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7. Dezember 2014

Warum langsam wenn´s auch schnell geht? Wie die HSG Freiberg jedes Handballspiel zum Spektakel macht

Kategorie: News – Autor: KaiDittrich – 06:41

Die Nachricht hatte es selbst in die großen Sportportale geschafft: Im Oberligaspiel zwischen der HSG Freiberg und der HSG Werratal fielen am 29.09.2014 insgesamt 106 Tore. Am Ende stand es 60:46.
Nun rastet der gemeine Handballfan ja schon aus, wenn die eigene Mannschaft mal die 40. Bude macht. In Freiberg kann man über sowas momentan nur lächeln, denn Ergebnisse dieser Art sin keine Seltenheit. Weitere Ergebnisse der Sachsen in dieser Saison: 59:37, 58:45, 46:43. Nur einmal blieb die Mannschaft in den ersten sieben Partien der Saison unter der 40-Tore Marke.
Dies bietet Anlass genug, einmal genauer nachzuschauen, was da gerade in der vierthöchsten deutschen Spielklasse passiert.

System oder Chaos?

Schaut man sich das „Rekordspiel“ zwischen Freiberg und Werratal auf Youtube an. Den Link gibts hier:

Ist man im ersten Moment vielleicht geneigt zu sagen, dass die HSG Freiberg dort nur durch das Stiften von Chaos den Gegner völlig aus dem Konzept bringt. Doch das ist durchaus Chaos mit System.
Der Trainer der Freiberger Andreas Bolomsky. Hier geht’s zum Interview mit ihm:

http://hsg-freiberg.de/hsg/interview-mit-dem-cheftrainer-andreas-bolomsky

Hat bis zum vergangenem Jahr noch die A-Jugend der HSG Freiberg betreut und mit dieser mischte das, auf Deutschlands Handballlandkarte bislang eher unbedeutende, Freiberg die Jugendbundesliga auf. Fast alle Talente aus dieser erfolgreichen Jugendarbeit sind nun in die erste Mannschaft aufgerückt und machen in der Oberliga einfach da weiter, wo sie in der Jugendbundesliga aufgehört haben.

3:3 Deckung als Erfolgsrezept und Tempo ohne Ende

Die HSG Freiberg spielt eine 3:3 Deckung, welche offensiv orientiert agiert und sehr schnell auch auf ein Manndeckungssystem umgeschaltet werden kann. Hierbei macht sich Freibergs Trainer die überlegene Spielausdauer seiner jungen Mannschaft zu Nutze. So besitzen die Gegner nur selten die Schnelligkeit im Eins-Gegen-Eins die Duelle zu gewinnen und selbst wenn dies einmal passiert ist der Angriffsspieler oft noch sehr weit von Tor entfernt und kommt nur selten in die Nahwurfzone.

Im Angriff sind zum einen das Tempo und zum anderen die extrem hohe Risikobereitschaft bemerkenswert. Aus der 3:3 Deckung heraus kann die schnelle Mitte dank der kurzen Wege der vorgezogenen Spieler natürlich extrem effektiv gespielt werden. Selten lassen sich die jungen HSG-Spieler ins Positionsspiel zwingen, sondern versuchen noch bevor sich die gegnerische Deckung formiert hat abzuschließen.

Einerseits wird also der Gegner im Angriff zu mehr Laufarbeit gezwungen, andererseits in der Abwehr mit höchstem Tempo zu schnellem Rückzugsverhalten genötigt. Somit kann die physische Überlegenheit gleich doppelt ausgespielt werden.

Doch nicht nur physisch auch taktisch sind die jungen Spieler der HSG bestens geschult. Schaut man sich das Video genauer an, ist deutlich erkennbar, dass die einzelnen Freiberger Spieler kaum auf Positionen festgelegt sind. Je nachdem welche Spielsituation gerade besteht, wird einfach die nächstbeste Position eingenommen um das Tempo hochzuhalten.
Zweimal musste sich das Team der HSG Freiberg in dieser Saison schon geschlagen geben. Doch bedenkt man das Alter der Spieler, dann könnte das Ganze dort durchaus eine interessante Entwicklung in den kommenden Jahren nehmen.
Autor: Robert Nowacki