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26. September 2013

Exkurs: Vor- und Nachteile der 5:1 Abwehr

Kategorie: Rückraumspieler – Autor: KaiDittrich – 09:12

Vorteile der 5:1 Abwehr

Ein hoher Vorteil der 5:1 gegenüber einer 6:0-Deckung ist vor allem die erhöhte Chance auf einen Ballgewinn. Während die 6:0-Abwehr in den meisten Interpretationen nur auf Spielzerstörung durch Fouls und Verhinderung von Torchancen aus ist, ist die 5:1-Deckung bei guter Spielweise ein Grundstein für ein effektives Gegenstoßspiel.

Die „Ballgewinner“ sind dabei in erster Linie die beiden Außenverteidiger, aber auch der vorgezogene Abwehrspieler kann durch gutes Stellungsspiel Ballgewinne erzielen. Die beste Chance auf den Ballgewinn bietet sich hierbei, wenn die Rückraumspieler den gedeckten RM mit einem langen Pass überspielen müssen. Antizipiert der Außenverteidiger die Situation richtig, so ist er in der Lage den langen Pass mit einem Sprint abzufangen und unverzüglich zum Gegenstoß anzusetzen (s. Abb. 1). Gerade bei Rückstand in der Schlussphase kann eine Umstellung des Abwehrsystems auf 5:1 sehr hilfreich sein, um „das Ruder noch herumzureißen“.

Ein weiterer Vorteil der 5:1 Abwehr ist es, die Stärken wurfstarker Rückraumspieler einzuschränken. Durch die Unterbrechung des Spielflusses mit der vorgezogenen Deckung ist es der angreifenden Mannschaft kaum möglich Druck durch das einfache Stoßen weiterzugeben. Die Rückraumhalben müssen sich Chancen häufiger selbst erarbeiten, da der Druck vom RM nicht weitergegeben werden kann und das Kreuzen durch den vorgezogenen Spieler ebenfalls erschwert wird.

Nachteile der 5:1 Abwehr

Die Nachteile einer 5:1-Deckung liegen vor allem in dem zusätzlichen Raum, der sich den ungedeckten Spielern bietet. Angreifer, die hohe Fähigkeiten im Eins-Gegen-Eins besitzen können diese Stärke gegen ein 5:1-Deckung viel besser ausspielen, da der Abwehrverbund in Kreisnähe meist nicht die Kompaktheit einer 6:0-Deckung erreicht. Dadurch, dass lediglich 5 Spieler die Nahwurfzone verteidigen können wird das Deckungssystem anfällig für Kreisanspiele und Einläuferspielzüge.

Ein besonderer Schwachpunkt der Deckung ist der zentrale hintere Abwehrspieler. Während bei der 6:0 Deckung oft klare Aufgabenverteilungen zwischen den Spielern des Mittelblocks herrschen, ist der zentrale Blockspieler im 5:1-System ständig mit Entscheidungen über sein Abwehrverhalten konfrontiert. Hierfür werden nicht nur robuste, sondern vor allem taktisch intelligente Spieler benötigt, die in der Lage sind gegnerische Spielzüge zu lesen und die Abwehr zusammenzuhalten. Der „Abwehrchef“ ist hier wahrhaftig als solcher von Nöten, um das erfolgreiche Verteidigen zu ermöglichen.

Die Qualität der 5:1-Deckung ist im hohen Maße abhängig von Spielermaterial und Trainingsumfang. Ein Einüben der Abwehrtaktik sollte unbedingt vor der Saison stattfinden. Währen einer Saison bleibt oft nicht genug Zeit der Mannschaft neue Deckungsvarianten zu vermitteln.

Robert Nowacki

19. September 2013

Die 5:1 Abwehr

Kategorie: Rückraumspieler – Autor: KaiDittrich – 09:18

Neben der 6:0-Abwehr ist die Abwehrvariante mit einem vorgezogenem Deckungsspieler und fünf eher defensiven Abwehrspielern mittlerweile am weitesten verbreitet im Welthandball. Sie stellt dabei einen Intermediärtyp dar, da sie sowohl die Möglichkeit auf Ballgewinne, als auch die Verhinderung leichter Tore bietet. Die 5:1 Abwehr lässt sich außerdem in drei unterschiedliche Arten unterteilen.

5:1 mit echter Manndeckung

Diese Deckungsvariante wird in der Regel nur dann gespielt, wenn es einen sehr dominanten Spieler im gegnerischen Rückraum gibt, der komplett aus dem Angriffspiel seines Teams herausgehalten werden soll. Hierfür wird ein Spieler aus dem Abwehrverbund bestimmt, der Pässe zu ihm unterbindet. Diese Abwehrvariante wird nur selten zu Beginn des Spieles verwendet (s. Abb. 1).

5:1 mit ballorientiertem Offensivverteidiger

Die Deckung mit einem ballorientiertem Spieler auf der offensiven Abwehrposition ist mutmaßlich die bekannteste Art der 5:1-Abwehr. Bei dieser Deckungsvariante verschiebt der vorgezogene Abwehrspieler seine Position in Abhängigkeit der Ballposition (s. Abb. 2). In der Regel bedeutet dies, dass der Abwehrspieler Pässe zum Rückraum-Mitte-Spieler (RM) zu unterbinden versucht, indem er sein Stellungsspiel permanent verändert. Die Folge für die angreifende Mannschaft ist, dass die Passwege im Rückraum meist viel länger werden, da der RM nicht als Anspielstation verfügbar ist. Die Rückraumhalben müssen enger zusammenrücken und sind gezwungen riskantere Pässe zu spielen oder das Eins-Gegen-Eins zu suchen. Das Abräumen über die Außen ist so kaum noch möglich.

Situationsgebundene 5:1-Deckung

Bei dieser Variante handelt es sich um einen Zwischentyp der beiden bereits beschriebenen Deckungsreihen. Der vorgezogene Abwehrspieler nimmt eine feste Position ein und stört lediglich das Angriffspiel über eine Position. In Abb. 3 deckt der vorgezogene Abwehrspieler den Rückraumlinken des Gegners. Häufig wird diese Abwehrvariante gespielt, wenn einer der gegnerischen Halbspieler hohe Qualitäten im Wurfverhalten und Eins-Gegen-Eins besitzt. Ist der Ball auf der anderen Abwehrseite löst der vorgezogene Abwehrspieler wieder zurück zur 6:0-Deckung auf, um ein kompakteres Verschieben zu ermöglichen. Erst wenn der Ball in die Nähe seines Gegenspielers gelangt, wird die Deckung auf 5:1 umgestellt. Diese Variante bringt auch Vorteile, wenn einer der gegnerischen Außenspieler zu besonders guten Anstoßbewegungen fähig ist. Nimmt man ihm die nächste Anspielstation auf diese Weise, kann er den Druck, welcher durch das Anziehen entsteht, nicht weitergeben.

Robert Nowacki