Handballtraining Handballübungen


26. Februar 2018

Torwarttraining: Reaktionsschnelligkeit mit Rebound-Würfen

Kategorie: Torwarttraining – Autor: KaiDittrich – 09:25

Im Folgenden zeigen wir euch einige einfache Übungen zur Schulung der Reaktionsschnelligkeit eurer Torleute. Gut verwendbar hierfür sind Rebound-Trainingshilfen, z.B. hier:

Trainingsrückprallwand/Rebounder

Allerdings könnt ihr auch einfach Turnkästen verwenden.

Rebound von der Seite

276 Torwarttraining Reaktionsschnelligkeit Abb. 1

Nach dem Einwerfen der Torleute in zwei Reihen benötigt jeder Werfer einen Ball. Die Werfer stellen sich in sechs Meter Torentfernung auf, die Rebound-Hilfen werden in ca. einem Meter Abstand zu den beiden Torpfosten platziert (s. Abbildung 1).

Die Werfer zielen abwechselnd auf den diagonal gegenüberliegenden Turnkasten/Rebounder. Durch die Richtungsänderung des Balles ist der Torhüter gezwungen schnell sein Reaktionsmuster anzupassen. Die Torleute nehmen dabei nicht Stellung gegenüber dem Werfer ein, sondern gegenüber des vom Werfer anvisiertem Rebounders.

Je näher dieser zum Tor steht und je härter der Wurf ist, desto höher sind die Anforderungen an die Reaktionsfähigkeit der Torhüter. Die Werfer müssen zudem in der Lage sein, dass anvisierte Ziel sicher zu treffen.

Ergänzungen:

– Zusätzliche Belastung der Werfer, z.B. durch Sprint um eine Markierung Richtung Mittellinie, (s. Abbildung) oder koordinative Aufgaben vor dem Torwurf (Koordinationsleiter, Prellen durch die Beine, Rolle vorwärts, u.ä.)

– Einfallswinkel und Wurfhöhe verändern (Aufsetzer gegen die Rebound-Hilfe führen zu hohen Bällen, die abgwehrt werden müssen)

Rebound von vorne

276 Torwarttraining Reaktionsschnelligkeit Abb. 2

Diese Übungsform ist für die Torhüter noch schwerer. Es werden mindestens zwei Werfer benötigt, welche sich mit Bällen (4-7 Stück pro Schütze) links und rechts hinter den Torpfosten versetzt postieren (s. Abbildung 2). Die Rebound-Hilfen werden zentral vor dem Tor platziert.

Auch hier werfen beide Schützen abwechselnd gegen die Kästen, während der Torhüter versucht die Bälle abzuwehren. Die Entfernung der Rebound-Hilfen zum Tor sollte zwischen 2 und 4 Meter betragen, je nach Reaktionsvermögen des Torhüters.

Die Übung erfordert keine Anforderungen an die Abwehrtechnik, sondern dient einzig der Reaktionsschulung. Auch unkonventionelle Abwehrmethoden sind zulässig. Die Wurffrequenz sollte in jedem Durchgang gesteigert werden.

Autor: Robert Nowacki

6. Februar 2018

Erkenntnisse der EM 2018

Kategorie: Allgemein – Autor: KaiDittrich – 09:57

Gut eine Woche nach der EM ist der Abstand groß genug, um noch einmal objektiv auf das Turnier zurückzublicken, insbesondere natürlich auf die Leistung unserer deutschen Mannschaft. Zudem gab es einige allgemeine Erkenntnisse, die wir im Folgenden mit euch teilen, bzw. zur Diskussion stellen möchten.

7 gegen 6 und Müdigkeit

Immer mehr verfestigt sich das taktische Mittel den siebenten Feldspieler auch bei Gleichzahl zu bringen. Ausnahmslos alle Teilnehmer der Euro machten mehr oder weniger von dieser Möglichkeit Gebrauch, häufig vor allem dann, wenn das Angriffsspiel in Gleichzahl nicht so gut lief.

Aber auch längere Spielabschnitte mit sieben Feldspielern bestritten z.B. die Kroaten und dies meist auch sehr erfolgreich. Das deutsche Team hingegen griff zumeist dann auf das Überzahlspiel zurück, wenn es in den eigenen Offensivbemühungen hakte. Häufig konnte die Mannschaft von Christian Prokop dann auch die Überzahl positiv nutzen. Dass es ausgerechnet im Entscheidungsspiel gegen Spanien komplett nach hinten losging war eher der eigenen Nervosität und fehlender Entschlossenheit geschuldet, als dem taktischen Mittel an sich. Wenn man dem Gegner den Ball in die Hände spielt ist es nun einmal egal, ob man mit sechs oder sieben Feldspielern auf der Platte steht.

Der Gebrauch des siebenten Feldspielers zeigt jedoch auch etwas Anderes: Auf internationalem Topniveau haben viele Mannschaften im Gleichzahlspiel mittlerweile Probleme. Das Angriffsspiel der Gegner ist meist bekannt und es dominierten in vielen Partien Abwehr und Torhüter, auch weil viele Superstars kein gänzlich herausragendes Turnier spielten.

