wurfbelastung.

Ausgangsposition




Es üben immer zwei Angriffsspieler. Einer davon besetzt bei Übungsbeginn eine Halbposition (weisses Trikot in der Animation), der andere beginnt auf Rückraum Mitte (rot). Zusätzlich benötigt werden zwei Anspieler. Einer besetzt die zweite Halbposition im Rückraum (Anspieler 1) mit Ballkiste.

Der andere Anspieler (Anspieler 2) postiert sich mit Ballkiste auf der Außenposition neben dem übenden Halbangreifer. Außerdem wird ein defensiver Abwehrspieler im Zentrum sowie ein Tor aus Pylonen auf der Halbposition (s. Animation) benötigt.

Paralleles Stoßen zu Beginn

Die Übung beginnt mit einem Pass des Anspieler 1 zum stoßenden RM, welcher den Druck weiter auf RR gibt. Dieser spielt den Ball aus der Stoßbewegung auf den Anspieler 2 und orientiert sich sofort zurück Richtung Seitenauslinie, um erneut anzulaufen. Anschließend erhält er den Ball von Anspieler 2 wieder, stößt erneut an und gibt den Druck weiter auf RM.

RM nimmt den Ball in hohem Tempo an, geht allerdings nicht allzu sehr in die Tiefe, sondern spielt den Ball bei ca. 9 Metern zu Anspieler 1 weiter und orientiert sich direkt auf die Position des anderen Halbspielers.

Leeres Kreuzen

Der Laufweg von RM auf die Halbposition orientiert sich dabei am Verlauf der Neunmeterlinie. Der Halbspieler seinerseits, kommt im großen Bogen von seiner Position, um mit viel Anlauf Richtung Tor über die Spielfeldmitte den Ball von Anspieler 1 zu erhalten (bei etwa 10 Metern) und aus vollem Lauf zum Sprungwurf gegen den Einerblock anzusetzen.

Währenddessen muss RM sich so positionieren, dass er von der Halbposition mit Schwung einen Pass von Anspieler 2 auf der Außenposition annehmen kann und mit drei Schritten zur Wurfgelegenheit bei sechs Metern kommt.

Wichtiges

Wichtiges Element dieser Übung ist zum einen das schnelle Rückorientieren der beiden übenden Angreifer nach den Stoßbewegungen, sodass der Spielfluss erhalten bleibt. Zudem ist beim leeren Kreuzen das Timing des Halbspielers entscheidend. Die Ballannahme muss bei höchstem Tempo mit genügend Abstand zur Abwehrreihe erfolgen, um Zeit für eine Entscheidungsfindung zu haben.

Erweiterungen

Erweitert werden kann die Übung um beliebig viele Abwehrspieler, sodass mehr Optionen für den Angriff nötig werden, wie z.B. der Rückpass von Halb- zu Mittelspieler (evtl mit Abräumen über Außen) nach dem leeren Kreuz oder ein Kreisanspiel (Hinzunahme eines Kreisläufer und eines zweiten Mittelblockspielers).

Autor: Robert Nowacki

28. Dezember 2015

Basisübung zum Übergang von der Halbposition

Kategorie: Taktik – Autor: KaiDittrich – 10:23

Nachdem wir uns in den letzten beiden Artikeln den taktischen Voraussetzungen und Gegebenheiten von Übergangshandlungen aus dem Rückraum gewidmet haben, dreht es sich im Folgenden um die Entwicklung der benötigten Grundmuster mit einem einfachen Übungsbeispiel.

Erlernen der Grundbewegung

Vor Übungsbeginn werden die beiden Verteidigungszonen für die Halbabwehrspielern markiert. Diese werden von je einem Verteidiger abgedeckt. Zudem wird in einem der Räume ein fester Kreisläufer platziert. Im Bereich zwischen den markierten Zonen wird ebenfalls ein Abwehrspieler benötigt.

Die Angriffsspieler besetzen die drei Rückraumpositionen. Drei Spieler passen sich den Ball im Rückraum zu (s. Abbildung 1). Der Kreisspieler (rotes Trikot) positioniert sich in einer der beiden Zonen. Je nachdem, welche der beiden Zonen noch nicht mit einem Kreisläufer besetzt ist, beginnt entweder RR oder RL nach einem Pass zu RM an den Kreis aufzulösen (blauer Laufweg).

Sobald der Übergang des Rückraumspielers erfolgt, darf der Abwehrspieler, welcher zu Beginn noch zwischen den beiden Zonen steht, auf eine Seite verschieben um dort Gleichzahl zu erstellen.

Nach dem Pass zum anderen Halbangreifer, gleicht Rückraum Mitte auf die frei gewordene Halbposition aus. Die beiden Rückraumspieler sollen nun versuchen auf ihrer jeweiligen Spielfeldseite eine klare Torchance im Verbund mit dem Kreisspieler zu kreieren. Dabei soll dies im Idealfall immer aus einer Überzahlsituation im Zwei-gegen-Eins geschehen, also auf der Seite, auf welcher nur ein Abwehrspieler verteidigt.

