Handballtraining Handballübungen


27. Mai 2017

Übung zum Technikbild beim Überzieher mit Folgepass

Kategorie: Technikschulung – Autor: KaiDittrich – 11:02

Der Überzieher gehört ab einer bestimmten Niveaustufe zum Standardrepertoire eines Rückraumspielers.

Vor allem große wurfstarke Spieler auf den Halbpositionen, die sich häufiger kleinen offensiv ausgerichteten Deckungsspielern gegenübersehen sollten diese Individualtechnik beherrschen, um ihre körperlichen Vorteile auch dann noch auszuspielen, wenn sie nicht mehr so einfach in Wurfposition kommen. Im Folgenden gibt es von uns eine Übung sowie die wichtigsten Knotenpunkte des Technikbildes, auch in diesem Video zu sehen:

Überzieher-Viereck mit zwei Verteidigern

252 Überzieher Übungen Abb. 1

Es wird ein Quadrat mit vier Pylonentoren von etwa 3-5 Metern Seitenlänge errichtet (s. Abbildung 1). Jeweils zwei gegenüberliegende Tore werden von einem Verteidiger abgesichert. Vor den Toren wird je ein Angriffsspieler postiert.

Die Angreifer laufen mit Ball auf ihr Tor zu, gehen mit einem Überzieher in den Zweikampf und passen den Ball anschließend parallel zum nächsten Spieler weiter, welcher die Übung gegen den zweiten Verteidiger wiederholt. Währenddessen muss der erste Verteidiger zum gegenüberliegenden Tor laufen, um gegen den dritten Angreifer zu verteidigen usw.

Wichtiges zur Organisation und Variation

Die beiden Abwehrspieler in der Mitte sind permanent in Bewegung. Hier kann den Spielern gut die höhere Effektivität eines Überziehers gegen Abwehrspieler in Bewegung deutlich gemacht werden, indem die Übung zunächst mit vier Abwehrspielern, welche jeweils ein Tor absichern ausgeführt wird und erst im späteren Verlauf gewechselt wird.

Die Angriffsspieler müssen für die Grundübung alle entweder Rechts- oder Linkshänder sein. Hat man nicht genug Linkshänder zur Verfügung empfiehlt es sich diese nebeneinander zu postieren und permanent mit einem Rechtshänder wechseln zu lassen (–> Rückstoßen per Überzieher).

Die Grundübung kann natürlich geöffnet werden, indem auch andere Eins-Gegen-Eins-Angriffstechniken erlaubt werden (Körperfinte zur oder gegen die Hand). Hier werden dann jedoch eventuell mindestens drei Angreifer benötigt.

Vor der ersten Durchführung empfiehlt es sich zudem die Übung als Passkontinuum ohne Abwehrspieler zu gestalten und stattdessen den Überzieher mit Folgepass gegen einen Abwehrdummy, oder eine Slalomstange auszuführen, damit die Spieler ein Gefühl für Pass- und Laufweg erhalten.

Beschreibung des Technikbildes

252 Überzieher Übungen Abb. 2

Die Technikausführung beim Überzieher lässt sich gut in 3 Phase einteilen (s. Abbildung 2). Zunächst versucht der Angreifer durch seinen Laufweg den Verteidiger möglichst weit auf die Seite der Ballhand zu ziehen (–> Prinzip des Stoßens auf Lücke), um sich Platz für den Überzieher zu verschaffen. Im Idealfall wird der Ball im Nullschritt angenommen.

In Phase zwei kommt es bereits zur Kontaktsituation. Der Wurfarm des Angreifers geht mit Ball scheinbar in Wurfauslage nach oben, während der andere Arm Kontakt zur gegenüberliegenden Hüfte/zum Arm des Verteidigers sucht.

Die dritte Phase beinhaltet den eigentlichen Überzieher. Der Wurfarm wird mitsamt Ball im Halbkreis am Abwehrspieler vorbeigezogen. Gleichzeitig drückt die Nichtwurfarmhand den Abwehrspieler an Hüfte und Arm weg von dieser Bewegung. Die beiden Arme machen quasi entgegengesetzte Bewegungen.