Es liegt der Verdacht nahe, dass der kräftezehrende Spielplan viele Spieler daran hinderte Bestleistungen im 2- bzw. 3-Tagesrhythmus abzuliefern. Bereits im vergangenen Jahr haben wir bei handballtraining.de an ein Überdenken des vollen Terminkalenders seitens der EHF hingewiesen.

Der Europameister Spainien ist sicherlich eine Überraschung, aber eben auch ein Team ohne ganz große Superstars, wie Hansen oder Karabatic, sondern ein Team, welches von Erfahrung, einem gutem Angriffskonzept und vor allem der objektiv besten Abwehr des Turniers lebt.

Wo steht Deutschland?

Zumindest ist der DHB aus den letzten beiden Turnieren nicht so erfolgreich hervorgegangen, wie sich das die Verantwortlichen gewünscht haben. Zu wechselhaft und verkrampft wirkten die Leistungen unserer Nationalmannschaft.

Zwar stellte man eine der besten Abwehrreihen, doch auch hier war nicht immer alles Gold was glänzt. So hatte das deutsche Team gegen Slowenien über die ganze Spielzeit Probleme mit einem einzigen Eins-Eins-starkem Rückraumspieler.

Das Torwartpaar einmal mehr zu den Besten im Turnier, auch wenn Andreas Wolff, welcher von Prokop deutlich mehr Spielanteile erhielt, nicht vollends an seine Leistung aus dem Europameisterschaftsjahr anknüpfen konnte.

Kritisch muss man die vielen Abwehrwechsel sehen. Häufig ging die Hereinnahme von 2 oder sogar drei Leuten für die Defensive nur auf Kosten des eigenen Umschaltspiels. Ausgerechnet in der ersten Hälfte gegen Spanien konnte der DHB ansatzweise zeigen, was mit Tempo aus der eigenen Abwehr heraus möglich ist.

Hier gilt es für das Trainerteam unbedingt mehr Fokus in den nächsten Monaten zu setzen, denn eine gute Abwehr verliert ohne ein passendes Konzept der ersten oder zweiten Welle schnell an Bedeutung.

Baustelle Positionsangriff

Größte Baustelle des DHB während des gesamten Turniers blieb der Positionsangriff. Weder im Angriffsverbund noch individuell konnte man sein Potential abrufen. Die Mängelliste gestaltete sich dabei sehr lang. Die Außenpositionen wurden kaum in Szene gesetzt und doch einmal freigespielt agierte vor allem Uwe Gensheimer oft unglücklich im Abschluss. Dass er dann noch Interviews in der Halbzeitpause geben musste, war sicherlich nicht vorteilhaft für das Ansehen des deutschen Kapitäns.

Auch das Zusammenspiel im Rückraum funktionierte häufig nicht wie erwartet. Die Wurfgewalt eines Julius Kühn oder Steffen Fäth kam vor allem in den ersten Spielen des Turniers selten zum Tragen. In der Hauptrunde deutete Kühn jedoch mehrfach an, dass er eine wichtige Waffe im linken Rückraum ist, die es eben auch einzusetzen gilt.

Auf der Spielmacherposition erhielt Philipp Weber sehr viel Spielzeit von Christian Prokop. Die fehlende internationale Erfahrung merkte man dem Leipziger häufig noch an. Ein erfahrener Spielgestalter auf internationalem Niveau fehlt dem deutschen Team jedoch im Moment leider. Auch Weber deutete in der ersten Hälfte gegen Spanien seine Klasse an und überraschte den Gegner durch sein komplettes Spiel. Wenn man dem Spieler des DhfK Zeit und Vertrauen gibt, kann er sicher in diese Rolle hineinwachsen. Bei der Euro 2018 kam sie jedoch zu früh für ihn.

Im rechten Rückraum war Steffen Weinhold zumeist eine Konstante und brachte durch seine individuellen Fähigkeiten im Eins-Eins viel Leben ins deutsche Spiel. Ausgerechnet an der erfahrenen spanischen Defensive scheiterte jedoch auch er und produzierte mehrfach Offensivfouls. Sein Vertreter Kai Häfner fand leider nicht ins Turnier und traf häufig bei gut gewählten Würfen falsche Entscheidungen. Ob eine Berücksichtigung von Fabian Wiede hier von Vorteil gewesen wäre, bleibt Spekulation.

Alles in Allem kam das DHB-Team über gute Ansätze oft nicht hinaus und dennoch hätte ein Sieg gegen Spanien oder im besten Turnierspiel der Deutschen gegen Dänemark der Kritik viel Wind aus den Segeln genommen.

Allerdings sprechen wir immer noch von einer der jüngsten Mannschaften im Turnier. Der Trainerwechsel ist sicherlich nicht so reibungslos verlaufen, wie sich dies alle gewünscht haben, doch Christian Prokop ist zweifellos ein sehr guter Handballtrainer. Vielleicht muss man dem Bundestrainer einfach mehr Zeit für die Arbeit mit der Mannschaft geben. Ob er diese bekommen wird, entscheiden die Verbandsoberen wohl in den nächsten Wochen.

Autor: Robert Nowacki