Erweiterungsmöglichkeiten

Die Übung kann je nach Ziel und Spielermaterial ausgebaut werden. Erster Schritt wäre hier, den freien Abwehrspieler kontinuierlich auf die Ballseite verschieben zu lassen, was gleichzeitig eine gute Übung für die Grundbewegung des Hinten-Mitte-Abwehrspielers im traditionellen 3:2:1 System ohne Libero darstellt.

Ebenso ist die Einbeziehung der Außenangreifer möglich, indem mit zwei festen Abwehrspielern in beiden Zonen (Halb und Außen) agiert wird. Dies ist insbesondere dann hilfreich, wenn man vorhat, im Spiel mit zwei Kreisläufern durch Wechsel zwischen Halb- und Außenspielern zusätzlichen Druck auf die Deckungsreihe auszuüben.

Autor: Robert Nowacki

18. Dezember 2015

Übergang auf zwei Kreisläufer Teil 2 – Kreisel

Kategorie: Kreisspieler – Autor: KaiDittrich – 10:11

Nachdem wir im letzten Artikel den Übergang von der Halbposition an den Kreis genauer beschrieben haben, wollen wir im Folgenden Artikel eine Auslösehandlung genauer betrachten, die in vielen Leistungsklassen schon zum Standardrepertoire gehört.
Es handelt sich um den umgangssprachlich als „Kreisel“ bezeichneten Spielzug, bei dem ein Wechsel zwischen Kreisläufer und Rückraum-Mitte-Spieler stattfindet.

Grundidee

Die Grundidee eines Kreisels mit dem Ziel auf zwei Kreisspieler umzustellen ist es unter anderem, die Deckungsreihe weit an den eigenen Kreis zu ziehen und mehr Entfaltungsmöglichkeiten für die zwei verbliebenen Rückraumspieler zu kreieren.

Der Kreisläufer steht zu Beginn der Auslösehandlung zwischen 1 und 2 während der gegenüberliegende Außenspieler (im Fall von Abbildung 1 der RA) mit einer Anzugsbewegung zum Initiator des Ablaufs wird. Der Laufweg des Kreisspieler ist bereits in Abbildung 1 mit rot vorgezeichnet.

Während RA und RR durch einfache Stoßbewegungen Druck auf die Deckungsreihe ausüben, muss RM bei Ballerhalt auf die Lücke zwischen Innenblock und Halbverteidiger ziehen. Dabei kreuzt der Kreisläufer hinter RM und erhält von diesem den Ball, sodass der Kreisspieler mit Zug zum Tor auf die gegenüberliegende Lücke zwischen IL und HL stoßen kann (s. Abbildung 2).

Gelingt es der Verteidigungsreihe diese Lücke zu zu scheiben, kann der Kreisspieler den Ball auf RR ablegen, welcher parallel auf die nächste Lücke zieht. Gleichzeitig läuft RL in großem Bogen mit viel Anlauf auf die Lücke zwischen den beiden Innenblockspielern.

Erhält RL den Ball, wie in Abbildung 3 dargestellt von RR (roter Ballweg) bieten sich ihm zahlreiche Möglichkeiten je nach Verhalten der gegnerischen Abwehr (blaue Ballwege). Wichtig dafür ist, dass RM und KL ihre jeweiligen Gegenspieler auf den Halbverteidigerpositionen nach Außen wegsperren. Ein wurfstarker Rückraumspieler hat anschließend die Möglichkeit bei einem defensiven Verhalten des Innenblocks aus guter Position auf das Tor zu werfen.

Tritt einer der Innenblockspieler heraus, entsteht hinter diesem Raum für den jeweiligen Kreisspieler. Umläuft der Halbverteidiger die Sperre auf der rechten Seite, entsteht Platz für einen Pass zu RR mit anschließendem Durchbruch oder Abräumen über Außen.

Worauf ist besonders zu achten

Der Kreisspieler sollt einen möglichst großen Bogen beim Wechsel mit Rückraum Mitte gehen, damit er die Bewegung auf seine Lücke auch torgefährlich in die Tiefe ausführen kann. Viele Kreisspieler sehen diese Möglichkeit gar nicht, sondern trennen sich enorm früh vom Ball und machen es der Deckung dadurch einfach die Abläufe vorherzusehen.

Auch die Bewegung des Rückraumspielers, welcher letztendlich durch seine frontale Bewegung auf den Innenblock die Entscheidung trifft, in welche Richtung sich der Spielzug entwickelt muss mit viel Schwung und Torgefahr erfolgen. Hier werden vielseitige Spieler mit guter Übersicht und gutem Torabschluss benötigt.

Autor: Robert Nowacki