Zudem muss die Angreiferhüfte durch einen schnellen explosiven Kreuzschritt zur Seite am Abwehrspieler vorbeigezogen werden. In unserer Beispielübung soll dann der Ball sofort zum nächsten Spieler weitergeleitet werden. Dies sollte ohne größere Verzögerung aus der Bewegung des Überziehers erfolgen (Handgelenkspass ohne noch einmal die Schulter nach hinten zu nehmen).

Autor: Robert Nowacki

20. Mai 2017

Saisonvorbereitung an der frischen Luft – Die örtlichen Gegebenheiten zu Nutze machen

Kategorie: Saisonvorbereitung – Autor: KaiDittrich – 10:48

Viele Trainer gehen für den konditionellen Anteil der Saisonvorbereitung mit ihren Schützlingen lieber an die frische Luft als in der überhitzten Turnhalle zu arbeiten. Dadurch fällt natürlich die Nutzung einiger Trainingsutensilien weg bzw. wird erschwert.

Dennoch geben auch die einfachsten Freiluftsportstätten vielfältige Möglichkeiten der Trainingsgestaltung. Im Folgenden sollen nur einige Beispiele aufgeführt werden.

Training im Sand: Die besondere Beschaffenheit von Beach- und Spielplätzen

Ein idealer „Trainingspartner“ für die Saisonvorbereitung unter freiem Himmel ist Sand. Aufgrund seiner Nachgiebigkeit sorgt Sand besonders im Gebiet der Verletzungsprophylaxe für gute Grundlagen. Die Unberechenbarkeit eines sandigen Untergrundes schult die koordinativen Fähigkeiten, vor allem Gleichgewicht und Reaktion. Zudem kann die Sensomotorik durch die erhöhten Anforderungen an muskuläre Mikrobewegung zur Stabilisation verbessert werden.

Weiterhin erhalten Trainingsinhalte im Sand wesentlich höhere Intensität, da nur ein Teil der aufgewendeten Bewegungsenergie tatsächlich in Energie umgesetzt wird. Lauf- und Sprungstaffeln eignen sich daher besonders, sowohl für das Training der Ausdauerleistungsfähigkeit, als auch für die Explosivität.

Ideal sind Beachvolleyballplätze. Dort können Parteiballvarianten, Staffeln oder Kräftigungsübungen (z.B. das Zuwerfen eines Medizinballes über das Volleyballnetz) zusätzliche Trainingsreize zugefügt werden.

Auch Sandspielplätze eignen sich für die „Zweckentfremdung“ zum Training, aber natürlich nur dann, wenn keine Kinder vom Spielen abgehalten werden (denkt an die motorische Grundausbildung der Handballer von morgen ;).

Training auf dem Sportplatz „Aus wenig viel machen“

Auch wenn ein normaler Sportplatz außer zwei Fussballtoren und einer Laufbahn vielleicht nicht viel zu bieten hat, gibt es auch hier Möglichkeiten, welche jede Saisonvorbereitung bereichern können. In Dreiergruppen kann z.B. ein intensives Medizinballwerfen erfolgen.

251 Saisonvorbereitung an der frischen Luft Abb. 1

Dazu stellen sich drei Spieler mit einem Medizinball wie in der Abbildung dargestellt auf und werfen sich über die Torlatte mit Druckpässen den Ball zu. Nach jedem Wurf wird dem Ball nachgelaufen und zwar um das Tor herum. Natürlich kann das Ganze auch mit mehr Spielern durchgeführt werden.

Die aufgezeichneten Linien eignen sich zudem meist für extensive Linienläufe. Hier kann der Übergang von der Grundlagenausdauer zum Schnelligkeitstraining gut umgesetzt werden.

251 Saisonvorbereitung an der frischen Luft Abb. 2

Ein Beispiel: Die Spieler starten an der Grundlinie, laufen zur Kante des 5-Meter-Raumes und zurück (Abbildung 2: blau), dann zur 16-Meter-Raumbegrenzung und zurück zu 5 Meter (rot), dann zur Mittellinie und zurück zur 16 Meterlinie (schwarz), schließlich zur gegenüberliegenden Grundlinie im Vollsprint (weiss).

Auch hier kann eine gewisse Handballspezifik eingebaut werden, indem die Läufe paarweise mit Zuspielen des Balles durchgeführt werden. Auch Wettkämpfe gegeneinander sind möglich. Eine Gruppe versucht gemeinsam möglichst viele Liegestütze, Sit-Ups, Burpees, etc. zu schaffen, während die andere Gruppe die Linienläufe absolviert.

Autor: Robert Nowacki

6. Mai 2017

Torwarttraining – Den einfachen Wurf erkennen, anbieten und parieren (Komplexübung)

Kategorie: Torwarttraining – Autor: KaiDittrich – 10:19

Im letzten Artikel hatten wir Theoretisches zum Torwartspiel in Bezug auf das Anbieten von Würfen zusammengefasst. Nun stellen wir euch eine Komplexübung vor, welche das Ganze von unterschiedlichen Positionen und in schneller Abfolge schulen soll.

Schnelle Wurfserie von 3 Positionen in schneller Abfolge

250 Den einfachen Wurf erkennen Teil 2 Abb. 1

Aufbau:
Für die Übung werden 3 Pylonentore gemäß unserer Abbildung benötigt, eine auf halblinks, eine auf halbrechts und eine im Zentrum. Die Torleute sollten vor der Übung vernünftig eingeworfen und vorgedehnt sein.

Die Feldspieler verteilen sich jeweils mit Ball auf die 3 Positionen. Wichtig ist hierbei, dass die ersten Spieler jeder Reihe den gleichen Abstand zu ihrer Pylone besitzen.

Ablauf:
Alle drei Startspieler jeder Reihe laufen gemeinsam (entweder nach gegenseitiger Abstimmung oder auf ein zentrales Signal) auf ihr Pylonentor zu. In unserem Übungsbeispiel geht der halblinke Spieler sofort in eine Eins-Gegen-Eins-Bewegung am Pylonentor, springt direkt danach ab und wirft in Sprungrichtung auf das Tor. Der Torhüter muss schnell sein Stellungsspiel anpassen und soll den einfachen Wurf „zu machen“.

Gleichzeitig stößt der Spieler auf halbrechts zwischen seinem Tor hindurch und prellt einmal außen herum, bis er wieder vor dem Tor steht. Anschließend geht auch er in die Eins-Eins-Bewegung und wirft nach dem bekannten Muster auf das Tor.

Der Spieler im Zentrum dreht insgesamt zwei Runden um sein Pylonentor ehe er es den anderen beiden Mitwerfern gleichtut. Somit ist gewährleitet, dass die drei Werfer in verzögerter fester Abfolge abschließen.

Grundlegendes zur Übung:
Die Übung zielt darauf ab, dem Torhüter schnelle Anpassungen seines Stellungsspiels abzuverlangen, um Automatismen zu schaffen. Durch den gleichzeitigen Start und den verzögerten Abschluss wird diese schnelle Abfolge gewährleistet. Es sollte darauf geachtet werden, dass die drei Werfer einer Gruppe aus Spielern mit ähnlichen technischen und konditionellen Voraussetzungen bestehen, sodass von Natur aus ein guter Rhythmus vorhanden ist.

Dennoch braucht es Zeit das Übungsschema aufzubauen. Es ist ratsam zunächst Handlungseinschränkungen zu geben, z.B. dass die Eins-Eins-Bewegung nur zur Hand erfolgen darf, sodass sich die Torhüter zunächst mehr auf das Übungstempo einstellen können. Es kann zunächst auch eine vereinfachte Variante mit Abschluss von zwei Positionen genutzt werden. Im weiteren Verlauf kann das Schema immer weiter aufgebrochen werden.

Variationen

Statt des Stoßens durch die Pylonen können andere zeitverzögernde Elemente genutzt werden, z.B. 1-2 Liegestütze, Strecksprünge, Prellen durch die eigenen Beine, u.ä. Ist der Übungsablauf gefestigt, können die Schützen angewiesen werden nur dann in die angesagte Torecke zu werfen, wenn das Stellungsspiel des Torhüters diese wirklich anbietet.

Macht der Torhüter die Ecke zu früh (noch vor vollendetem Armzug des Schützen nach hinten) zu signalisiert ihm der Schütze durch seinen Wurf, dass er ihn zu einfach durchschauen konnte.

Die Übung kann zudem mit 1:1 und Abwehrtraining verknüpft werden, indem halbaktive Abwehrspieler die Pylonentore verteidigen müssen (jeweils die Werfer aus der vorherigen Runde).

Autor: Robert Nowacki